Es ist die Geschichte ihres Vaters, die die Grundlage für das neue Buch „Jakobs Gärten“ von Monika Taubitz bildet. Obwohl er starb, als Monika Taubitz gerade einmal dreieinhalb Jahre alt war, habe seine Lebensgeschichte sie fasziniert, erzählte die Schriftstellerin bei einer Autorenlesung auf der Mühlhofener Aach-Insel. Eingeladen zur Präsentation des im Juni erschienen Buchs hatte der Frauenstammtisch, der sich regelmäßig in der Alten Fabrik trifft.
Mehrfach preisgekrönte Autorin
Es waren schwere Zeiten nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg über die Inflation bis hin zum Zweiten Weltkrieg, rief Taubitz die politische Situation in Erinnerung. „Hintergrund in all meinen Büchern ist immer die fortlaufende Geschichte“, erklärte die mehrfach preisgekrönte Autorin.
Natürlich ist vieles fiktiv in der Familiengeschichte, so auch schon der Vorname. „Mein Vater hieß gar nicht Jakob, aber die die anderen Familiennamen sind echt“, sagte Taubitz. Die Geschichte spielt in Polen bei Markt Bohrau in der Nähe von Breslau.
Lehrer in dritter Generation
Dort wohnt der Vater, er ist Lehrer in der dritten Generation, im ehemaligen Schulhaus. Das Schulhaus ist standesgemäß ausgestattet, mit einem Flügel als Prunkstück. Rings um das Haus befinden sich drei Gärten, die Jakob selber pflegt und durch die intensive Gartenarbeit hat er starke Muskeln bekommen. Umgeben von Goldruten liegt die Terrasse für den Nachmittagskaffee, der Gemüsegarten ist hinter dem Gebäude, beschreibt die Schriftstellerin in bildhafter Sprache die häusliche Situation.

Nach dem schicksalhaften Verlust seiner ersten Frau bleibt der Witwer vorerst alleine mit drei kleinen Kindern. Jakob ist selber mit einer Stiefmutter aufgewachsen und will seinen Kindern seine unguten Erfahrungen ersparen. Dann lernt er bei einer ungewöhnlichen Begegnung Lisa kennen, sie wird später seine zukünftige Frau und die Mutter von Monika Taubitz. „Meine Mutter war ein hübscher, lebhafter Mensch“, sagte die Meersburger Ehrenbürgerin.
Sie sei viel in Berlin und Breslau unterwegs gewesen und es zeuge schon von großer Liebe, dass sie in das Dorf gezogen ist. Doch Jakob sei ein großzügiger Mann gewesen, und habe ihr Ausflugsfahrten in die Stadt erlaubt. Einige Passagen im Buch seien zur besseren Erläuterung in Ich-Form geschrieben, sagte Taubitz

„Es passiert noch sehr viel“, verriet die Autorin, deren Bücher alle biografische Hintergründe haben, auf der Aach-Insel. Sei es die Geschichte der einsamen, alten Frau in „Abstellgleis“ oder das Leben des Protagonisten aus „Leonhards Haus“, einem ehemaligen Hütebub aus dem Allgäu, der später als Zöllner nachts die Schweizer Grenzen bewacht.
Viele Protagonisten selbst kennengelernt
„Ich habe noch nie ein fiktives Buch geschrieben und viele meiner Protagonisten selber kennengelernt“, erklärte Monika Taubitz. Diese Lebensnähe kommt bei den Lesern an. „Ganz tolle Sprache“, fand bei der Autorenlesung beispielsweise Zuhörerin Ute Stephan. „Wenn man die Augen zumacht, erscheint einem alles so lebendig, wie in einem Film.“
Zur Person
Monika Taubitz wurde 1937 in Breslau geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie unter anderem auch in Markt Bohrau und Eisersdorf im Kreis Glatz. 1946 wohnte sie nach der Vertreibung in Nordenham, bis sie 1951 ins Allgäu umzog. Die Lehrerin lebt seit 1965 in Meersburg. 2014 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz für ihren Beitrag zur Völkerverständigung verliehen. 2018 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt.
Von den rund 30 Büchern, die sie bisher geschrieben hat, erschienen neun in polnischer Übersetzung. Sie schreibt sowohl Lyrik als auch Prosa, für ihre Werke erhielt sie mehrere Literaturpreise und Ehrungen.