Karlheinz Fahlbusch

Michael Moser ist 49 Jahre alt. Seit er denken kann, war Weihnachten ein Familienfest mit vielen Verwandten und Freunden und natürlich einer großen Festtafel. Und seit er eine eigene Familie hat, da war immer was los an Weihnachten. Vor allem im Partykeller.

25 bis 30 Leute feierten sonst gemeinsam

Da kamen dann schon mal 25 bis 30 Leute zusammen. „Alles Familie“, sagt Moser schmunzelnd, der als Verwaltungsfachwirt bei der Stadt Überlingen tätig ist. In Heiligenberg ist er CDU-Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister. Und er hat noch eine „Familie“, die aber nicht aus Verwandten besteht: die Kolpingfamilie. Da ist er vor allem auf Bezirksebene tätig.

Singen und Musizieren an Heiligabend, das geht 2020 nur im kleinen Kreis.
Singen und Musizieren an Heiligabend, das geht 2020 nur im kleinen Kreis. | Bild: Privat

Michael Moser ist verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Alexandra eine Tochter. Die heißt Marlene und liebt nicht nur ihren Zwerghasen, sondern auch ihre Großeltern. Und natürlich das Brunch, das es sonst immer an Weihnachten gab. Kaltes und Warmes stand immer ab 11 Uhr nach dem Gottesdienst auf dem Tisch. Alles selbst gekocht, das ist klar.

Familientreffen endete immer mit Kaffeetafel

Seine Frau und ihre Schwester hätten da immer tolle Sachen gezaubert, erinnert sich Moser. Er selbst kann nicht kochen. Deshalb war er immer für die Getränke zuständig. Und da kann natürlich nichts anbrennen. Das große Familientreffen endete dann immer mit einer ausgedehnten Kaffeetafel. Programm? „Nicht nötig“, erklärt Moser. Es sei eine zwanglose Zusammenkunft gewesen. Ein gemütliches Beisammensein ohne strenge Regeln.

Sind die nicht aus zu vielen Familien? Früher spielte das keine Rolle.
Sind die nicht aus zu vielen Familien? Früher spielte das keine Rolle. | Bild: Privat

Altersspanne? „Meine Tochter ist mit elf Jahren die Jüngste. Oma mit fast 90 die Älteste.“ Den oft beschworenen obligatorischen Familienstreit an Weihnachten, den gab es bislang noch nie. Und in diesem Jahr sowieso nicht. Auch aus dem Brunch wird nichts. Nur die Eltern und eine Oma werden da sein.

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Da lohnt sich der große Aufwand nicht. Es fehlte vor allem die große Verwandtschaft von Alexandra Moser. Zu viele Menschen aus zu vielen Haushalten: Die Corona-Pandemie macht einen buchstäblichen Strich durch die Rechnung.

Feiern und Spaß haben im Partykeller? Vielleicht im nächsten Jahr wieder.
Feiern und Spaß haben im Partykeller? Vielleicht im nächsten Jahr wieder. | Bild: Privat

Dieses Jahr wird es keinen Gottesdienst an Heiligabend geben, keine Festmesse am ersten Weihnachtsfeiertag. Zumindest nicht so, wie man es gewohnt ist. Marlene ist Ministrantin. „Vielleicht wird sie eingeteilt“, sagt Papa Michael. So genau wisse man das noch nicht. An Heiligabend wird Moser den Gottesdienst vermissen. Da gab es immer ein Krippenspiel und für den 49-Jährigen gehört so etwas zu Weihnachten dazu.

Feuer im Garten und Weihnachtsgeschichte

Was tun, wenn das Gewohnte und Geliebte ausfällt? Auf jeden Fall soll es aber doch etwas Besonderes im Hause Moser geben: „Ich werde im Garten ein Feuer anzünden und aus der Weihnachtsgeschichte vorlesen“, sagt Michael Moser und fügt schmunzelnd hinzu: „Vielleicht gibt es noch ein paar Tiere. Vielleicht lasse ich noch die Hühner raus.“

Großeltern an Weihnachten? Selbst da muss man aufpassen.
Großeltern an Weihnachten? Selbst da muss man aufpassen. | Bild: Privat

Am zweiten Weihnachtsfeiertag sind dann seine Eltern zu Gast beim Mittagessen. Er hat da zwar ein schlechtes Bauchgefühl wegen der Corona-Pandemie, aber es müsse einfach sein. An Heiligabend gibt es übrigens Raclette. Und das, obwohl Vater Michael lieber Käsefondue mag.

Mit Fotoalben in Erinnerungen schwelgen

„Aber meine Tochter liebt Raclette und gegen sie und ihre Mutter kann ich mich einfach nicht durchsetzen“, sagt Moser lachend und schließt das Fotoalbum. Vielleicht schaut man an den Feiertagen noch mal rein und erinnert sich an die Weihnachten, als die Bude noch richtig voll war.

Einen Christbaum gibt es bei den Mosers trotz Pandemie.
Einen Christbaum gibt es bei den Mosers trotz Pandemie. | Bild: Privat
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