Alvaro macht sich schon mal mit Angelika Rist vertraut. Das Alpaka schaut sie mit seinem sanftmütigen Blick an. „Ich habe gehört, dass die Tiere sehr zahm sind“, sagt Rist. Daher sei sie neugierig und macht zum ersten Mal eine Wanderung mit den Tieren. In der kommenden Stunde wird sie Alvaro an der Leine durch Lellwangen führen.
Mit dabei ist ihr Mann Hanspeter Rist aus Wiggenweiler. Er schaut zu Alpaka Lucius mit seiner wuscheligen Frisur. Lucius ist neun Jahre alt und der rangälteste. Rist ist gespannt, wie es wird. „Man weiß ja nicht, wie die Tiere reagieren“, sagt er.

Bei der Tour mit dem Ehepaar Rist sind Noah, der Sohn von der Schneiders, und dessen Freund Johannes dabei. Noah läuft mit Socke, Johannes mit Charly.
Individuelle Gruppenwanderungen wie diese bieten Jasmin Schneider und ihr Mann Michael auf ihrem Alpakahof in Lellwangen seit zwei Jahren mehrmals in der Woche für maximal sechs bis acht Teilnehmer an. Die Anlässe sind verschieden. Sie reichen von Betriebsausflügen über Junggesellinnenabschiede bis zur Teamfindung in Unternehmen.

Mit Lucius voraus geht es mit den insgesamt vier Alpakas gemächlich in Richtung grüner Wiesen, Apfelplantagen und Maisfelder.
Das Alpaka läuft immer auf der rechten Seite seines Begleiters. „Da sie Herden- und Fluchttiere sind, haben sie immer alles im Blick. Sie sind sehr intelligent und neugierig“, sagt Jasmin Schneider. Neugierig sind nicht nur die Alpakas. Auch die Menschen haben immer mehr Gefallen an ihnen und wollen mehr über die Tiere erfahren. Da sie von anderen weiterempfohlen werden, müssen sie keine Werbung machen. „Wir erleben eine extreme Nachfrage. Das Alpaka bekommt immer größere Aufmerksamkeit. Wer hätte gedacht, dass es sich zu solch einem Boom entwickelt“, sagt die 49-Jährige.
Alpaka als neues Trendtier
Dass das Alpaka zum Trendtier wurde, hat mehrere Gründe. „Alpakas haben eine beruhigende Art und es wird nie langweilig mit ihnen“, sagt Michael Schneider, während er mit seinem geschulten Blick jedes seiner Tiere im Auge hat. Seine Frau fügt hinzu: „Ihre Ausstrahlung ist sehr plüschig. Sie haben einen sanftmütigen Blick, einen langsamen Gang und ein gemütliches Tempo“, sagt Jasmin Schneider. Daher kommt es vor, dass das Tier auch mal kurz stehen bleibt, so wie Socke und Charly. Doch Johannes und Noah haben alles im Griff.
Michael Schneider verrät: „Sie spucken nur, wenn man etwas machen würde, was ihnen gar nicht gefällt oder sie sich bedroht fühlen. Aber das machen sie eher untereinander, wenn es ums Fressen und die Rangordnung geht.“
Der langsame Spaziergang mit den Tieren wirke für viele entschleunigend. „Wenn jemand mit zu hohen Erwartungen kommt, wird er erst mal enttäuscht sein. Die Alpakas bestimmen das Tempo. Das brauchen die Leute auch, um runterzukommen“, berichtet Michael Schneider.
Sichtlich Spaß haben auch Angelika und Hanspeter Rist mit Alvaro und Lucius bei dem etwas anderen Spaziergang. Mittlerweile sind Alpaka und Begleiter ein eingespieltes Team.
Nach circa einer Stunde geht es vom Feldweg wieder Richtung Straße, die zum Stall und dem Auslaufgehege führt.
Beim Hof angekommen werden Lucius, Alvaro, Socke und Charly wieder in das Auslaufgehege zu den anderen Tieren gebracht.
Entschleunigung, Stress abbauen und Zeit schenken – eine Alpakawanderung könne in einer unruhigen Zeit wie dieser eine positive Wirkung haben, ist Michael Schneider überzeugt. „Es macht mich zufrieden, wenn ich sehe, wie gut es den Leuten nach der Wanderung geht und sie sich wohlfühlen“, sagt der Alpaka-Züchter.
Das bestätigt Angelika Rist. Sie würde die Tour noch einmal machen. „Der Spaziergang war entspannend“, sagt sie. Auch Johannes ist von dem etwas anderen Spaziergang begeistert.