Markdorf – Eine dreiviertel Stunde hat der Gemeinderat am Dienstagabend über die weitere Rathausareal-Planung diskutiert, teils kontrovers und teils auch mit sehr kritischen Beiträgen am bisherigen Verlauf der Planungen. Dennoch erhielt die Verwaltung am Ende eine Mehrheit für die von ihr gewünschte Supermarkt-Sondierung (6 Gegenstimmen, eine Enthaltung) und für eine Hotel-Studie (zwei Enthaltungen). So äußerten sich die Räte:

"Sehr skeptisch" sei er in punkto Hotel, so CDU-Rat Alfons Viellieber: "Wir wollten einen Attraktor für das Rathausareal, aber ist ein Hotel ein Attraktor?" Deshalb sei die externe Studie wichtig. "Wir waren schon mal viel weiter und sind jetzt wieder am Standpunkt null", kritisierte SPD-Chef Uwe Achilles. Er könne sich keinen "Hotel-Klotz" vorstellen. "Wie weit müssen wir uns verbiegen, um die Refinanzierung zu ermöglichen?", fragte er. Er sehe weder in Hotel noch Supermarkt den gewünschten Frequenzbringer für die Altstadt. "Städtebaulich in diesem Bereich nicht vorstellbar", lautete sein Urteil. Hart ins Gericht mit den drei Testentwürfen des Büro Baldauf ging Christiane Oßwald (UWG): "Ich war schon damals enttäuscht von den Vorschlägen." Die Baldauf-Entwürfe hatten Wohnen, Markt und Pflegewohnen und Markt und Pflegeheim vorgeschlagen. Enttäuscht sei sie vor allem, weil von nirgendwoher eine kreative Idee komme.

Am liebsten würde sie die komplette Planung nochmals öffnen lassen, nach einer Alternative mit "Event-Charakter" suchen (sie führte als Beispiel eine Indoor-Sport- oder Kinderspielhalle an) und sich nochmals genügend Zeit geben. Viellieber mochte das so nicht stehen lassen. Ihm sei die Diskussion schon wieder "viel zu negativ". "Wir fangen schon wieder an, alles schlecht zu machen", hielt er den Kritikern entgegen. UWG-Chefin Susanne Deiters Wälischmiller merkte daraufhin an, dass die Debatte zeige, dass "der große Wurf noch nicht da ist". Man müsse sich nochmals Zeit geben. Auch Martina Koners-Kannegießer (CDU) warnte vor einem "Schnellschuss", sah Rat und Verwaltung aber "auf dem richtigen Weg, uns fundierte Informationen einzuholen". Den bisherigen Weg kritisierte hingegen FW-Chef Dietmar Bitzenhofer: "Wir hätten diese Diskussion jetzt nicht, wenn wir uns schon früher zu den Entwürfen hätten äußern können." Deshalb sei er auch nicht zu der Bürgerveranstaltung in die Stadthalle gegangen, sondern stattdessen zum Eisessen nach Meersburg. Maßgabe sei, so Bitzenhofer, dass man einen Attraktor wolle. Das könne ein Supermarkt sein, aber auch etwas anderes. Doch für alles brauche man einen Investor, deswegen seien die Untersuchungen vonnöten. Andreas Schley (UWG) hingegen sagte, er könne sich eine Refinanzierung mit diesen Objekten nicht vorstellen. Dann müsse man in der Tiefgarage Parkgebühren erheben.
Sein Fraktionskollege Roland Hepting forderte "pfiffige Ideen" und pflichtete Oßwald bei. In der Diskussion "dümpele man laienhaft dahin": "Ich fühle mich da auch einfach überfordert", so Hepting. Sein Vorschlag: Sich umzuhören, ob in vergleichbaren Städten jüngst eine ähnliche Aufgabe positiv gelöst wurde und sich dies näher anzusehen. Man könne diesbezüglich den Städtetag anfragen, so Hepting.

Bürgermeister Georg Riedmann zeigte sich hierzu aufgeschlossen, betonte aber während der Diskussion mehrfach, dass jetzt noch keine Entscheidung anstünde, sondern nach wie vor in der Phase sei, sich über mögliche Nutzungen zu verständigen.

Die Hotel-Frage

Der Rat hat am Dienstagabend die Verwaltung beauftragt, eine Machbarkeitsstudie Hotel am Rathausareal in Auftrag zu geben. Darum geht es:

  • Das Vorgehen: Das Fachbüro Cordes und Rieger (Kiel) soll eine Potenzialanalyse für ein Hotelprojekt erarbeiten. Die Verwaltung erwünscht sich Klarheit, ob eine Investorensuche Sinn hat, wie ein Hotelprojekt auf Markdorf zugeschnitten wäre und eine Handlungsempfehlung. Das Büro Baldauf soll begleitend dazu die städtebauliche Untersuchung liefern.
  • Die Kosten: Cordes und Rieger hat ein Angebot über 17 612 Euro abgegeben, Baldauf eines über 10 115 Euro.
    Gesamt sind es also 27 727 Euro.
  • Die Aufgabe: Folgende Punkte soll das Büro Rieger und Cordes unter anderem klären: Standortsuche und -beschreibung, zwei Hotelkonzeptideen, Einschätzung des Nachfragevolumens, Parkraumerschließung unter Einbindung der gesetzten Tiefgarage mit bis zu 150 Stellplätzen, Möglichkeiten der Einbindung des Gasthof Adler, schematische Darstellung der Wirtschaftlichkeit und Präsentation der Studie im Gemeinderat. Das Büro Baldauf soll parallel die städtebauliche Einbindung und die Integration in die Rathausareal-Gesamtplanung vornehmen.
  • Wieso Kiel? Der Kontakt zu Geschäftsführer Robert Cordes sei über Verbindungen an die Häfler Zeppelin-Universität geknüpft worden, heißt es. Cordes und Rieger entwickeln vor allem Konzepte im 4-Sterne und 4-Sterne-Superior-Bereich. (gup)