Für die Realschule Überlingen gehen drei spannende Tage zu Ende. Mit großem Aufwand wurde das 50-jährige Bestehen der Schule gefeiert, beginnend mit einem Festakt am letzten Donnerstagabend: Dort unterstrich unter anderen Oberbürgermeister Jan Zeitler in seinem Grußwort die erfolgreiche Arbeit der Schule und versicherte auch weiterhin den Rückhalt in der Stadt. Der Festredner, Jürgen Böhm vom Realschullehrerverband, sieht die Realschule als Erfolgsmodell fest in der Gesellschaft verankert. Dennoch stehe die Schulart vor großen Herausforderungen: Die erweiterte Heterogenität der Schülerschaft, ein nach Leistungsgruppen differenzierter Unterricht und die Möglichkeit, neben der Mittleren Reife auch den Hauptschulabschluss an der Schule abzulegen. Dass dabei die über Jahrzehnte hinweg bewährte Lehrplanstruktur letztendlich nicht auf der Strecke geblieben sei, sei maßgeblich auch dem Einwirken der Lehrer- und Elternvertreter zu verdanken.
So richtig gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen dann ab Freitag: Schüler und Lehrer hatten ein großes Schulfest organisiert. Das Schulgelände hatte sich in einen abwechslungsreichen Erlebnisparcours verwandelt: Von einer Wasserrutsche und einer Hüpfburg, Schubkarrenrennen und Sackhüpfen, Ball- und Geschicklichkeitsspielen bis hin zum Kinderschminken und Bierkastenstapeln war alles geboten, was Kindern Spaß macht. Auf einer großen, vor dem Haupteingang aufgebauten Bühne, wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten: Trampolinshow und Sporteinlagen, Breakdance und Showtanz, eine Modenschau mit Realschülern aus unterschiedlichen Klassenstufen, ein Auftritt des Schulchores und eine Aufführung der Theater-AG.
Mit einem großen Kuchenbuffet, Bratwürsten und Dinnele, Waffeln und Getränkeausschank war für die Verpflegung der Festbesucher bestens gesorgt. Ein eigens für das Fest aufgelegtes, umfangreiches Jubiläumsbuch fand reißenden Absatz und schließlich hatte der Wettergott ein Einsehen und schickte Sonne pur.
Damit war dann beim großen Ehemaligentreffen am Samstagnachmittag aber erst einmal Schluss. Sintflutartiger Starkregen trieb die Besucher immer wieder in die Mensa zum Kuchenbuffet oder unter die Überdachung am Anbau, wo großzügig Biertische und Bänke aufgebaut waren. Bei der Begrüßung konnte die Aula den Besucherandrang kaum fassen. Zu den 500 fest angemeldeten Gästen waren sicherlich nochmal mindestens 100 ehemalige Schüler spontan erschienen, um mit ihren früheren Klassenkameraden und Lehrern zu feiern. Das Altersspektrum reichte teils bis in die 1960er-Jahre der Realschule zurück, als die Klassenzimmer noch in den Seeschulen an der Promenade untergebracht waren. Von überall her waren die Leute gekommen. Herzliche Begrüßungen, erstaunte Blicke, reger Austausch. Man schwelgte in Erinnerungen, zeigte alte Klassenfotos, streifte einmal mehr durch das Schulhaus, das ehemalige Klassenzimmer, wunderte sich über Veränderungen durch Renovation und Umbau. Und mancher ehemalige Schüler wagte auch einen Blick in das Lehrerzimmer, diesen geheimnisvollen Ort, in dem über das Schicksal so manchen Schülers beraten wird, wo Noten eingetragen und Zeugnisse abgesegnet werden und wo die Lehrer wohl einmal nicht mehr nur Lehrer sind, sondern ganz normale Menschen.
