Es ist halb zwei an einem normalen Werktag. Reiner Kipp steht direkt an dem Schild mit Piktogrammen ballspielender Menschen auf blauem Grund, das den Beginn des verkehrsberuhigten Bereichs der Allmandstraße an ihrer Kreuzung mit der Scheffelstraße markiert. Salopp gesagt: Hier beginnt eine Spielstraße. Der Familienvater hat sich kürzlich an die Stadtverwaltung gewandt, da im besagten Straßenabschnitt die Schrittgeschwindigkeit weder eingehalten noch kontrolliert werde. „Als Anwohner der Allmandstraße mit zwei kleinen Kindern fühle ich mich von der Stadt im Stich gelassen“, formulierte er dies in seinem Schreiben.
Hinweise auf geltende Höchstgeschwindigkeit werden auch mal mit Beschimpfungen quittiert
Vor Ort wird schnell deutlich, was den Anwohner so stört. Innerhalb weniger Minuten fahren die ersten Autos vorbei, teilweise geradeaus aus dem nicht verkehrsberuhigten Teil der Allmandstraße, teilweise biegen sie aus der Scheffelstraße in den Spielstraßenbereich ein. Acht Autos kommen so vorbei. Nur eines von ihnen fährt hörbar ohne Tritt aufs Gaspedal. Kipp schaut ihm nach: „Das ist ein Nachbar, das Auto kenne ich. Der kam wohl gerade aus der Tiefgarage.“

Kurz darauf fährt wieder ein Auto vorbei. Direkt am Spielstraßenschild gibt der Fahrer hörbar Gas. Kipp zuckt resigniert die Schultern und sagt: „Ich habe schon erlebt, dass ich überholt wurde, als ich hier selbst entlanggefahren bin und mich natürlich ans Schritttempo gehalten habe.“ Auch beschimpft worden sei er schon, als er Fahrer auf die geltende Höchstgeschwindigkeit von rund zehn Stundenkilometern hingewiesen habe.
Was ihn besonders störe, sei, dass die Stadtverwaltung sich nicht dafür zu interessieren scheine, dass die Mehrheit der Kraftfahrzeugführer die Spielstraßenschilder schlichtweg ignoriere. „Ich habe noch nie gesehen, dass hier Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt worden wären“, erklärt er. Das wünsche er sich allerdings von der Stadt und zwar jeweils während der Stoßzeiten vormittags und nachmittags, idealerweise auf Höhe der Pestalozzischule. „Es geht hier um den Schutz der Kinder und Anwohner“, betont er.
Wir setzen die Verkehrsbeobachtung noch ein bisschen fort, als Kipp wieder nach drinnen zu seiner Familie gegangen ist. Die folgenden Aufnahmen sind im Zeitraum von 13.46 bis 13.48 Uhr entstanden. Stellen mit erkennbaren Passanten sowie autofreie Phasen wurden herausgeschnitten.