Kultus- und Gesundheitsministerium haben in der zweiten Februarwoche anlässlich der möglicherweise anstehenden übrigen Schulöffnungen eine grundsätzliche Teststrategie erarbeitet. SBBZ sind darin nicht gesondert berücksichtigt. Dabei lasse sich diese Schulart nicht mit anderen vergleichen, betont Christian Urff, stellvertretender Leiter der Tannenhag-Schule in Friedrichshafen.
Regelmäßige Testung? Unbedingt. Nur an den Schulen sollte die Umsetzung aus Eltern-Sicht nicht hängen bleiben
„Natürlich gibt es viele Unsicherheiten auf Grund dieses Vorhabens“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende der Schule, Sabine Scheffer-Bulach. „Vielen Eltern stellt sich die Frage, warum man sechs Wochen nach Schulöffnung erst auf die Idee kommt, die Schüler und Lehrer durch regelmäßige Tests zu schützen.“ Eine regelmäßige, also tägliche Testung hielten viele Eltern für absolut notwendig. Allerdings seien viele Fragen rund um die Ausführung bisher offen. Hier bestehe das Risiko, dass die Umsetzung an den Schulen selbst hängen bleibe: „Ich denke nicht, dass man das Testen von den Lehrkräften verlangen kann.“ Das koste einerseits viel Zeit, andererseits seien die Eltern sehr dankbar, wenn die Lehrer ihre Energie in den Präsenzunterricht stecken könnten.
Noch eine weitere Sorge treibt die Eltern um: „Die Kinder gehen unglaublich gerne in die Tannenhag-Schule. Es wäre sehr schade, wenn diese Freude getrübt wird durch einen täglichen Test, der sehr unangenehm ist“, so Scheffer-Bulach. Zu guter Letzt merkt Scheffer-Bulach an: „Als letzten Punkt gibt es auch die Frage, warum Lehrer und Schüler, die in den Präsenzunterricht ‚müssen‘, nicht zur ersten Impfgruppe gehören? Dies würde auch schon einiges mehr an Sicherheit bringen.“

Nicht nur die Eltern fühlen sich mit vielen Fragen derzeit allein gelassen. Christian Urff antwortet auf SÜDKURIER-Nachfrage zur aktuellen Situation: „Die Pressemitteilung zur erweiterten Teststrategie haben wir ebenfalls gelesen und uns verwundert, warum für die Schularten ..., die ja durchgehend auch während der Fernlernphase der anderen Schularten seit Januar im Präsenzbetrieb sind, eine Teststrategie neben anderen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz nicht bereits seit Längerem geplant und umgesetzt wurde.“

An einem SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung sei es oftmals nicht möglich, die notwendigen Schutzmaßnahmen wie Abstände, durchgängiges Tragen des Mund-Nasen-Schutz und dergleichen einzuhalten, so Urff. Zudem zählten viele der Schüler zur sogenannten Risikogruppe aufgrund von Vorerkrankungen: „Insofern ist der Präsenzbetrieb bei uns generell mit erheblich höheren Ansteckungsrisiken und Gesundheitsgefahren verbunden.“ Das Kollegium und die Schulleitung hätten deshalb auch bereits durch mehrere Briefe und Anfragen bei den zuständigen Stellen im Kultusministerium um Maßnahmen für einen erhöhten Gesundheitsschutz an ihrer Schule gebeten.
„In der momentanen Situation bleibt vielen Eltern aus Sorge vor einer Ansteckung im Präsenzbetrieb nur die Möglichkeit, ihr Kind ganz zu Hause zu lassen“, erklärt Urff. Er ist überzeugt: Durch begleitende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz wie regelmäßige anlasslose Tests oder auch flexiblere Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung wäre für Eltern mit Kindern, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, die Entscheidung für eine Teilnahme an einem Präsenzbetrieb mit geringerem Ansteckungsrisiko leichter gefallen. „Und auch unsere Lehrkräfte und betreuenden Kräften würden mit einem besseren und sicheren Gefühl die wichtige tägliche Beziehungs- und Unterrichtsarbeit in der Schule leisten können.“