Markdorf (büj) "Open space", das bedeute so viel wie offener, wie freier Raum, wandte sich der Bildhauer Hans Schüle ans Publikum. Rund 40 Besucher waren am gestrigen Sonntagvormittag in die Stadtgalerie gekommen, um sich von Hans Schüle und Astrid Schröder durch die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins führen zu lassen. Um sich von der Malerin aus Regensburg und dem aus Hohenfels angereisten Bildhauer erläutern zu lassen, wie sie arbeiten und, in welche gedanklichen Hintergründe ihre Kunst einzuordnen ist.

Beide, sowohl Astrid Schröder wie auch Hans Schüle, kommen von der Grafik. Doch während Schüle sich über das Holz, über die Arbeit mit Metall vorwiegend der Skulptur zuwandte – wobei nach wie vor das grafische Arbeiten einen gewissen Teil seines Schaffens ausmacht – befasst sich Astrid Schröder ausschließlich mit Pinsel und Farben.

Ihren Zuhörern boten Schröder und Schüle manch spannende Perspektive. Der Bildhauer etwa, erklärte, dass er seine Skulpturen aus Edelstahl-Bändern zunächst als technische Zeichnung entwirft. Sodann forme er ein Negativ, um die langen Metall-Streifen darauf so zu biegen, wie es seine raumgreifenden, raumbildenden Gebilde verlangen. "Dabei", so Schüle, "versuche ich die Materialeigenschaften auszureizen, bis an die Grenzen zu gehen." Dass der Bildhauer die Verbindungsstellen kenntlich mach, indem er Nieten setzt, mithin sogar Akzente setzt, markiert die Produziertheit der doch so organisch wirkenden Skulpturen.

Grenzgängerin ist in gewissem Sinne auch Astrid Schröder. Sie strapaziert – den Farbfluss, den Farbauftrag ihrer Pinsel. Er variiere mit der Konsistenz der – stets verwendeten – Acryl-Farbe, außerdem mit der Pinselbreite. Das erklärte die Malerin. "Ich komme von der gestischen Malerei", erläuterte Astrid Schröder. Doch sei die "große Geste" geschrumpft aufs Minimum vieler feiner gerader Striche, die monochrom oder polychrom ein Wechselspiel von Farbe und Raum erzeugen. Bewusst gibt die Malerin dem Zufall Raum. "Nur das erlaubt Entwicklung", argumentiert sie. Nur das gibt Freiraum für nebeneinanderliegende Energiefelder.