"Unser Paradiesgarten" nennt Rudolf Stöcklin gerne das wogende Blütenmeer, in das er von seiner Terrasse in der Schreibersbildstraße blickt. "Unser Garten ist gut für Körper, Geist und Seele", sagt der Ruheständler und kann es kaum erwarten, den neugierigen Besucher in die bunte Vielfalt mitzunehmen.
Viele Farben und Düfte
Tatsächlich strotzt der Garten vor bunten Blüten und Düften. Zwischen ganz verschiedenen Hortensienarten und Pfingstrosen blühen leuchtend blauer Rittersporn und gelbes Greiskraut, Bartnelken und Taglilien. Viele Lupinen tragen schon ihre Schoten mit Samen, die Rudolf Stöcklin einsammelt und für die Nachzucht bunkert.
Was man bei der Blütenfülle auf den ersten Blick gar nicht vermutet: "Ich habe einen pflegeleichten Garten für Senioren", sagt Stöcklin und erläutert dies auch. Mit Frauenmantel und Storchschnabel als genügsame Bodendecker hält er die Ausbreitung unerwünschter Pflanzen im Zaum.
Insektenpopulation stärken
Nicht ganz so bekannt wie diese beiden ist der Japanische Ysander oder das "Dickmännchen", wie es gerne genannt wird. Es ist auch als "Schattengrün" bekannt und zählt nicht nur zu den problemlosen Bodendeckern, die den lästigen Giersch im Zaum zu halten helfen, sondern gilt auch als wichtige "Bienenweide". Davon kann es angesichts eines Rückgangs von Blütenpflanzen draußen in der Natur nicht genug geben, um die Insektenpopulationen zu stärken.
Tipps des Gartenexperten
Stöcklins Garten lebt neben den strauchigen Hortensien und Rosen insbesondere von ein- oder zweijährigen Stauden, die nach Sorten und zeitlichen Blühabständen gepflanzt werden, damit sie sich im Jahreslauf nach und nach von ihrer schönsten Seite zeigen. "Wichtig ist eine standortgerechte Pflanzung – je nach Anspruch an Licht und Schatten", erklärt der Fachmann. Auch bei der weiteren Pflege gelte es die Art und den Zeitpunkt des Rückschnitts zu beachten, um die gewünschte Entwicklung und Form zu erzielen.
Richtige Bewässerung und Düngung
Richtige Bewässerung und natürliche Düngung gehören für Rudolf Stöcklin zum Einmaleins der Gartenpflege. Dabei setzt er zum einen auf eine Tröpfchenbewässerung, die er aus der Regentonne speist. "Wenn ich einen Gartensprenger verwende, der von oben beregnet, verdunstet weit mehr als die Hälfte des Wassers, bevor es überhaupt in den Wurzelbereich der Pflanzen gelang", sagt Stöcklin, der mit den verlegten Schläuchen nachhaltig Wasser und Geld spart.
Grüner Daume liegt in der Familie
Die Kompetenzen des Fachmanns und Liebhabers kommen nicht von ungefähr. Schon die Eltern hatten eine Gärtnerei und der grüne Daumen ist Rudolf Stöcklin quasi in die Wiege gelegt. Er selbst ist gelernter Gartenbaufachwirt, befasste sich später mit Landschaftsbau und Gartenplanung und war schließlich bis 2010 als Pflanzenschutzberater tätig. Davon brauchen die beiden Gartenliebhaber selbst heute nichts und setzen ganz auf natürliche Mittel.
Den Buchs vor dem Haus schützt Elisabeth Kessels mit einer eigenen Hausmischung aus Speiseöl und Wasser mit einigen Esslöffeln Milch. "Das mögen die Raupen gar nicht", sagt sie, "und bei uns hat das geholfen." Allerdings muss man den Befall gut beobachten und bei Bedarf alle sechs Wochen sprühen. Zur Düngung verwendet der Fachmann vor allem abgelagerten Kompost, der im Frühjahr mit etwas klassischer Stickstoff, Phosphor und Kalium-Mischung ergänzt wird.
Auch ein Kräutergarten hat seinen eigenen Platz an der Sonne. Die 26 Arten pflegt vor allem Elisabeth Kessels – vom Rosmarin bis zum Thymian, vom Liebstöckel bis zum Salbei. "Die kälteempfindlichen schützen wir im Winter mit einem Jutesack", sagt Kessels. Rudolf Stöcklin teilt sein Wissen gerne mit Gartenfreunden, gibt Tipps weiter und zeigt auch gerne das blühende Ergebnis.
Tipp
„Den Buchsbaumzünsler haben wir mit unserer Mischung aus Speiseöl und Wasser mit einigen Esslöffeln Milch gut in den Griff bekommen.“
Elisabeth Kessels und Rudolf Stöcklin, Überlingen
Gartensteckbrief
Antworten von Rudolf Stöcklin
- Wie heißen Ihre Lieblingspflanzen? Das ist die Bauernhortensie mit ihren drei Farbabstufungen. Als Rispe weiß, später rosa und im Herbst in rostbraun. Sie sieht schön aus, ist widerstandsfähig, braucht keine Pflege und bekommt keine Krankheiten. Sie verträgt volle Sonne. Und sie ist pflegeleicht beim Schnitt, da kann man nie etwas falsch machen.
- Was gefällt Ihnen nicht an der Gartenarbeit? Das Unkrautjäten. Deshalb lassen wir dem Unkraut von vorne herein keine Chance und gestalten einen pflegeleichten Garten. Wichtig dabei ist es, dass der Garten geschlossen ist, dass es wenig blanken Boden gibt. In unserer Nähe gibt es Wiesen mit vielen Wiesenkräutern, da müssen wir dicht pflanzen, dass sie bei uns nicht wachsen.
- Was ist günstig, was eher teuer bei Ihnen im Garten? Die teuersten Sachen sind die Rhododendron, die Nadelgehölze und ein Gingko, der schon als Zwei-Meter-Baum angeliefert wurde. Günstig sind die Stauden zwischen 2 und 3 Euro. Wir haben keine teuren Wechselbeetsachen, bei uns ist alles mehrjährig und bleibt. (shi)