So gemischt wie das Wetter, so gemischt waren die Stimmen der Händler beim diesjährigen Elisabethenmarkt in der Markdorfer Innenstadt. Wechselten im Laufe des Montags Regen- mit Trockenphasen ab, so zeigten sich beim Gang zwischen den Krämermarktständen die einen Anbieter zufrieden, die andern waren weniger glücklich.
Warten auf den Schüleransturm
Wie Christian Dietls Geschäfte sich entwickeln werden, das vermochte er am frühen Vormittag noch nicht einzuschätzen. Er kommt aus Bregenz und bietet seit 1995 Taschen und Lederwaren aus echtem Leder an. Noch sei es zu früh für eine Prognose, sagt Dietl. In der Hand hält er allerdings keine Tasche, sondern eine Tüte mit Wiener Mandeln. „Die gehören einfach dazu“, erklärt der Lederwarenhändler aus Bregenz. Bei jedem Elisabethenmarkt gönne er sich die süße Leckerei, „mit viel Mandel und wenig Zucker“, bei Pirmin Haug aus Konstanz. Der bietet neben Wiener Mandeln auch Lebkuchen, Schokoladen-Bananen und weiteres Naschwerk an. Damit er auf den mittäglichen Ansturm vorbereitet ist – wenn die Schüler auf dem Heimweg sind–, hilft Pirmin Haug heute sein Sohn Mike.
Lieber am Stand als aus dem Internet
Annette Lindemann kommt sehr gezielt. „Vielleicht nehme ich auch eine Tüte gebrannte Mandeln mit.“ Den weiten Weg vom nördlichen Ende der Stadt auf die Marktstraße hat sie an diesem Vormittag unternommen, um Staubsaugerbeutel zu erstehen. „Natürlich könnte ich die auch im Internet bestellen, aber so ist es mir lieber.“ Offenbar mögen sich noch mehr Markdorfer die dringend benötigten neue Bürsten oder einen Putzstein oder Mittel zur Teppichreinigung beziehungsweise Pflege am Stand von Andreas Schatz abholen. Der außer allerlei Zubehör auch gebrauchte Staubsauger einer geläufigen Marke feilbietet, die vor allem auf Direktvermarkung setzt. Die Kunden kommen in Wellen und suchen auch Beratung.

Die Rote gehört zum Pflichtprogramm
Keine lange Beratung brauchen Ingrid und Ernst Reifsteck. Dass es am Krämermarkt-Montag beim Elisabethenmarkt eine Rote von Ottos Wurststand sein muss, steht für die beiden außer Frage. Damit sind sie übrigens nicht die einzigen. Peter Elbs, Mitarbeiter des Christlichen Bildungswerks, kommt gerade aus dem Pfarramt – und begibt sich geradewegs dorthin, wo es so lecker duftet. So lecker sogar, dass die Leute, die sich und ihre Wurstsemmeln unterm Regenschirm schützen, überhaupt nicht darauf zu achten scheinen, was sich über ihren Köpfen abspielt. Dort, an der Rathaus-Fassade hinter dem Würstchenstand, stehen zwei Männer auf der Plattform einer Hebebühne und hantieren im Regen am gerade montierten Wappen des frisch renovierten Bürgermeisteramts.
Der Regen schreckt manchen Händler ab
Jens Ortolf, Mitarbeiter im Meldeamt und der Marktmeister der Stadt, wird erst in wenigen Tagen mit seinen Kollegen ins fertig gewordene Rathaus ziehen. Dass Jahrmärkte „Wettersache“ sind, erklärt er noch in der Schlossscheuer, der Rathaus-Zwischenlösung. „Über 70 Beschicker waren angemeldet“, sagt Ortolf. In Anbetracht des angekündigten Regens seien am Morgen aber nur rund 60 Händler gekommen. „Man merkt es vor allem am Stadtgraben, da ist es doch ziemlich luftig.“
Ortolf jedoch lässt es sich nicht nehmen, die Händler morgens zu begrüßen. Spürten sie, dass man sich um sie kümmere, kämen sie auch wieder, auch von weiter her, sagt der Marktmeister.

Mario Wesemann kommt ursprünglich aus dem Brandenburgischen. Nun lebt er in Lindau. Auf dem Markt bietet er Gurken aus seiner alten Heimat an, aus dem Spreewald. Und Lidia Fitzner findet die besonders lecker. Auch für sie schmecke das nach Heimat, erklärt die gebürtige Polin, die inzwischen seit 35 Jahren am Bodensee lebt.