Die Sensation begann Anfang Juni: Die Überlinger Waldrappe haben erstmals Junge unter ursprünglichen Bedingungen bekommen. Damit die Vögel überhaupt in der Nische im Katharinenfelsen brüten, hatten die Vogelschützer sogar Attrappen aus dem 3D-Drucker installiert. Zwei Paare sind bislang nach gesicherten Informationen zum ersten Mal im Katharinenfelsen Eltern geworden. Der sichtbare Nachwuchs stammt von den Brutpaaren Urmel und Marcello sowie Zoppo und Kazoo, die sich in einer natürlichen Felsnische niedergelassen haben. In den Nestern nebenan soll sich aber bereits weiterer Nachwuchs befinden.
Fünf Paare brüten in der Felsnische
Vor Beginn der Brutsaison hatte das Waldrappteam ein Nest mit zwei Waldrapp-Attrappen in einer Nische der Molasse-Felswand platziert. Attrappen sind eine bewährte Methode im Artenschutz, um Tiere anzulocken – und es funktionierte auch bei den Waldrappen: Insgesamt fünf Paare wählten daraufhin eigenständig diese Nische als Brutplatz. Allerdings sorgte eine Drohne im Mai für Ärger: Mehrmals wurde sie in der Nähe zur Brutnische beobachtet, was für Beunruhigung sorgte. Einige Vögel flogen ab.

Unter den Brutpaaren befindet sich auch das Weibchen Rupert. Sie ist am 11. Mai nach Überlingen zurückgekehrt. Rupert stammt aus der Überlinger Kolonie und wurde 2023 überregional bekannt. Sie hatte gemeinsam mit Enea in Rümlang im Kanton Zürich auf dem Fenstersims der Harley-Davidson-Niederlassung gebrütet und damit für eine Schweizer Sensation gesorgt. Enea wurde im Frühjahr in Norditalien getötet. Das Weibchen Rupert wartete lange in Rümlang, kehrte aber schließlich in ihre Stammkolonie nach Überlingen zurück.
Eier unter natürlichen Voraussetzungen gebrütet
Schon in den vergangenen beiden Jahren gab es Versuche des Waldrapp-Teams, jeweils zwei Brutpaare in der Nische anzusiedeln, doch nur ein Paar nahm die Nische an. Die anderen Vögel brüteten lieber wieder in einer künstlichen Brutwand aus Holz, in der sie aufgezogen wurden.
Die Vögel brachten ihre Jungen zuletzt an unterschiedlichen Orten und Bedingungen in der Bodenseeregion zur Welt. Nun legten sie erstmals unter den Voraussetzungen Eier, unter denen sie vor mutmaßlich 400 Jahren in Überlingen gelebt haben sollen. „Es ist ein toller Erfolg für das Projekt“, sagte Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrapp-Team Anfang Juni.