Nach nicht ganz einem Jahr schließt die Postfiliale in den Räumen des Nahkaufs in Überlingen wieder. In einem Aushang sind wirtschaftliche Gründe in Zusammenhang mit dem Rückzug der Postbank aus Partnerfilialen der Deutschen Post angegeben. Betreiber Peter Lorenz sagt: „Ich habe die Filiale mit der Postbank übernommen. Damals war noch nicht bekannt, dass sie sich komplett aus dem Geschäft zurückzieht.“ Ohne Postbank hätte er die Filiale nach eigenen Angaben nicht eröffnet. Angeboten wurden einfache Finanzdienstleistungen.

Ein Aushang informiert über die Schließung noch in dieser Woche.
Ein Aushang informiert über die Schließung noch in dieser Woche. | Bild: Santini, Jenna

Postbank: Kunden nutzen Angebot weniger

Ein Sprecher der Postbank begründet den Rückzug auf Anfrage so: „Wir überprüfen regelmäßig das Netz dieser Partnerfilialen mit Bankdienstleistungen in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und Kosten. Dabei beobachten wir schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt – was sich durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt hat.“ Diese Veränderungen führten dazu, dass Nutzer die Bankdienstleistungen in den Filialen weniger stark nachfragten, erklärt der Unternehmenssprecher.

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Ihm zufolge sind es aktuell vor allem die Bargelddienstleistungen, die in Anspruch genommen werden. „Hier bieten wir mit unseren eigenen Filialen, eigenen Selbstbedienungs-Geräten, den Partnern der Cash-Group inklusive Shell Tankstellen und unseren verschiedenen Drittpartnern unverändert eines der dichtesten Netze in Deutschland und wollen dieses auch zukünftig aufrechterhalten und weiter ausbauen“, verspricht der Sprecher. Aber: Bis Ende 2025 sollen in den Partnerfilialen der Deutschen Post schrittweise keine Bankgeschäfte mehr möglich sein. Keine Ein- und Auszahlungen, keine Abgabe von Überweisungen. Die Versorgung mit Bargeld und die Möglichkeit, Überweisungen in Auftrag zu geben, bleibe gesichert – über Alternativen.

Alternativen zu den Bankgeschäften in den Post-Partnerfilialen

Wie geht es jedoch in Sachen Post in der Innenstadt weiter? Auf die Frage, ob sich die Stadtverwaltung für eine neue Filiale einsetzt, antwortet Pressesprecherin Andrea Winkler: „Wir stehen mit der zuständigen Mitarbeiterin sowie mit Eigentümern möglicher Flächen im Austausch.“ Die nächsten Vertretungen sind an der Hochbildstraße und im La Piazza.

Stadt: Innenstadtnahe Versorgung notwendig

Eine Versorgung im Zentrum hält man dennoch für unerlässlich: „Die Überlinger Innenstadt ist ein ökonomischer Schwerpunkt, geprägt durch Handel und Dienstleistungen. Diese Bereiche haben einen hohen Bedarf an der Dienstleistung Brief- und Paketbeförderung. Auch sind viele Unterkünfte für Touristen in der Innenstadt angesiedelt. Nicht zuletzt ist eine innenstadtnahe Versorgung durch die Post für die Bewohner notwendig“, erläutert die städtische Pressesprecherin.

Andrea Winkler, Pressesprecherin der Stadt Überlingen.
Andrea Winkler, Pressesprecherin der Stadt Überlingen. | Bild: Hilser, Stefan

Sonja Radojicic, Leiterin Regionale Kommunikation Süd bei der DHL Group, bestätigt: „Ja, wir möchten wieder eine Filiale einrichten. Unsere Kollegen sind unter Hochdruck auf der Suche nach einem potenziellen Filialpartner.“ Bei den Filialen, Paketshops und Verkaufspunkten kooperierten Deutsche Post und DHL bereits seit Mitte der 1990er-Jahre erfolgreich mit Partnern vor allem aus dem Einzelhandel, zum Beispiel mit Schreibwarenläden oder Lebensmittelhändlern.

Betreiber: Standort hätte funktioniert

Auf der Fläche im Nahkauf ist zum 22. März Schluss. Betreiber Peter Lorenz sagt: „Bis Ende dieser Woche ist vormittags geöffnet. Nur am Mittwoch ist geschlossen.“

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Benachrichtigte Pakete werden schon nicht mehr in die Filiale gebracht. Laut DHL-Sprecherin Sonja Radojicic können sie in der Filiale an der Lippertsreuter Straße 60, also im La Piazza, abgeholt werden. „Was noch da ist, geht in einen zweiten Zustellungsversuch“, weiß Peter Lorenz, der noch Filialen in Meßkirch, Sigmaringen und Riedlingen führt. Letztere in Kombination mit einem Schreibwarenladen.

Noch lacht das Werbegesicht der Post von dem Schaufenster.
Noch lacht das Werbegesicht der Post von dem Schaufenster. | Bild: Santini, Jenna

Der Platz an der Mühlenstraße hat dem gebürtigen Überlinger gefallen: „Grundsätzlich hätte das funktioniert. Mir ist immer wichtig, dass so eine Filiale zentrumsnah ist. Drum war der Standort gar nicht so schlecht.“ Die einzige Mitarbeiterin wird in eine seiner anderen Filialen übernommen und die Deutsche Post baut die Möbel im Nahkauf wieder ab.