Der Name ist Programm und er hält, was man sich von ihm verspricht: Das Bermatinger Landgasthaus Zollerstuben, eingebettet in einer ländlichen Region, setzt auf Tradition. Die Verknüpfung moderner Aspekte, ein frischer Auftritt, Flexibilität, Kompetenz und die Erweiterung des Angebots hält die Stammgäste – und zieht neue Besucher an. Das ist wohl das Erfolgsgeheimnis für 65 Jahre Bestand in einer Zeit, in der viele Gaststätten, hauptsächlich wegen Personalmangels, schließen müssen.

Die nicht nur bei schönem Wetter gut besuchte Gartenwirtschaft, im Vordergrund der Dienstags-Stammtisch.
Die nicht nur bei schönem Wetter gut besuchte Gartenwirtschaft, im Vordergrund der Dienstags-Stammtisch. | Bild: Christiane Keutner

Hier hat Inhaberin Natalie Kraus-Litzki, die das Gasthaus 2018 von ihrem Vater Kurt Kraus übernommen und ihre eigene Handschrift beim Umbau und Design eingebracht hat, ein besonderes Händchen. Viele junge Mitarbeiter heuern bei ihr an. Die meisten bleiben und profitieren. Nicht nur vom Lohn, sondern auch durch Persönlichkeitsbildung: Sie überwinden Schüchternheit, lernen Kommunikation mit dem Gast, Koordination von Abläufen, kleine Gerichte zuzubereiten und mehr.

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Umgang mit jungen Menschen macht Spaß

Das bedeutet aber auch ständiges Einarbeiten, denn, so Natalie Kraus-Litzki: „Nach dem Abi sind die meisten weg.“ Drei Schüler beschäftigt sie derzeit in Küche, an der Theke und im Service. „Ich zahle vernünftig, aber ich fordere auch. Und Schule hat Vorrang, das wissen die Eltern“, sagt die 47-Jährige, die einen sehr direkten Umgang pflegt und auch mal sagt: „Wenn Ihr keine Lust mehr habt, sagt es mir.“

Doch die meisten mögen die Arbeit und die oft lockere und lustige Atmosphäre. Dass die Stimmung stimmt, zeigt sich auch an den Ausflügen und Feiern, an denen kaum einer der Mitarbeiter fehlt. Der Umgang mit jungen Menschen macht ihr Spaß.

Fabian Saretz serviert Kaffee, Linus Rechtsteiner zapft Bier.
Fabian Saretz serviert Kaffee, Linus Rechtsteiner zapft Bier. | Bild: Christiane Keutner

Dennoch braucht es Fachkräfte und Stammpersonal, denn die Aushilfen sind fachlich und zeitlich nur eingeschränkt einsetzbar. „Wenn man niemanden hat, geht es an die Substanz“, so die Wirtin. So war sie froh, dass sie in Zeiten heftigen Mitarbeitermangels die Essenslieferung zunächst für den Kindergarten mit dem Träger Kirche problemlos aufgeben und auch für die Schule eine einvernehmliche Lösung mit der Gemeindeverwaltung gefunden werden konnte.

Feste Mitarbeiter sorgen mit für den reibungslosen Ablauf

Glücklich ist sie über ihre festen Mitarbeiter. Zwei übernahm sie vom „Hecht“ in Ahausen nach dessen Schließung. Enia Pallentin, über 70 Jahre alt, und Attila Benyi-Czeller, 40 Jahre, ihr längster Mitarbeiter, der neben seinem Hauptjob montags und am Wochenende im „Kraus“ kellnert. „Ich möchte meinen Jungs etwas bieten und in Rumänien habe ich auch im Hotelgewerbe gearbeitet. Ich mag den Kontakt mit den Gästen und meine Chefin ist gut und nett“, sagt er.

