Im vergangenen Jahr schien es für einige Monate, als habe die Stadt sehr viele Baumfreunde. Nicht erst jetzt wurde offenkundig, dass es auch Baumfrevler gibt, die aus Lust und Laune oder aus eigenem Interesse dem großen Grün an den Kragen wollen. Manch einer scheint dabei sogar die Verletzung, ja den Tod von Menschen billigend in Kauf zu nehmen. Wie bei einem Urweltmammutbaum (Metasequoia), der bis zur jüngsten Sturmnacht im Saunagarten gestanden hatte. Mindestens zweimal war der mächtige Stamm schon massiv angesägt worden. Am späten Freitagabend ging er quasi an dieser Sollbruchstelle in die Knie, fiel auf den Weg, der zur Panoramasauna führt, in der zu diesem Zeitpunkt noch die letzten sechs Gäste der Therme schwitzten.
 

Deutlich zu erkennen sind für Rolf Geiger vom Grünflächenamt zwei relativ frische Sägeschnitte im Stamm des Mammutbaums.
Deutlich zu erkennen sind für Rolf Geiger vom Grünflächenamt zwei relativ frische Sägeschnitte im Stamm des Mammutbaums. | Bild: Hanspeter Walter

"Es ist unglaublich, wie dreist manche Mitbürger sind", sagt Therme-Betriebsleiter Peter Koop: "Das ist alles andere als ein Kavaliersdelikt." Deshalb erstatte Koop bei der Polizei auch Anzeige gegen unbekannt. Fast die Worte fehlen Rolf Geiger vom städtischen Grünflächenamt ob dieses Frevels, der tragisch hätte enden können. "Da hat jemand tatsächlich billigend in Kauf genommen, dass Saunagäste zu Tode kommen", sagt der Baumexperte, für den dies nicht der erste Fall von Baumfrevel ist. Immer wieder werden auch im Stadtgarten große Stämme bewusst beschädigt. Selbst die große wertvolle Flügelnuss, an deren Erhalt sich die Planung zur Erweiterung des Saunagartens vor drei Jahren orientiert hatte, wies schon damals mehrere Einschnitte auf. Unmittelbar am Ufer musste schon ein Baum wegen Beschädigungen mit Kupfernägeln und -drähten entfernt werden, sagt Peter Koop.

Jedes Jahr werden die Bäume auf dem Therme-Gelände auf ihrer Standfestigkeit und Sicherheit hin untersucht. "Erste Schäden hatten wir an dem Urweltmammutbaum schon festgestellt", sagt Rolf Geiger: "Der Baum war schon einmal 'geringelt" und eingesägt worden." Doch dieser Einschnitt war schon "vergraut", wie Geiger sagt, und hätte die Statik noch nicht gefährdet. Der Stamm des 18 Meter hohen Baumes hatte einen Durchmesser von mehr als 80 Zentimetern. Beim genauen Hinsehen fiel den Baumexperten nun bei der Aufarbeitung des Stammes auf, dass genau an derselben Stelle ein weitere relativ frischer Sägeschnitt zu erkennen war, der mehrere Zentimeter tief war. "Da muss jemand in einer Nacht- und Nebelaktion über den Zaun geklettert und mit der Motorsäge zugange gewesen sein", erklärt Peter Koop: "Mit einem Fuchsschwanz schafft das keiner so."

Diese Sollbruchstelle scheint in Windrichtung orientiert gewesen zu sein. Denn just in die andere Richtung und an dieser Stelle knickte der große Baum ein. Dabei begrub er ein halbes Dutzend Ruheliegen und demolierte sie. Nicht auszudenken für Betriebsleiter Koop, wenn noch Gäste darauf gelegen hätten: "Das hätte tragisch enden können." Die meisten Besucher hatten das Freigelände nach Aufforderung durch die Therme-Mitarbeiter zwar schon verlassen. Doch die letzten Unentwegten saßen zu diesem Zeitpunkt noch in der Panoramasauna, wie der Vergleich zwischen ein- und ausgecheckten Gästen gezeigt hatte. Wäre der Baum in eine etwas andere Richtung gefallen, hätte auch das Dach oder das ganze Gebäude der drei Jahre alten Panoramasauna demoliert werden können. "Auch das hätte schon einen beträchtlichen Schaden verursacht", sagt Kopp. Die Polizei ermittelt gegen unbekannt wegen Sachbeschädigung und Baumfrevel. Der Schaden beträgt 2000 Euro.

Baumfrevler

Für Rolf Geiger vom Grünflächenamt der Stadtverwaltung gehört es in den letzten Jahren fast schon zum Alltag. Immer häufiger werden nicht nur im Stadt- und Badgarten ganz bewusst Bäume beschädigt – mit der Säger, mit Kupfernägeln oder Kupferdrähten. Die Täter konnten bisher nie ausfindig gemacht werden. Man könne sich nur überlegen, wer Vorteile davon habe, wenn die Bäume fehlten, sagt Geiger gerne ganz vorsichtig. Bei Aufkirch wurden Bäume mächtig malträtiert, im "Guggenbühl" wurde mit Erfolg eine große Eiche angebohrt. Bisweilen kommt das Grünflächenamt zu spät, wenn schützenswerte Bäume auf Privatgrundstücken abgesägt wurden. (hpw)