Dieser Rekord im Markdorfer Rathaus könnte einer für die Ewigkeit sein: Am 28. Februar wechselte Hauptamtsleiter Klaus Schiele in den Ruhestand, nach außergewöhnlichen 35 Jahren als Amtsleiter in der Stadtverwaltung. Mit seinem Schritt ins Pensionärsdasein verliert das Rathausteam seine mit Abstand dienstälteste Führungskraft.

Die Attribute steif und förmlich wurden ihm häufig zugeschrieben, doch Klaus Schiele konnte auch locker und humorvoll sein: Hier ...
Die Attribute steif und förmlich wurden ihm häufig zugeschrieben, doch Klaus Schiele konnte auch locker und humorvoll sein: Hier verteilt er zum Markdorfer Brauch Hansafüratle im Juni 2020, noch mit Corona-Haarpracht, Süßigkeiten an eine Schülerin. | Bild: Jörg Büsche

Im Gemeinderat wurde Schiele bereits von Bürgermeister Georg Riedmann verabschiedet. Wir lassen an dieser Stelle seine Kolleginnen und Kollegen sprechen, die ihn über lange Jahre hinweg begleitet haben – statt der sonst üblichen, aber eher trockenen Aufzählung von Verdiensten oder Wegmarken. Wie haben seine Kolleginnen und Kollegen den Hauptamtschef erlebt? Welche Anekdoten sind ihnen im Gedächtnis geblieben? Herausgekommen bei unserer Umfrage sind abwechslungsreiche, teils humorvolle und überraschende Statements.

Im Kinder- und Kleinkindbereich der Stadt zeigte sich Klaus Schiele in den vergangenen Jahren als vorausschauender und ...
Im Kinder- und Kleinkindbereich der Stadt zeigte sich Klaus Schiele in den vergangenen Jahren als vorausschauender und durchsetzungsstarker Organisator. Hier bei der Präsentation des Bauwagens für den Waldkindergarten im Frühjahr 2019 mit dem damaligen Bauamtsleiter Michael Schlegel (links) und Bürgermeister Georg Riedmann (rechts). | Bild: Lippisch, Mona
Regina Holzhofer
Regina Holzhofer | Bild: Grupp, Helmar

Regina Holzhofer, Hauptamtsleiterin

„An meinem zweiten Arbeitstag – wir waren gerade auf Kennenlernrunde in verschiedenen Dienststellen unterwegs – brachte er mir gegenüber eine Art Erleichterung zum Ausdruck: es sei für ihn beruhigend, dass die Übergabe seiner Stelle und der damit verbundenen Verantwortung nun also in greifbare Nähe gerückt ist. Dass ihm dies wichtig ist und dass es ihm ein gutes Gefühl vermittelt, zeigt mir, dass er sich mit seinen Aufgaben als Amtsleiter über all die Jahre in hohem Maße identifiziert hat.

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Fachlichen und manchmal auch ganz alltäglichen Diskussionen begegnet er stets eifrig und leidenschaftlich. Dass wir zwischendurch auch gerne mal herzhaft lachen, verbindet uns und zeigt unser beider Sinn für Humor. Für seinen Ruhestand wünsche ich ihm stets aufgeweckte und ebenbürtige Gesprächspartner zum „Fachsimpeln“ zu Themen aller Art und natürlich Glück und vor allem Gesundheit.“

Michael Lissner
Michael Lissner | Bild: Ganter, Toni

Michael Lissner, Amtsleiter Finanzverwaltung und Stadtkämmerer

„Herr Schiele ist langjähriger Hauptamtsleiter der Stadt Markdorf. In dieser Funktion hat er sich stark für die Belange der Stadt eingesetzt und oft eigene Interessen zurückgestellt. Das ist nicht selbstverständlich und verdient Anerkennung. Ich persönlich wünsche ihm vor allem Gesundheit und Lebensfreude und hoffe, dass er all die Dinge, die in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen sind, nachholen kann. Dabei weiß ich, dass er sich nicht zurücklehnen wird, sondern Neues lernen und seine Kenntnisse wissenschaftlich an der Uni vertiefen will.

