Einmal im Jahr lädt Hans Jörg Walter, der Leiter des Musikfreunde-Orchesters, zu einem Serenaden-Konzert ein. Am Sonntagabend hat es in der Markdorfer Stadthalle stattgefunden. Es war ein besonderer Abend. Zum einen, weil Walters Orchester gemeinsam mit dem von Johannes Eckmann dirigierten Jungen Kammerorchester der Markdorfer Musikschule gespielt hat. Zum anderen, weil es Walters Abschiedskonzert war. Nach 44 Jahren gibt er die Leitung der Instrumentalisten ab. Sein Nachfolger wird Johannes Eckmann sein, der bereits beim sonntäglich Serenaden-Konzert bei einigen Stücken den Taktstock geführt hat.

War da etwa auch ein wenig Ehrerbietung gegenüber dem scheidenden Dirigenten im Spiel? Zwar ist es keineswegs so, dass sich das Orchester erst beim Triumph- oder Huldigungsmarsch aus Edvard Griegs Bühnenmusik zum Wikinger-Stück "Sigurd Joresalfar" besonders angestrengt hätten. Mit Verve hatte das Orchester von Anfang an gespielt. Die Ouvertüre zu Händels "Feuerwerksmusik" kam mit derselben Energie, dem gleichen Elan daher wie die "Arlesienne Suite" von Bizet. Ganz zu schweigen vom durch Spielfreude getragenen überaus mitreißenden Schwung bei der Griegschen "Holberg Suite". Und doch lässt sich das gesamte Konzert kaum anders deuten als eine Huldigung. Ein Dankeschön an jenen Mann, der das Musikfreunde-Orchester aufgebaut, weiter getragen und zu schöner Reife fortentwickelt hat.

Eva Grafmüller, die Vorsitzende der Musikfreunde, brachte es auf den Punkt: "Um alles aufzuzählen, was Hans Jörg Walter fürs Orchester geleistet hat, würde die Zeit nicht ausreichen." Also beschränkte sie sich auf wenige Stichpunkte. Die Serenaden-Konzerte nannte sie, die Musicals, die Auftritte im Hammerhof oder für die Senioren in Markdorf und Kluftern. Von jedem einzelnen Musiker gab es eine Rose – und vom Verein einen Baum, der, so Eva Grafmüller an Hans Jörg Walter gewandt, "hoffentlich genau so viele Früchten tragen wird wie deine Tätigkeit bei uns". Mit ansteckender Begeisterung habe er die Musiker geleitet, sollte Eva Grafmüller in der Konzertpause erklären. Und so geduldig und zugewandt sich Hans Jörg Walter stets zeige, so kritisch und fordernd gebe er sich vor den Auftritten. "Ihm habe ich zu verdanken, dass ich gerne jeden Tag übe", erklärte die Musikfreunde-Vorsitzende.

Womit sie bei den Musikfreunden wohl nicht die einzige sein dürfte. Das bewies das Konzert am Sonntagabend, zu dessen Höhepunkten unbestritten das selten gespielte Posaunenkonzert von Ernst Sachse gehört. Den Solo-Part blies Diego Sanz-López. Die romantische Farbigkeit in alle ihren Facetten traf er in delikaten Nuancen. Und insbesondere die Streicher standen ihm bei – sowohl in den sehr lebhaften wie auch in leisen Passagen. Dirigiert hat Hans Jörg Walter. Doch um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ein gewisses Quantum Huldigung gab es nicht erst beim Huldigungsmarsch, sondern während des gesamten Abends. Was die nächste Frage aufwirft: Wohin wird Johannes Eckmann das Musikfreunde-Orchester führen? Aber darauf gibt es wohl erst beim nächsten Konzert eine Antwort.


Konzertprogramm
- Georg Friedrich Händel: Feuerwerkmusik, HWV 351 – Ouvertüre
- Gabriel Fauré: Pavane Opus 50
- Ernst Sachse: Posaunenkonzert
- Georges Bizet: Arlesienne Suite No. 2 – Pastorale und Farandole
- Edvard Grieg: Holberg Suite Opus 40 – Präludium und Air; Sigurd Jorsalfar Opus 22 – Triumpfmarsch
- Hans Jörg Walter und Johannes Eckmann haben das Orchester der Musikfreunde Markdorf und das Junge Kammerorchester der Markdorfer Musikschule dirigiert. Die Solo-Posaune hat Diego Sanz-López gespielt.