„Mit ihren rund 14.000 Einwohnern ist Markdorf die größte Mitgliedsgemeinde des Zweckverbands“, so leitete Bernhard Schultes, Geschäftsführer des Zweckverband Breitband Bodenseekreis (ZVBB), seinen Sachstandsbericht für den Gemeinderat ein. Mithin sei die Ausgangslage für schnelles Internet hier günstiger als in den meisten anderen Verbandsgemeinden, darunter Neukirch, Oberteuringen, Eriskirch, Meckenbeuren, Owingen, Heiligenberg, Bermatingen, Sipplingen und Langenargen. Schultes gab den Räten in der Sitzung einen Überblick über die Ausschreibungsergebnisse, stellte den Sachstand des Ausbauvorhabens vor und gab einen Ausblick aufs weitere Vorgehen in Sachen Breitband in Markdorf.

Im Oktober soll es losgehen

Den Beschluss, die sogenannten weißen Flecken zu tilgen, jene Bereiche der Stadt, deren Downloadraten durch die Datenleitungen noch unter 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) liegen, hatte der Gemeinderat bereits im April 2021 gefasst – und den Zweckverband mit den dazu notwendigen Schritten beauftragt.

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Wie Schultes nun erklärte, seien die notwendigen Vorbereitungen getroffen, sodass im Oktober mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden könne. Der Geschäftsführer berichtete im Rat aber auch von erheblichen Kostensteigerungen (12,1 Millionen Euro gegenüber den ursprünglich veranschlagten 6,6 Millionen Euro). Die Mehrausgaben sollen indes durch eine Ausweitung der Förderprogramme von Bund und Land ausgeglichen werden.

Weiterer Ausbau bis 100 Mbit/s

Außerdem wurde dem Rat auch eine Kalkulation für den Ausbau der sogenannten hellgrauen Flecken unterbreitet. Das sind Bereiche, die zwar aktuell mit mehr als 30 Mbit/s versorgt sind, aber nicht über einen gigabitfähigen Anschluss verfügen: Für diesen Ausbau werden rund 7,7 Millionen Euro netto veranschlagt. Die Förderung von Bund und Land würde sich voraussichtlich auf gesamt 6,5 Millionen Euro belaufen, so dass bei der Stadt ein Anteil von knapp 1,2 Millionen Euro verbliebe. Nach Ablauf der Karenzfrist könne die Stadt dafür dann mit Pachteinnahmen in Höhe von rund 320.500 Euro rechnen, sodass sich der Eigenanteil nach Ablauf der Karenzzeit nach elf Jahren refinanzieren würde.

Wo der Boden ohnehin geöffnet werden muss, werden Leerrohre verlegt und die Kabel dann eingezogen.
Wo der Boden ohnehin geöffnet werden muss, werden Leerrohre verlegt und die Kabel dann eingezogen. | Bild: Jörg Büsche

Bis Ende 2024 keine weißen Flecken mehr

Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten an den weißen Flecken bis Ende 2024. Die sogenannten grauen Flecken, jene Bereiche also, in denen die Internetgeschwindigkeit zwischen 30 Mbit/s und einem Gigabit liegt, sollen bis Ende 2025 erschlossen sein. Dafür werden Kabeltrassen mit 23 Kilometer Länge neu gebaut. Hinzu kommen Kabelzugtrassen mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometern. Weshalb Schultes das Vorhaben selbst als „sehr ambitioniert“ bezeichnet.

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FDP-Rat Rolf Haas ist skeptisch

FDP-Stadtrat Rolf Haas, beruflich in der IT-Branche tätig, zeigte sich skeptisch. Ihm schien das Konzept aus der Zeit gefallen. „Werden die potenziellen Kunden das Breitbandangebot denn überhaupt nutzen?“ fragte er. Inzwischen gebe es ein Mobilfunkangebot mit hervorragenden Down- und Uploadraten und der neuste Mobilfunkstandard 5G werde flächendeckend ausgebaut, auch hier in der Region. „Wie wollen Sie verhindern, dass eine Infrastruktur aufgebaut wird, die dann aber keiner nutzt?“ Er bezweifle, dass sich die Investition rechne, wenn der Bürger auf 5G ausweichen könne. Schultes verwies auf die grundsätzliche Zukunftsfähigkeit des Breitbandnetzes.

Bürgermeister Georg Riedmann erinnerte an das Kernanliegen: „100 Prozent der Haushalte ein Angebot zu machen.“ Riedmann wies auch darauf hin, dass die Stadt ihren eigenen Kostenanteil beim Breitbandprojekt nach elf Jahren refinanziert hätte. SPD-Fraktionschef Uwe Achilles verwies auf die Chancen zu mehr Homeoffice, die ein ausgebautes Glasfasernetz für die Privathaushalte, aber auch für kleine Firmen und Mittelständler biete. Im Folgenden beschloss der Gemeinderat die förmliche Betrauung des Zweckverbandes mit dem Ausbau der grauen Flecken, bei einer Enthaltung von Haas.