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Als Nachbarn sind wir oft gemeinsam nach Sitzungen oder zum Dienstende nach Hause „marschiert“. Und wenn ich zu Hause zu spät dran war, wusste meine Familie, dass ich noch vor Herrn Schieles Haus stehe und im Gespräch bin. Dabei war der Austausch für mich immer wertvoll. Er blickt über den Tellerrand hinaus und ist auf verschiedenen Ebenen sehr belesen und interessiert. Ich muss zugeben, dass es mir nicht immer direkt gelungen ist, zu folgen und zu verstehen. Auch kann ich mich gut an unsere gemeinsamen Amtsleiterbesprechungen erinnern. Bis heute sehe ich es dort als meine Aufgabe an, die von Herrn Schiele verwendeten Fremdwörter zu googeln und für die Runde zu ‚übersetzen‘. Wir werden ihn vermissen!“

Beate Geng
Beate Geng | Bild: Helga Stützenberger

Beate Geng, Sekretärin des Bürgermeisters

„Herr Schiele wurde bereits 1990 mein Vorgesetzter. Er war ein strenger Chef, loyal, insgesamt ein guter Chef: führungsstark, hilfsbereit und er erklärte sehr gerne und sehr ausführlich... Er ist ein Schwabe durch und durch: schlau, gewitzt und immer hungrig unterwegs – an jedem Essensbuffet ist er der Erste. Beim Kuchenbuffet muss es nicht die Torte sein, hier bevorzugt er Zopfbrot (gerne auch mit Rosinen) und Trockenkuchen. An Weihnachten haben Springerle und Linzer Torte Tradition. Es ist bekannt, dass er sehr belesen und wortgewaltig unterwegs ist und er hat einen besonderen Humor. Unser früherer Bürgermeister, Herr Gerber, hat mitunter in die Runde gerufen: „Herr Schiele hat ein Späßle gemacht!“ Für die nun beginnende Lebensphase als Pensionär wünsche ich ihm alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit.“

Dominic Warken
Dominic Warken | Bild: Dominic Warken

Dominic Warken, Amtsleiter Baurechtsamt

„Was ich an ihm am meisten geschätzt habe, war sein Humor und auch den einen oder anderen Tipp in der Verwaltungspraxis. Aus entrückter Position die Dinge zu betrachten, messerscharf zu analysieren und den Kern ohne jegliche Hysterie zielgenau zu treffen. Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig. Ich habe immer etwas zum Denken mitgenommen.“

Monika Beder
Monika Beder | Bild: Heike Gumsheimer

Monika Beder, Leiterin Stadtgärtnerei

„Wir in der Stadtgärtnerei hatten nicht so viel mit ihm zu tun. Außer, wenn mal ein Beerdigungskranz, meistens in letzter Minute, zu machen war. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass Herr Schiele einen Kranz bestellt hat und die Blumen waren schon da und erst dann stellte sich heraus, dass gar keine Blumen gewünscht waren. Dann haben wir die Kranzblumen im Rathaus verteilt. Wir wünschen Herrn Schiele alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit für seinen neuen Lebensweg.“

Stefan Mutter
Stefan Mutter | Bild: Ganter, Toni

Stefan Mutter, Leiter Bauhof

„Herr Schiele ist und war immer gut informiert, er weiß über alles Bescheid und manchmal schon bevor die Dinge passierten, so hatte man jedenfalls den Eindruck. Er agierte, wenn‘s drauf ankam, unterstützend und entgegenkommend, was aufgrund seines Amtes sehr hilfreich war. Und er kann, entgegen der allgemeinen Meinung über Beamte, auch schnelle Entscheidungen treffen. Herr Schiele ist auch schnell beim Feste feiern. So ein abruptes in den Ruhestand gehen nach dreieinhalb Jahrzehnten ist, wenn man seine Person kennt, sicher nicht einfach für ihn. Vielleicht hätte die Verwaltung ja noch eine Aufgabe für ihn?“