In der Halle R, der ehemaligen Intersky-Werft am Flughafen Friedrichshafen, stehen derzeit noch ein paar kleine Sportflugzeuge. Bis zum kommenden Samstag, 23. September, werden diese einem riesigen Frachtflugzeug weichen. Gegen 9 Uhr landet die Antonow AN 124, das größte in Serie produzierte Frachtflugzeug der Welt, genau an dieser Stelle, teilt das Dornier-Museum am Montag mit. An Bord: Der Rumpf der "Landshut"-Maschine, die in den vergangenen Wochen im brasilianischen Fortaleza zerlegt wurde.
Die Ankunft soll, so das Dornier-Museum, mit einem großen Bürgerfest (siehe unten) gefeiert werden. Ob Oberbürgermeister Andreas Brand unter den Gästen sein wird, bleibt abzuwarten. "Man kann nicht auf den Knopf drücken und ein städtischer Vertreter kommt", sagte Brand in einem kurzfristig einberufenen Gespräch mit Medienvertretern am Montagnachmittag, "wir werden uns für nichts instrumentalisieren lassen." Was zunächst ein wenig nach verletzter Ehre klingen mag, ist aber weit mehr als das. Es ist der Versuch des Stadtoberhaupts, das eher spontane Projekt "Landshut" von dem Wunsch der Familie Dornier nach einer dauerhaften finanziellen Förderung durch die Kommune zu trennen. "Wir können als Stadt nicht zulassen, dass ein Projekt von vier Projektpartnern rekommunalisiert wird", erklärt Brand nüchtern, "das ist von nationaler Bedeutung und nicht unser Thema." Heißt: Zumindest das "Landshut"-Projekt muss weiterhin ohne Mittel aus der Zeppelin-Stiftung gestemmt werden.

David Dornier habe die Stadt am 31. Mai erstmals darüber informiert, dass die Planungen für eine Rückholung weit fortgeschritten seien – und Friedrichshafen "unter Umständen" in Frage komme. Wie aus einem internen Papier der Stadtverwaltung hervor geht, das dem SÜDKURIER vorliegt, waren die Verhandlungen über eine städtische Finanzspritze für das wirtschaftlich angeschlagenen private Musem zu diesem Zeitpunkt längst im Gange. Die Stadt hatte (der SÜDKURIER berichtete) einen Wirtschaftsprüfer auf das komplizierte Firmenkonstrukt der Familie Dornier angesetzt, um zu prüfen, wie hoch die Verluste sind und wie es um die Vermögenssituation der Stifterfamilie steht. Das Ergebnis wurde dem Ältestenrat nur zwei Tage vor David Dorniers überraschender Nachricht zur "Landshut", am 29. Mai, vorgestellt. "Insgesamt lässt die Familien-, Gesellschafter- und Funktionsstruktur wenig Transparenz zu", heißt es darin. Die Vermögenssituation der Familie sind weiterhin "unklar".
"Uns hat das Thema Dornier-Museum ohnehin schon stark beschäftigt", stellte OB Brand am Montag klar. Dann sei noch die Landshut hinzugekommen, die Sachverhalte mussten neu bewertet werden. "Im Kern geht es doch um die Frage, ob wir nach der Wetterlage und Einzelfällen entscheiden – oder ob wir eine Linie beibehalten", erklärte er. David Dornier habe der Stadt zugesagt, die "Landshut"-Ausstellung sowohl räumlich als auch inhaltlich vom Dornier-Museum zu trennen. Wie Dornier gegenüber dem SÜDKURIER sagte, übernehme der Bund die geplanten Kosten von rund zehn Millionen Euro für die Rückführung, Restaurierung und das Museumskonzept.
Die laufenden Kosten für die den Hangar im Bereich der heutigen Grashügel schätzt der Museumsdirektor auf rund 140 000 bis 200 000 Euro pro Jahr – und die übernehme das Museum. Doch ist eine strikte Trennung der Finanzen des Museums und der Sonderausstellung "Landshut" überhaupt einzuhalten? "Das ist kein Problem der Kommune, sondern des Museums", betont Stadtsprecherin Monika Blank. Thema der Stadt ist allerdings weiterhin eine mögliche finanzielle Unterstützung des kompletten Museums. Hier steht eine Entscheidung noch aus. "Das ist kein Thema, das man schnell mit Ja oder Nein beantworten kann", stellte Oberbürgermeister Brand klar. Die Stadtverwaltung werde eine transparente und nachvollziehbare Entscheidung treffen und dem Gemeinderat, der letztlich final über das Thema entscheidet, eine klare Beschlussempfehlung geben. Doch ist die Entscheidung über eine finanzielle Förderung des Dornier-Museums überhaupt möglich, solange es noch kein Museumskonzept für das "Landshut"-Projekt gibt? "Der Gemeinderat wird sich überlegen müssen, ob er eine Einzellösung trifft", antwortete Brand.
