Was ist denn das? An der Argenmündung hat sich eine regelrechte Insel gebildet. Links und rechts davon sucht sich der Fluss neue Wege. Gibt der niedrige Wasserstand, der für die Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist, hier einfach besondere Anblicke frei? Oder hat die Argen zuletzt viel Sediment in den Bodensee gespült?

Eine Nachfrage bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) ergibt, dass das Thema momentan auch deren Mitarbeiter beschäftigt. Zunächst aus einem ganz praktischen Grund: Der „Kormoran“, das große Forschungsschiff des Instituts für Seenforschung, kann nicht mehr auf den See hinausfahren – es fehlt schlicht an Tiefe. Die Hafenausfahrt befindet sich direkt neben der Argenmündung.

Das könnte Sie auch interessieren

„Grundsätzlich hat jede Flussmündung eine Tendenz zur Verlandung, die mal schneller, mal langsamer voranschreitet“, erklärt André Postel von der LUBW. Abhängig sei das unter anderem davon, wie stark Hochwässer ausgeprägt sind und wie viel Geschiebe der Fluss mit sich führt, aber auch davon, wie hoch der Wasserstand im See bei den jeweiligen Ereignissen ist.

Was wird hier angespült?

Der LUBW zufolge handelt es sich größtenteils um die sogenannte Geschiebefracht der Argen, die in den See eingetragen wird und zusammen mit dem Kies des Seeufers transportiert wird. Bei starkem Ostwind beispielsweise könnten solche massiven Wälle entstehen, betont André Postel. Je nach Dynamik des Flusses und des Seeufers könne sich dann auch eine Insel bilden, wie sie derzeit bei niedrigem Wasserstand zu sehen ist.

Kommt so etwas häufig vor?

Verlandungen in diesem Ausmaß kommen laut André Postel nicht besonders häufig vor. „Es gibt nur wenige Flüsse, die so viel Geschiebe wie der Alpenrhein, die Bregenzer Ach oder eben hier die Argen in den See transportieren“, betont der LUBW-Mitarbeiter. Ein ähnlicher „Mündungspfropf“ habe sich vor einigen Jahren an der Mündung des Alpenrheins gebildet, nach dem nächsten größeren Hochwasser sei die Insel dort von allein verschwunden. „Das kann an der Argen ebenfalls passieren, es ist allerdings nicht absehbar, wann das sein könnte“, sagt Postel.

Welche Auswirkungen hat das?

„Der Pfropf an der Argen führt dazu, dass sich der Fluss neue Wege sucht – wie das an naturnahen Flussmündungen der Normalfall ist“, erläutert André Postel. Ökologisch seien solche Kiesinseln im Winter wichtige Rastplätze für Vögel. „Bleiben sie auch im Sommer über dem Wasser, können ausgesprochen wertvolle Biotope etwa für stark bedrohte offen brütende Vögel entstehen“, so die LUBW. Für das Gewässer selbst habe das also keine negativen Auswirkungen. Schiffe und Boote mit größerem Tiefgang könnten allerdings die Hafeneinfahrt nicht befahren und durch starke Strömung gefährdet werden, führt er weiter aus.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Angela Mesmer von der Hafenleitung im BMK-Yachthafen in Langenargen bestätigt, dass die Ablagerungen die Ein- und Ausfahrt beeinträchtigen. „Das ist gerade unser großes Thema“, betont sie. Durch die ungewöhnliche Konstellation im Argendelta habe sich diese Insel gebildet. Sediment werde nun vermehrt in Richtung Hafeneinfahrt gespült.

Der Fluss sucht sich neue Wege Video: Fabiane Wieland

Das Polizeipräsidium Einsatz, zu dem die Wasserschutzpolizei am Bodensee gehört, hebt hervor, dass Hafeneinfahrten durch Sedimenteintragungen versanden, wenn längere Zeit nicht abgebaggert wird. „Es hängt dann vom Tiefgang der Boote ab, ob die Hafeneinfahrt noch befahren werden kann“, so eine Sprecherin. Auch durch Unachtsamkeiten der Bootsführer könne es dann schneller zu einer Grundberührung kommen. „Bislang ist hier aber noch nichts passiert“, erklärt sie weiter.

Wie geht es jetzt weiter?

Angela Mesmer vom BMK-Hafen stimmt die nötigen Sofortmaßnahmen mit dem Landratsamt, dem Regierungspräsidium und weiteren zuständigen Behörden ab. „Anfang der Woche wird die Hafeneinfahrt ausgebaggert“, betont sie. Die Arbeiten werden voraussichtlich am Dienstag beginnen.