Wie sind die Wasserstände am Bodensee im Jahresverlauf?
Der Wasserstand des Sees unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Im Winter sinkt der Wasserstand auf ein niedriges Niveau, im Sommer werden im Jahresverlauf die höchsten Pegelstände erreicht. Der Unterschied beträgt rund einen Meter. Das liegt nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) am alpinen Einzugsgebiet des Bodensees. Wenn es kalt wird, fällt der Niederschlag in den Bergen als Schnee und wird dadurch gespeichert. Im Sommer tragen Schneeschmelze und Regen zu einem im jahreszeitlichen Vergleich hohen Wasserstand bei.
Welche Werte werden aktuell gemessen?
Seit Jahresbeginn liegt der Wasserstand des Bodensees in einem für diesen Zeitraum typischen Bereich, erklärt LUBW-Sprecherin Simone Zehnder und verweist auf die Referenzperiode von 1981 bis 2021. Aktuell (Stand 9. Februar) wird am Pegel Konstanz ein Wert von 2,84 Metern gemessen. Der Mittelwert für diesen Tag liegt bei 2,87 Meter. In den kommenden Tagen rechnet die Landesanstalt mit einem gleichbleibenden bis leicht sinkenden Seewasserstand.

Wann steigt der Wasserstand wieder?
Normalerweise erreicht der Seepegel Ende Februar oder Anfang März den tiefsten Stand und beginnt danach wieder zu steigen. „Grundsätzlich ist mit dem Eintreten der Schneeschmelze im alpinen Einzugsgebiet mit einem Anstieg des Seespiegels zu rechnen. Dies ist durchschnittlich ab etwa Mitte März der Fall“, so Simone Zehnder. Unabhängig davon könnten aber auch ergiebige Regenfälle im Frühjahr zu einem Anstieg des Seewasserstands führen.
Was bedeutet der schneearme Winter für den See?
„Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Schneemenge im alpinen Einzugsgebiet des Bodensees insgesamt unterdurchschnittlich“, teilt die LUBW mit. Sollte das so bleiben, sei mit einem vergleichsweise geringeren Anstieg des Seewasserstandes zum Sommer hin zu rechnen. „Eine regenreiche Witterung könnte den Anstieg allerdings ebenfalls verstärken“, betont Simone Zehnder.
Welche Faktoren sind noch entscheidend?
Neben der Schneeschmelze und der Regenmenge wirkt sich auch die Steuerung der Speicherbecken im alpinen Einzugsgebiet auf den Seewasserstand aus.
Was passiert, wenn Regen statt Schnee fällt?
Für die Ableitung von klimawandelbedingten Trends sind nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Zeiträume von mindestens 30 Jahren zu betrachten. Die über 100-jährige Messzeitreihe am Pegel Konstanz zeige eine Zunahme des Wasserstands im Winter und eine Abnahme des sommerlichen Seewasserstands. „Ursache kann zum einen der Klimawandel sein. Eine geringere Schneerücklage in den Wintermonaten und ein vorzeitiges Abschmelzen der Schneedecke führt zu einem niedrigeren Wasserstand in den Sommermonaten“, erläutert Simone Zehnder. Niederschlag, der im Winter als Regen statt als Schnee falle, führe darüber hinaus zu einer Erhöhung der winterlichen Seewasserstände.
Beeinflusst werde der Wasserstand aber auch durch die Bewirtschaftung der Talsperren und Speicher im Einzugsgebiet des Sees. Durch den Speicherbetrieb könne Wasser im Sommer zurückgehalten und in den Wintermonaten während der natürlichen Niedrigwasserzeit abgegeben werden. Der Klimawandel werde laut LUBW die Entwicklung des Bodenseepegels und seine saisonalen Dynamiken weiter beeinflussen. „Für die Zukunft kann voraussichtlich von einer weiteren klimawandelbedingten Abnahme in den Sommermonaten und einer Zunahme in den Wintermonaten ausgegangen werden, allerdings kann auch die Bewirtschaftung der Talsperren und Speicher weiter an Relevanz gewinnen“, sagen die Experten.
Welche Folgen hatte der Hitzesommer für den See?
Im Sommer 2022 befand sich der Pegel auf einem niedrigen Niveau, das üblicherweise erst im November erreicht wird. Welche Auswirkungen haben solche Entwicklungen auf den See? Die gute Nachricht: Der niedrige Pegel am Bodensee ist an sich keine Gefahr für Tiere und Pflanzen.
Die Lebensgemeinschaft im Bodensee ist nach Angaben der Experten an schwankende Wasserstände angepasst. „Die im vergangenen Sommer trockengefallenen Flächen sind in der Regel im Winter bei niedrigen Wasserständen auch nicht von Wasser benetzt und müssen jedes Jahr neu besiedelt werden“, so Zehnder.

Vor allem in sehr flachen Uferbereichen führt der sinkende Pegel allerdings zu einem Verlust von Wasserlebensräumen. Betroffen davon seien Arten, die nicht mobil sind, kann es zur Austrocknung und zum Absterben kommen. Standorttreue Arten, die nicht in tiefere Wasser ausweichen können, werden daher langfristig zurückgehen, so die Prognose.