Bilder sind die Sprache der Seele, sind kreativer Ausdruck der Persönlichkeit, geben tiefe Einblicke in Innenwelten. Die neu eröffnete Galerie in der Kronengasse 1 in Überlingen, "Ce8" (Convoi Exceptionell-8), zeigt künstlerische Arbeiten von Menschen mit Assistenzbedarf, die von Skid Überlingen (sozialkulturelle Integrationsdienste) betreut werden. Erst vor kurzem konnten die Galerieräume im ersten Stock angemietet werden, zusätzlich zu den bestehenden Büroräumen im zweiten Obergeschoss. Die Ziffer 8 im Galerienamen steht für Unendlichkeit, für Stimmigkeit im Oben wie im Unten. Seit November 2015 betreibt Skid ein eigenes Kunstatelier in der Einrichtung in Goldbach, ein Raum für Gestaltung und Kreativität. Für Reinhard Wein, Geschäftsführer der Skid, ist Kunst ein unmittelbarer, gestalterischer Ausdruck eines Menschen, frei von jeglicher Konvention und Tradition, unabhängig von seiner körperlich-geistigen Konstitution. Sei es mit Farbe oder Bleistift, durch das Collagieren oder Montieren unterschiedlicher Materialien: Kunst leite im Außen wie im Innen Veränderungsprozesse ein.
Die neu geschaffene Galerie möchte die Ergebnisse allen zugänglich machen. Die 25 ausgestellten Arbeiten beeindrucken durch eine spontane Unmittelbarkeit, ganz aus dem Herzen heraus gemalt, mal realistisch, mal vollständig abstrakt, einfallsreich und ehrlich. Da sind die stimmungsvollen, ganz gegenstandsfreien, fast monochromen Landschaftsbilder in Acryl von Roswitha Wegis. Keine Ausbildung, keine Lenkung durch Therapeuthen oder Vorbilder der Modernen Kunst haben die Hobbykünstler dazu veranlasst. Gibt es da eine universale, bildnerische Sprache im Menschen, die es nur freizusetzen gilt, ganz ohne Schulung?
Das Objekt von Mathias Strauß, eine Montage aus Draht, einer Bügeleisenbodenplatte und einem Zahnrad, mit dem Titel "Blitzableiter" könnte in jeder Galerie für zeitgenössische Kunst stehen. In seinem Gemälde "Weltall-Infinity" lässt er seiner Fantasie freien Lauf und taucht in die unendlichen Weiten der Galaxien ein. Felicitas Hafen hat ein Labyrinth in bunten Farben gemalt und die Wege führen wirklich alle zum Ziel, wenn man genügend Geduld hat, wie sie versichert.
Das Atelier in Goldbach ist als offene Werkstatt organisiert, kein Therapieraum mit bestimmten Methoden oder Vorgaben, wie Irene Fechau betont. Sie leitet das Atelier. Es ist kreativer Freiraum, wo jeder das machen kann, was aus seinem Inneren aufsteigt.
Die Arbeiten können jederzeit für eine begrenzte Zeit ausgeliehen werden, wandern dann aber wieder zurück in den Besitz des jeweiligen Künstlers. Keiner der Akteure will sich endgültig von seinem Werk trennen, zu viel Herzblut haben sie hineingemalt. Skid pflegt engen Kontakt und Austausch mit ähnlichen Werkstätten in Luxemburg, Irland und England. Hier wird grenzüberschreitend Kunst gemacht, werden internationale Kontakte gepflegt.
Das Projekt
Skid, die sozialkulturellen Interationsdienste, bieten seit 2004 Menschen mit Assistenzbedarf ein breites Netzwerk, damit sie ihren Alltag durch möglichst weitgehende Inklusion bewältigen können, sei es durch Unterbringung in betreuten Wohngruppen, durch Arbeitsvermittlung oder Beschäftigung in eigenen Einrichtungen, wie einer Wäschewerkstatt oder Dienstleistungsangeboten, dem Kunstatelier oder einer Nudelmanufaktur mit Laden. In der Steinhausgasse betreibt Skid ein Bistro mit täglich wechselndem Mittagsmenü unter Verwendung ausschließlich regionaler biologischer Produkte.
Das Projekt im Internet:www.skid-ggmbh.de