Das dürfte den Gemeinderäten jedoch noch aus einem anderen Grund schwerfallen: Schließlich steht nicht nur die Präsentation des Landshut-Konzepts aus, sondern auch die eines umfassenden Häfler Museumskonzept, das bereits 2016 beauftragt wurde. Immerhin geht es bei den Themen Erweiterung des Zeppelin-Museums, Integration einer Maybach-Ausstellung und der Neugestaltung des Schulmuseums um Millioneninvestitionen. "Das ist eine Küraufgabe", sagte OB Brand, "wir sollten uns dabei nicht allzu sehr unter Druck setzen lassen." Was nach dem ursprünglichen Zeitplan längst öffentlich diskutiert und entschieden hätte werden sollen, scheint sich nun um weitere Monate zu verschieben. Die "Landshut" und die Familie Dornier hätten in den vergangenen Monaten viel Zeit gebunden, so der OB, die er gerne für die Erstellung des städtischen Museumskonzepts genutzt hätte. Spätestens bis zum Beschluss des neuen Doppelhaushalts 2019/2020, der derzeit für März 2018 geplant ist, müssen Baukosten für mögliche Museenerweiterungen und Neukonzeptionen beziffert werden. Vorher ist wohl auch nicht mit einer Entscheidung in Sachen Dornier zu rechnen.
Museum rechnet mit bis zu 5000 Besuchern am Ankunftstag der Teile
Am 23. September soll die "Landshut" ab 8 Uhr mit einem Bürgerfest begrüßt werden.
- Ankunftstermin: Das Bundesaußenministerium habe den Termin bestätigt, teilte das Dornier-Museum gestern mit. Die "Landshut" werde am Samstag, 23. September, erwartet, der Rumpf der Maschine gegen 9 Uhr mit einer Antonow AN 124 eingeflogen. Das Frachtflugzeug werde am Freitag von Fortaleza (Brasilien) aus starten und einen Zwischenstopp auf den Kapverdischen Inseln einlegen. "Hier tankt die Maschine auf – und zwar mit einer möglichst geringen Menge Treibstoff, um am Lande-Flughafen Friedrichshafen nicht zu schwer zu sein", teilt das Museum weiter mit. Das Frachtflugzeug brauche ohnehin eine Sondergenehmigung der Flugsicherheit, um in Friedrichshafen überhaupt landen zu dürfen. Der Anflug erfolge über Meckenbeuren in Richtung Bodensee. Die beiden Flügel der "Landshut" soll gegen 13 Uhr ein weiteres Großflugzeug anliefern, eine Iljuschin 76. Alle Landshut-Teile werden bis zum Beginn der Restaurierung am Flughafen gelagert. „Das höchst engagierte Team des Dornier-Museums hat viel Kraft und Zeit investiert, um die 'Landshut' nach Hause zu holen. Dass es jetzt gelungen ist, macht uns stolz", wird Museumschef David Dornier zitiert.
- Bürgerfest: Das Dornier-Museum, wo die "Landshut" in Zukunft ausgestellt wird, öffnet am Samstag ab 8 Uhr seine Türen. Unter dem Motto „zahle was du willst“ darf laut Mitteilung jeder Besucher selbst entscheiden, wie viel er bezahlt und damit das "Landshut"-Projekt unterstützt.
- Flughafen: Der Flughafen wird keine Halle spenden können, teilte Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr auf Anfrage mit. Derzeit sei die Halle R vermietet, daher werde ein Untermietvertrag erforderlich. Beide Ankünfte seien wetterabhängig, da Sichtflugbedingungen herrschen müssen, erklärte Wehr außerdem. Sollte das Wetter nicht mitspielen, müssten die Flugzeuge auf einen der Flughäfen in der Umgebung (Zürich, Stuttgart, München) ausweichen und auf entsprechende Bedingungen warten. "Da auf dem Flug von Brasilien nach Friedrichshafen aber eine Zwischenlandung notwendig ist, wird man die Wetterprognose hier vor Ort in die entsprechende Flugplanung mit einbeziehen", erklärt Wehr. (böm/mom/sab)