Bilder hinreißender Schönheit stehen neben erschreckend hässlichen, Baggerarbeiten im Steinbruch neben filigraner Handarbeit von Archäologen, bizarr geformte Kristalle schweben im lichtlosen Raum – die Videoinstallation des chilenischen Künstlers Ignacio Acosta lässt Raum für Vorstellungen. Sie stellt in drei Sprachen mehr Fragen, als dass sie Antworten anbietet: „Es geht darum, die Spuren vergangener Gewalt zu entziffern“, fordert sie und fragt: „In welcher Sprache sprechen wir von der Katastrophe?“
Ursprünglich war ein Kunstprojekt zum rheinischen Kohleabbau geplant
Bis 6. Dezember ist die Installation „Archeology of Sacrifice“ im Zeppelin Museum zu sehen. „Ich habe mich mit den Beziehungen zwischen Archäologie und Bergbau beschäftigt“, sagt Acosta. Eigentlich wollte er ein Projekt zum rheinischen Kohleabbau realisieren. Doch wegen der Pandemie konnte er nicht aus der Schweiz ausreisen, wo er an einem Künstlerprogramm teilgenommen hatte.
Heiliger Ort wird ökonomischen Zwecken geopfert
So entstand die neue Projektidee in einem Kalk- und Mergelsteinbruch am Genfer See. Dort wurden Überreste einer keltischen Kultur gefunden – Gegenstände, menschliche und tierische Skelette. „Archäologen vermuten, dass sich dort eine rituelle Opferstätte befand, dass geopfert wurde, um eine Krise zu bewältigen.“
Acosta sieht Spannungen: Ansprüche von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; ein heiliger Ort, der ökonomischen Zwecken geopfert wird; eine Wissenschaft, die Dinge aus dem Boden befördert, die dort bleiben sollten. Sein Video arbeitet mit eigenem und Archivmaterial sowie mit 3D-Animationen.
Acosta arbeitet auch als Wissenschaftler und Forensiker
Acosta ist der 39. Stipendiat der ZF-Kunststiftung. Er beschäftigt sich mit der wachsenden Bedrohung von Lebensräumen, kulturellem Erbe und Traditionen durch den exzessiven Abbau von Bodenschätzen. Kuratorin Ina Neddermeyer sagt: „Acosta arbeitet nicht nur als Künstler, sondern auch als Wissenschaftler und Forensiker. Er macht die Komplexität ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Aspekte deutlich und überführt sie in eine wunderbare Rauminstallation.“