Corona hatte keiner auf dem Plan, auch in der Gemeinschaftsschule Graf Soden (GGS) nicht. Und doch ging die Schule mitten in der Pandemie mit einem neuen Angebot an den Start, auf das Rektorin Iris Engelmann von Beginn an hin gearbeitet hatte. Ende Januar 2020 erhielt sie – noch inoffiziell – den Bescheid vom Kultusministerium, dass die GGS als vierte Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg ab September die Oberstufe einrichten darf.
In Windeseile wurden Infoveranstaltungen noch im Februar organisiert, denn Anfang März war bereits Anmeldeschluss bei den weiterführenden Schulen. Zehn Tage später legte der erste Lockdown alles lahm.

Wie baut man mitten in der Pandemie eine Oberstufe auf? Die Schulleiterin lächelt: „Da gab‘s nicht viel aufzubauen.“ Das Konzept, das auf den Prinzipien der Gemeinschaftsschule aufbaut, lag in der Schublade. 17 Gymnasiallehrer gehörten bereits zum Kollegium, wird ab Klasse 5 Unterricht auch auf Gymnasial-Niveau angeboten. Nur ein Mathelehrer fehlte. Der wird stundenweise (noch) am Graf-Zeppelin-Gymnasium „ausgeliehen“.
Start mit einem Zug, aber zwei sollen es werden
28 Schüler starteten im September in der elften Klasse an der GGS. 23 Zehntklässler, die auf E-Niveau gelernt haben, blieben einfach da. Fünf kamen von anderen Schulen – mit der mittleren Reife oder vom Gymnasium. Dass es zum Start der Oberstufe mit so kurzem Vorlauf und der Pandemie im Rücken am Ende nur für eine „Elfte“ gereicht hat, wunderte Iris Engelmann nicht. Aber das Potenzial für zwei Züge sei da. „Wir haben in den Neunten aktuell 37 Schüler, die auf auf dem erweiterten Niveau lernen und das Zeug fürs Abi haben“, sagt Iris Engelmann. Fürs kommende Schuljahr liegen aktuell Anmeldungen für zwei elfte Klassen vor. Die Frist geht noch bis 8. März.
„Ich bin zufrieden, wie es läuft“, sagt die Rektorin, die in ihrem Schulleiterbüro gerade die Technik für eine Mathestunde im Fernunterricht aufgebaut hat. Im Schulstoff gebe es in keiner Klasse Rückstand. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass alle Lehrer da sind. Und statt AGs haben wir Unterricht gemacht.“ So vergehe kein Schultag, wo Schüler keine Ansprache von Lehrern hätten. Aber seit fast drei Monaten kein Unterricht, keine AG, kein Praktikum, keine Schülerreise: „Irgendwie geht gerade allen die Luft aus – Schülern, Lehrern und Eltern auch“, sagt Iris Engelmann. Nur die Abschlussklassen sind seit Mitte Januar wieder im Schulhaus.
Kooperation beim Kursangebot mit Häfler Gymnasien
Die Rektorin plant bereits fürs neue Schuljahr, in dem die jetzigen „Elfer“ ins Kurssystem wechseln. Dafür wird das Kursangebot erweitert, so Engelmann – in Kooperation mit Karl-Maybach- und Graf-Zeppelin-Gymnasium. Bis dahin, hofft die Schulleiterin, hat die Pandemie ihren eisernen Griff gelockert – und im Schulhaus kehrt wieder der Trubel wie vor Corona ein.