dpa / SK
Die Landshut wird nach Deutschland zurückkehren. Wie das Auswärtige Amt dem SÜDKURIER bestätigte, soll das Flugzeug auf dem Gelände des Luft- und Raumfahrtmuseums in Friedrichshafen am Bodensee ausgestellt werden und ihre bewegte Geschichte für alle erlebbar werden. "Wir freuen uns, dass wir die Landshut in gemeinsamer Anstrengung mit unseren Partnern vor dem endgültigen Verfall und der Schrottpresse retten konnten", schreibt das Auswärtige Amt in einer Stellungnahme. 

Die Maschine wird laut Pressemitteilung des Dornier Museums Friedrichshafen im September 2017, zum 40. Jahrestag der Befreiung der Passagiere durch die GSG 9, in Friedrichshafen erwartet und anschließend vor Ort restauriert.

„Das Dornier Museum freut sich sehr über diese Entscheidung des Außenministeriums“, erklärte unmittelbar nach Bekanntgabe der Direktor David Dornier: „Diese Attraktion wird viele Besucher in die Stadt Friedrichshafen und an den Bodensee locken.“ Außerdem passe die Präsentation ideal ins Museumskonzept, das die Luftfahrt und die damit verbundenen zeitgeschichtlichen Aspekte in den Mittelpunkt stellt. 

Details über den Ablauf der Aktion und über das museale Konzept wird das Dornier Museum am Donnerstag, 3. August, um 10 Uhr auf einer Pressekonferenz im Dornier Museum Friedrichshafen bekanntgeben.
Der Lufthansa-Konzern bestätigt auf Anfrage des SÜDKURIER, dass man aktuell Gespräche mit dem Auswärtigen Amt über die Rückholung der Landshut führe. Die Fragen, ob der Konzern selbst etwas unternommen habe, um die Landshut zurück nach Deutschland zu bringen und eine finanzielle Beteiligung an dem Projekt möglich sei, lässt eine Pressesprecherin unkommentiert.

Freude bei Politikern der Region


„Für das Dornier Museum ist dies sicherlich eine wichtige unternehmerische und museale Entscheidung und ein Erfolg in seinen Bemühungen", sagt OB Andreas Brand gegenüber dem SÜDKURIER. Jetzt gilt es seiner Meinung nach, eine stimmige Präsentation für die Landshut zu finden, damit hier vor Ort ein bedeutsames Stück deutscher Geschichte vermittelt werden kann. "Mit dem Bundesaußenminister und dem Bundesaußenministerium hat das Dornier Museum dafür einen starken Partner an seiner Seite“, ist sich Brand sicher.
 
Auch der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster zeigt sich begeistert von der Auswahl Friedrichhafens als neue Heimat für die „Landshut“. „In Abstimmung mit dem Dornier Museum habe ich die Idee von Anfang an gerne unterstützt und bei Sigmar Gabriel – dem die Rückkehr der ‚Landshut‘ nach Deutschland bereits ein Herzensanliegen war – schon im April für Friedrichshafen als Standort geworben", sagt der Politiker in einer offiziellen Stellungnahme. Mit dem Dornier Museum Friedrichshafen erhalte diese lebendige Zeugin der Geschichte eine neue und würdevolle Heimat in der Stadt, die nicht umsonst als Wiege der Luftschifffahrt und bedeutender Standort des Flugzeugbaus bekannt sei, so der 45-jährige Abgeordnete.

Schrottreife Maschine muss zerlegt werden


Die Maschine steht derzeit auf dem brasilianischen Flughafen Fortaleza. Sie ist schrottreif. Sie wird jetzt zerlegt, transportiert und restauriert. Die Finanzierung dafür ist laut Mitteilung des Dornier Museums gesichert, unter anderem durch das Auswärtige Amt sowie das Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) unter fachlicher Mitwirkung der Lufthansa Technik. Darüber hinaus gehende Kosten müssen durch eine bundesweite Spendenaktion aufgebracht werden.

Das Auswärtige Amt hat die in Brasilien verschrottete frühere Lufthansa-Maschine für umgerechnet rund 20 000 Euro erworben, schreibt die Bild-Zeitung. Die Schirmherrschaft über die Ausstellung werde Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) übernehmen.

Außenminister Sigmar Gabriel sagte der Bild-Zeitung, die Geschichte der Maschine sei spannend und auch wieder hochaktuell, in Zeiten, in denen ein ganz anderer Terrorismus unser friedliches Zusammenleben bedrohe. „Die Botschaft der "Landshut" ist: Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Sie sei ein „Mutmacher“.

Deutscher Herbst 1977


Am 13. Oktober 1977 hatten vier Palästinenser in Absprache mit der deutschen linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) die „Landshut“ mit 91 Menschen an Bord gekapert. Die Terroristen bekräftigten Forderungen der RAF, die mit der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer Gesinnungsgenossen freipressen wollte.

Der über 9000 Kilometer lange Irrflug endete am 17. Oktober in Mogadischu. Am 18. Oktober kurz nach Mitternacht stürmte die Anti-Terroreinheit GSG 9 die Maschine und befreite die Geiseln unversehrt. Bei der Aktion wurden drei Terroristen getötet.


Die am 13.10.1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt/Main von vier Terroristen entführte Lufthansamaschine "Landshut" auf dem ...
Die am 13.10.1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt/Main von vier Terroristen entführte Lufthansamaschine "Landshut" auf dem Flughafen von Mogadischu (Archivfoto vom Oktober 1977). (Archiv) | Bild: DB
Das Terrorjahr 1977

Hier einige der blutigen Ereignisse:

7. April: Generalbundesanwalt Siegfried Buback und zwei Begleiter werden in einem Wagen in Karlsruhe erschossen. Wer die Attentäter waren, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es gab jedoch Verurteilungen im Zusammenhang mit der Tat.

30. Juli: Weil er sich seiner Entführung widersetzt, wird Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto in seinem Haus in Oberursel ermordet. Die RAF-Terroristen hatten sich mit Hilfe der Ponto-Bekannten und späteren RAF-Mitglieds Susanne Albrecht Zugang zum Haus verschafft.

5. September: Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wird in Köln von einem RAF-Kommando entführt. Schleyers Fahrer und drei Leibwächter sterben im Kugelhagel. Die Entführer drohen mit der Ermordung Schleyers, falls nicht elf RAF-Häftlinge freigelassen und an einen Ort ihrer Wahl ausgeflogen würden. Die Regierung lehnt das ab.

13. Oktober: In Absprache mit der RAF kapern vier Palästinenser die Lufthansa-Maschine „Landshut“ mit 91 Menschen an Bord. Die Luftpiraten bekräftigen die Forderungen der Schleyer-Entführer. Der über 9000 Kilometer lange Irrflug endet am 17. Oktober in Mogadischu (Somalia). Am Tag zuvor hatten die Terroristen in Aden (Jemen) den Flugkapitän erschossen.

18. Oktober: Kurz nach Mitternacht stürmt die Anti-Terroreinheit GSG 9 die Maschine und befreit die Geiseln unversehrt. Bei der Aktion werden drei Terroristen getötet. Wenige Stunden danach töten sich die RAF-Häftlinge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in Stuttgart-Stammheim selbst.

19. Oktober: Schleyers Leiche wird mit mehreren Kopfschüssen im Kofferraum eines Autos in Mülhausen (Elsass) gefunden.