Attila Benyi-Czeller (links) kellnert nebenberuflich seit 2018 im „Kraus“ und bedient hier die Stammgäste Anette und Willi Haag aus ...
Attila Benyi-Czeller (links) kellnert nebenberuflich seit 2018 im „Kraus“ und bedient hier die Stammgäste Anette und Willi Haag aus Stetten. Im Hintergrund Sebastian Litzki. | Bild: Christiane Keutner

Dass der Betrieb reibungslos läuft, ist auch Natalie Kraus-Litzkis Flexibilität und der Familie zu verdanken. Nachdem ihre Mutter ihr altersbedingt den Herd überlassen hatte, musste sie nach 20 Jahren im Service in Ermangelung eines Kochs selbst zum Kochlöffel greifen: „Ich wollte nie in die Küche, sonst hätte ich Köchin gelernt und nicht Hotelfachfrau. Aber inzwischen macht es mir echt Spaß, obwohl es teilweise mega anstrengend ist.“

Ihr Mann Werner, der hauptberuflich bei TeleData arbeitet, unterstützt in Technik und Buchhaltung, Sohn Sebastian, 15 Jahre, springt ein, wenn Not am Mann ist. Zur Zusammenarbeit mit seiner Mutter sagt er: „Man sollte Respekt vor ihr haben, sonst wird es nichts, aber sie hat auch ihre süßen Seiten und sie lobt.“

Natalie Kraus-Litzki und ihr Mann Werner Litzki, der sie in der Buchhaltung und in der Technik unterstützt, bei der Planung.
Natalie Kraus-Litzki und ihr Mann Werner Litzki, der sie in der Buchhaltung und in der Technik unterstützt, bei der Planung. | Bild: Christiane Keutner

Viel Lob gibt es von den Gästen

Lob bekommt sie selbst von den Gästen, die gern ins „Kraus“ kommen, im Gastraum, den drei Nebenräumen, im 2021 neu gestalteten, überdachten, mit, wegen des Schallschutzes versehenen Gabionen und Zypressen eingefassten Biergarten feiern oder Versammlungen abhalten. Herbert und Gerda Okle aus Oberuhldingen schwärmen. „Wir sind langjährige Stammgäste und schätzen die familiäre Atmosphäre und die bodenständigen und sehr guten Speisen zu sehr fairen Preisen.“

Gerda und Herbert Okle aus Oberuhldingen sind langjährige Stammgäste. Sie schätzen die familiäre Atmosphäre und die bodenständigen ...
Gerda und Herbert Okle aus Oberuhldingen sind langjährige Stammgäste. Sie schätzen die familiäre Atmosphäre und die bodenständigen Speisen zu sehr fairen Preisen. | Bild: Zollerstuben
Roswitha und Horst Häfner sind seit fast 50 Jahren Stammgäste. Sie mögen das abwechslungsreiche Essen und die herzliche Atmosphäre.
Roswitha und Horst Häfner sind seit fast 50 Jahren Stammgäste. Sie mögen das abwechslungsreiche Essen und die herzliche Atmosphäre. | Bild: Zollerstuben

Roswitha und Horst Häfner aus Ahausen halten seit rund 50 Jahren dem Gasthaus und seiner Kegelbahn die Treue, heben das abwechslungsreiche Essen und die herzliche Atmosphäre hervor. Anette und Willi Haag aus Stetten kommen seit 30 Jahren. „Wir mögen den Familienanschluss, das gute Essen und Bier, die netten Leute und es ist drinnen wie draußen gemütlich zu essen.“ Jeweils eine Runde Kippenhausener, Immenstaader, Bermatinger und Ahauser trifft sich regelmäßig am Stammtisch; viele lassen die Kugel in der Kegelbahn rollen.

Die Stammtischrunde aus Kippenhausen und Immenstaad trifft sich das ganze Jahr über regelmäßig in Bermatingen.
Die Stammtischrunde aus Kippenhausen und Immenstaad trifft sich das ganze Jahr über regelmäßig in Bermatingen. | Bild: Zollerstuben
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Übernachtungsmöglichkeiten unabdingbar

Unabdingbar für den Bestand des einzigen Restaurants im herkömmlichen Sinn in Bermatingen sind Übernachtungsmöglichkeiten. Haupt- und neues Gästehaus bieten 22 Zimmer. Die Gäste schätzen, dass ein Restaurant vorhanden ist, weil sie nach dem Essen nicht mehr fahren wollen, das Kümmern der Wirtin bei unterschiedlichen Anliegen und ihre Zimmervermittlung, wenn sie ausgebucht ist. So sind Gäste wie Inhaber froh, mit den Zimmern eine ausgewogene Mischung gefunden zu haben, die das Restaurant am und für den Ort hält.