Spielzeuge, Mützen, Schuhe und Krawatten, in Kartons gestapelt: Das Hinterzimmer des DRK-Kleiderladens ist gleichzeitig Sortier- und Aufbereitungsraum. Regina Dreher kennt sich in dem sozialen Bekleidungsgeschäft bestens aus. „Der Kleiderbus fährt die Textilspenden hierher, meistens in großen Müllsäcken. Und die werden dann hier aufgemacht und sortiert“, erklärt sie.
Das Rote Kreuz betreibt bundesweit rund 321 Kleiderläden und 454 Kleiderkammern. Neben nachhaltiger und günstiger oder sogar kostenloser Kleidung und Schuhen sind sie auch Orte der Begegnung, des bürgerschaftlichen Engagements und niedrigschwelliger Beratung. Zwei davon finden sich im Bodenseekreis, in Mühlhofen und Friedrichshafen. Regina Dreher ist die Leiterin der beiden Läden.
Neben den Kartons nicht zu übersehen: überall hängen Müllsäcke. „Leider sind die Spenden nicht immer so, wie man sich das wünscht“, bedauert Dreher, „Manchmal ist sogar Müll mit in den Säcken, wir hatten sogar schon ölige Dosen und Fäkalien.“ Das würde dann selbstverständlich weggeworfen werden.

„Im Kleiderladen in Mühlhofen arbeiten zwei Festangestellte, die täglich da sind sowie 20 Freiwillige, die schichtenweise kommen“, erzählt Regina Dreher. Zu den Aufgaben aller Mitarbeiter zählt dann das Aussuchen und Sortieren der Kleidung, das Sauberhalten des Geschäfts und das Herrichten der Verkaufsräume. „Wichtig ist, dass der Kleiderladen für viele Bedürftige auch ein sozialer Treffpunkt ist“, merkt Dreher an.
Restmaterialien werden recycelt
Dennoch landet nicht alles, das es nicht auf die Kleiderstange schafft, im Müll. Textilien mit Flecken oder Löchern werden zum Textilrecycling geschickt. Dort werden dann Rohstoffe für die Putzlappenindustrie, die Reißspinnstoff- und Vliesstoffindustrie sowie die Papierindustrie hergestellt. „Wir versuchen also wirklich alles aus den Spenden rauszuholen“, sagt Regina Dreher.
Zielgruppe sind hauptsächlich Frauen
Laut Dreher kommen in einem Monat etwa 450 Kunden an den insgesamt zwölf Verkaufstagen zum Kleiderladen Mühlhofen. Die meisten der Kunden seien weiblich. „Der Kleiderladen finanziert sich hauptsächlich durch den Erlös der Kleiderspenden, dem Verkauf der Kleider in den Läden und durch Eigenmittel aus den Fördermitgliedsbeiträgen des DRK“, erklärt Dreher. „Immer gut verkauft werden Damen-Ober- und Unterteile sowie Bettwäsche und Handtücher. Davon brauchen wir dringend mehr.“

Einkaufen darf hier jeder
Der Kleiderladen richtet sich hauptsächlich an Bedürftige. Trotzdem kann hier jeder herkommen. „Menschen mit einem Tafel-Berechtigungsschein oder einem unserer Berechtigungsscheine können besonders günstig einkaufen“, so Dreher. „Bedürftige bezahlen nur halb so viel wie Menschen ohne Berechtigungsschein.“ Dennoch seien die Preise prinzipiell sehr günstig. Einen Berechtigungsschein bekommen Menschen, die am Existenzminimum leben, also Bürgergeld oder Wohngeld beziehen, in der Grundsicherung oder Geringverdiener sind oder nur eine sehr geringe Rente bekommen.
Mehr als nur Kleider kaufen
„Es kommen viele alte Damen zu uns, die wenig Geld haben und einsam sind, weil ihnen Sozialkontakte fehlen und ausgehen zu teuer ist“, erklärt Regina Dreher. „Die kommen dann immer gerne her, weil sie wissen, dass sie andere Leute treffen und sich nett unterhalten können.“ Ehrenamtlich im Kleiderladen zu arbeiten sei also nicht nur Kleidersortieren und Kassieren, sondern vor allem Tratschen und Gesellschaft leisten. Auch Regina Dreher wünscht sich mehr freiwillige Helfer. „Wir freuen uns hier über jeden, der Lust hat mitzuarbeiten, seien es junge Leute oder Senioren. Wir finden für jeden die passende Aufgabe!“