Wer wagt, gewinnt. Für die Macher der Eurobike, Europas größter Fahrradmesse, trifft das nur bedingt zu. Das Neukonzept zur 25. Jubiläumsauflage der Messe lockte mit den beiden Festival Days am vergangenen Wochenende zwar deutlich mehr Endverbraucher. Die Fachbesucher-Zahl ging jedoch um 6,7 Prozent zurück (2015: 45 870, 2016: 42 720). Hauptgrund hierfür war vor allem das Ausbleiben einiger großen Marken-Hersteller, wie etwa Deutschlands größter Radhersteller, die Derby-Cycle-Gruppe (Marken: Kalkhoff, Focus, Rixe) oder der amerikanische Radriese Trek. In der Branche wird kontrovers diskutiert, wohin die Eurobike in den nächsten Jahren fährt.

Laut dem Branchenmagazin „Velobiz“ hatten etliche Aussteller kritisiert, dass fünf Tage Messe zu lang seien. Eurobike-Bereichsleiter Stefan Reisinger zog bereits am Sonntag einen Teil des neuen Konzepts zurück und stutzte die Besuchertage für die Eurobike 2017 von zwei auf einen. „Für uns als globale und wichtigste Fachmesse ist vor allem auch der Fachaustausch wichtig“, bestätigt Pressesprecher Frank Gauß, der für die Eurobike zuständig ist. Man werde 2017 nun das Beste aus zwei Tagen komprimiert am Samstag zeigen. „Für die Aussteller entfällt so ein Tag, der mit Kosten verbunden ist“, sagt Gauß. Auch für die Messe seien die zweitägigen Festival Days ein „starkes Investment“ gewesen. Genaue Summen nennt der Sprecher nicht. Auch die verschiedenen Test-Bereiche, die es in allen Innenhöfen der Messe gab, stehen in der Diskussion. „Auch künftig können unsere Endverbraucher Räder testen, aber in welcher Form das stattfindet, loten wir in den nächsten Monaten genau aus“, erklärt Gauß.

Festival verzeichnet mehr Besucher

Dass die Festival Days bei den Besuchern sehr gut ankamen, beweisen die Zahlen: Während 2015 noch 20 730 Radfans zum Publikumstag kamen, waren es in diesem Jahr 34 400. Macht einen Zuwachs von 65,9 Prozent.

Dafür schwächeln die Zahlen beim Fachpublikum. Vor allem bei den deutschen Fachbesuchern, also Händler und Führungskräfte, gab es einen deutlichen Rückgang. „Es gibt einen neuen Trend, dass Hersteller mehr auf eigene Hausmessen setzen, zu denen dann die Händler eingeladen werden“, berichtet Gauß, „diese Händler fehlen uns dann auf der Eurobike.“ Doch nicht nur die: Mit der Derby-Cycle-Gruppe aus Cloppenburg und Cube aus dem bayrischen Waldershof fehlten zum Jubiläum auch zwei große deutsche Radhersteller. Auch internationale Firmen wie Trek oder Felt kamen nicht nach Friedrichshafen. „Zugpferde“ nennt Eurobike-Macher Gauß sie. „Wir sind kontinuierlich mit den Herstellern im Gespräch und wollen sie natürlich zurück gewinnen“, sagt er. Ist die Häfler Eurobike uninteressant für die Großen geworden?

„Für uns ist die Eurobike als Imagemesse, bei der Endverbrauchern und Medien die Branchen-Highlights vorgestellt werden, natürlich schon noch interessant“, erklärt Arne Sudhoff, Sprecher der Derby-Cycle-Gruppe, „aber die Orderfunktion, also dass Händler am Stand neue Modelle für die nächste Saison bestellen, ist nicht mehr so stark.“ Seit 14 Jahren schon setzt das Unternehmen auf eine hauseigene Messe, zu der nach Angaben von Sudhoff mittlerweile 4000 Händler aus 30 Ländern kommen. „Unsere Hausmesse hat einen großen Vorteil: Sie findet zu einem früheren Zeitpunkt statt“, so Sudhoff.

„Anfang September ist das Geschäft schon gelaufen“

Hier würden mehr Händler bestellen als auf der Eurobike. Seine Forderung: Die Eurobike muss früher stattfinden, wenn sie eine Ordermesse bleiben will. „Anfang September ist das Geschäft schon gelaufen“, sagt er. Ähnlich sieht das auch Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz, deren Tettnanger Unternehmen mit einem neuen Mountainbikeschuh den Eurobike-Award gewonnen hat. Für Vaude sei die Eurobike in erster Linie die wichtigste internationale Fachmesse im Fahrradsegement. „Wir erachten einen früheren Messetermin als sehr wichtig, mit dem die Messe dem Trend zu immer mehr vorgezogenen Hausmessen der Radhersteller entgegenwirken und an Bedeutung zurückgewinnen kann und sollte“, sagt sie.

Nachdem die Schwestermesse Outdoor bereits vom Juli in den Juni gewandert ist, wird das Datumsthema auch bei den Eurobike-Machern diskutiert. „Wenn man das Orderverhalten steigern will, muss man mit dem Termin nach vorne rücken“, weiß Gauß, „aber über diese Frage denken wir nicht für 2017 nach.“ Im nächsten Jahr findet die Messe von Mittwoch, 30. August, bis Samstag, 2. September, statt. Ob die großen Hersteller dann wieder dabei sind, wird sich bis Anfang 2017 zeigen. Bis dahin laufen die Anmeldungen.


Bedeutung der Eurobike

Die Radmesse gilt als die wichtigste Fachmesse Europas und fand am vergangenen Wochenende zum 25. Mal auf dem Messegelände in Friedrichshafen statt.

  • Die Aussteller: Mit 1350 Ausstellern war die Messe nach eigenen Angaben "ausgebucht". Kleine Start-Ups waren ebenso dabei wie internationale Konzerne. Allerdings sagten mit Cube und der Derby-Cycle-Gruppe in diesem Jahr zwei große, deutsche Hersteller ab. Auch US-Firmen wie Trek und Felt kamen nicht.
  • Das Fachpublikum: 42 720 Händler, Entscheider aus dem Mittelstand und Führungskräfte aus Konzernen kamen aus 106 Nationen als Fachbesucher in diesem Jahr zur Eurobike. Das sind 6, 7 Prozent weniger als im Vorjahr.
  • Die Endverbraucher: In diesem Jahr besuchten 34 400 Verbraucher die Messe, das sind so viele wie nie zuvor.
  • Die Eurobike 2017: Sie findet von Mittwoch, 30. August, bis Samstag, 2. September statt. Publikumstag wird der Samstag.