Der Anspruch ist hoch – und schnell erhoben. Überdies lockt es die Besucher an, wenn da von Meisterschaft die Rede ist, vom handwerklich ausgereiften Umgang mit dem Mal- beziehungsweise Zeichenwerkzeug. Im Fall der jüngsten Ausstellung des Immenstaader Heimatvereins im Rathaus der Seegemeinde aber scheint der Anspruch überaus berechtigt. Die Präsentation von Bildern Rose Sommer-Leypolds, Max Ehingers und Herbert Vogts trägt den Titel "Meisterhaft mit Pinsel und Feder". Und so viel zeigt der Gang durch die Rathausflure rasch: Minderwertiges begegnet nirgends. Und schon gar nicht begegnet das, was der von 1945 bis 1983 in Immenstaad lebende Grafiker und Graveur Max Ehinger als "Murks" bezeichnet hat.

Murks nämlich, so zitierte Heide Budde, Ehrenmitglied und Mitglied des Heimatvereins-Beirats, Ehinger in ihrer Einführungsrede zur Vernissage, Murks nämlich beginne eben dort, wo es am zeichnerischen Handwerk mangelt. Allen Mängeln entgegen steht indes die gründliche Ausbildung, die sowohl Ehinger als auch Rose Sommer-Leypold und Herbert Vogt genossen haben. Vogt studierte an der Akademie für Kunstgewerbe in Dresden, Ehinger trat nach seiner Ausbildung zum Relief-Graveur ein Bildhauerstudium an der Akademie in Stuttgart, später dann ein Grafikstudium in Wien an. Und Rose Sommer-Leypold besuchte die Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, wurde Meisterschülerin von Anton Kolig, im Jahr 1943 jedoch von den NS-Kultusbehörden von der Akademie verwiesen.

Dass Immenstaad gleich drei Meister ihres Fachs in seinen Grenzen beherbergt habe, darin sah Jürgen Beisswenger einen sehr berechtigten Grund, stolz zu sein. Der Bürgermeister erinnerte an die bisherigen Einzelausstellungen, mit denen der Heimatverein Ehinger, Sommer-Leypold und Vogt präsentiert hat. Überhaupt würdigte Bürgermeister Beisswenger den Einsatz der Heimatvereins-Mitglieder. Im Immenstaader Kulturleben spielten sie eine beziehungsweise die prägende Rolle. Und es freue ihn, dass die "bunten und vielseitigen" Veranstaltungen des Vereins stets eine derart große Resonanz fänden, betonte Beisswenger.

Wenn es auf der Internetseite des Heimatvereins heißt, Sammeln, Inventarisieren und Restaurieren gehörten gewissermaßen zum Kerngeschäft, so zeigt die aktuelle Ausstellung im Rathaus, wie fruchtbar zumal das Sammeln ist. Ein Teil der gezeigten Bilder kommt aus dem Bestand des Heimatvereins. Vieles aber sind Leihgaben, insbesondere von den Familien der drei Immenstaader Künstler, denen der Verein durchaus verbunden ist. So klang es an, sobald sich Heide Budde an die Familien wandte. Budde skizzierte die Lebenswege von Rose Sommer-Leypold, Max Ehinger und Herbert Vogt, sie umriss das Typische der Sommer-Lypoldschen Farbenpracht, der Vogtschen Fähigkeit Atmosphärisches zu treffen und der so reduziert wie prägnanten Linienführung Ehingers. Heide Budde malte aber auch jenes Immenstaad aus, in dem sich die drei Künstler so lange bewegt haben. Sie erinnerte an Details wie die dunkle Samtkordel, den Krawattenersatz des immerfort aufrecht gehenden Max Ehingers. Und sie präparierte die Berührungspunkte im Arbeiten der drei Künstler heraus: Treffsicherheit, Delikatheit im Farbauftrag, zeichnerische Fertigkeit und einiges mehr.

Die Meisterhaftigkeit im Umgang mit Pinsel und Feder steht also nicht im Zweifel. Ebensowenig wie die Virtuosität von Andrea Diersch, Jörg Hartmann und Wilhelm Schmidt, jenen drei Streichern, die dem Vernissageabend ein romantisch-barockes Glanzlicht setzten.

Die Ausstellung im Immenstaader Rathaus ist noch bis zum 30. November geöffnet.