Antonia Kitt

Ein Mann, ein Koffer, zwei Weinkisten und ein paar leere Flaschen: Aus diesem Minimum an Ausstattung und Requisiten, dafür aber mit jeder Menge Witz und Fantasie ließ der Schauspieler Bernd Lafrenz die große Welt von Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ entstehen. In der Überlinger Stadtbücherei kam coronabedingt allerdings nur ein Mini-Publikum in den Genuss dieses Theaterabends.

25 statt der üblichen 80 Besucher

„Wir haben alles genau ausgemessen und konnten 25 Plätze einrichten“, sagt Bärbel Frei, die Leiterin der Stadtbücherei. Wo sonst rund 80 Zuschauer den Veranstaltungen in gemütlicher Enge lauschten, muss das Publikum nun auf Abstand sitzen. Nur Familienangehörige dürfen näher zusammenrücken. So saßen die Gäste an diesem Theaterabend meist in Zweier- und Dreier-Grüppchen locker gestreut. „Wir sind froh, dass überhaupt wieder ein Theater bei uns im Haus stattfinden kann, die Nachfrage war groß.“ Glücklich also, wer eine der wenigen Karten ergattern konnte für diese erste Kleinkunstveranstaltung in der Stadtbücherei seit dem Lockdown im März.

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Dem Freiburger Bernd Lafrenz, der regelmäßig mit Shakespeare-Soli in Überlingen zu Gast ist, gelingt es auch mit „Der Widerspenstigen Zähmung“ wieder, das Publikum zu begeistern. Es ist eine grandiose darstellerische Leistung, wie der Schauspieler im fliegenden Wechsel mit unterschiedlichsten Charakteren jongliert und die komplexe Figurenkonstellation um die kratzbürstige Katharina und ihre brave Schwester Bianca mit sparsamsten Mitteln transparent macht.

Figuren schließlich als Weinflaschen-Sammelsurium auf der Bühne

Vater Baptista will seine begehrte Tochter Bianca nur dann verheiraten, wenn sich auch für die „widerspenstige“ Katharina ein Freier findet. Immer mehr Bewerber bevölkern die Szene, die ihrerseits die Rollen tauschen und in Verkleidungen auftreten. Da kann man als Zuschauer schon mal den Überblick verlieren. Eine tolle Idee von Lafrenz, die verschiedenen Figuren nach und nach als Weinflaschen-Sammelsurium im Bühnenbereich zu platzieren.

Italienisches Flair und Unterstützung durchs Publikum

Besonders gut gelingt es Bernd Lafrenz, das italienische Flair der in Padua angesiedelten Handlung zu transportieren. Lässig streut er italienische Wortwendungen ein und benutzt Gestik und Stilmittel der Commedia dell‘ arte, wie die Maske. Auch wird das Publikum mit einbezogen und darf mit Hintergrundgeräuschen und Einwürfen die Handlung begleiten. Mit anhaltendem Applaus bedankten sich die Gäste für den zweistündigen Theatergenuss.