Auch der Sohn geht auf die Realschule
Michaela Borrs hat ihren Geburtstag ausgerechnet beim Treffen mit ihren früheren Klassenkameraden an der Realschule Überlingen gefeiert. Ihren Abschluss machte sie 1990. Sie erinnert sich noch genau an eine Klassenfahrt, auf der ihr Klassenlehrer Herr Staghun versuchte, die Zimmer der Mädchen und Jungs auf der Hütte zu verriegeln, um sie nachts auseinander zu halten – natürlich ohne Erfolg. Sie habe nur beste Erinnerungen an ihre Schulzeit. Heute arbeitet sie als Pharmazeutisch-technische Assistenten in Meersburg und sei immer noch mit Überlingen verwurzelt. Mittlerweile gehe auch ihr Sohn auf die Realschule Überlingen.
Viele Stunden auf dem Flur verbracht
Markus Baumann hat 1986 seinen Abschluss an der Realschule gemacht. Wie er zugibt, war er selbst nicht der einfachste Schüler, ist schon ab und zu aus dem Unterricht geflogen. Er erinnert sich noch: Einmal stand er wieder vor dem Klassenzimmer im ersten Stock, unten öffnete sich die Lehrerzimmertüre und Herr Scheurer rief spontan "Na, Baumann, wieder rausgeflogen?", ohne auch nur nach oben geschaut zu haben. Auch seine derzeitige Lebenspartnerin habe er in der Schule kennengelernt. Heute lebt er in Owingen und arbeitet als Bauzeichner – auch ein Ergebnis des handwerklich, praxisorientierten Lehrplanes an der Realschule.
Von der Schülerin zur Lehrerin
Juliane Gottfried ist heute selbst Lehrerin und arbeitet derzeit an der Grundschule in Ostrach und wohnt in Oberuhldingen. Das sei ein toller Beruf, sagt sie und sie erinnert sich gerne an ihre Zeit an der Realschule. 2006 habe sie den Abschluss gemacht, bei Herrn Meinecke, den sie alle sehr gemocht haben, immer locker drauf und mit einem witzigen Spruch auf den Lippen. Der spannende Unterricht bei Herrn Rotter habe sie schließlich dazu animiert, selbst Biologie zu studieren. Ihr Klassenzimmer hatten sie damals in der Bibliothek, aus Raummangel. An der Realschule habe sie sich immer wie in einer großen Familie gefühlt.
Eine super Klassengemeinschaft
Bernhard Lohr hat im Jahre 1977 die erste Abschlussprüfung im neuen Realschulgebäude fern vom Seeufer absolviert. Der Sportunterricht fand aber immer noch in der historischen Turnhalle am Mantelhafen statt. Er kramt ein altes, farbstichiges Klassenfoto aus dem Jahre 1975 hervor. Sie hatten eine super Klassengemeinschaft, waren im Schullandheim in Südtirol, erzählt Lohr. Bei der Abschlussprüfung seien sie dann die letzte Klasse gewesen, die in Mathe noch den Rechenschieber benutzen musste. Von Beruf sei er Zahntechniker geworden. Heute wohnt er im Brigachtal im Schwarzwald und hat nur noch wenig Kontakte nach Überlingen.
Stiller Protest gegen "Gesunde Schule"
Jeanne Straub hat erst 2013 ihren Abschluss gemacht. Damals wurde gerade im Eingangsbereich das Schild "Gesunde Schule" angebracht. Sie erinnert sich noch daran, wie sie bei "McDonalds" Berge von Hamburgern, Pommes und Cola gekauft hätten, alles Ungesunde eben, und dann unter dem Schild mit einer gewissen Genugtuung verputzt hätten. Es war eine schöne und erlebnisreiche Zeit, sagt sie. Als letzte Klasse hatten sie noch Sportunterricht in der Realschulsporthalle, die dann wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde. Nach dem Abitur an der Justus-von-Liebig-Schule machte sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement.
Für den ein oder anderen Streich gut
Thomas Kostenbaeder hat 1984 die Abschlussprüfung an der Realschule abgelegt. Er erinnert sich sehr gerne an seine Schulzeit, die Lehrer und Mitschüler und an so manchen Streich. So hätten sie einmal zur Schülerbefreiung an Fasnet Apfelmost mitgebracht, heimlich natürlich, abgefüllt in einer Sprudelflasche, die sie in der Bibliothek hinter Büchern versteckt hatten. Der gärende Most habe schließlich die Flasche zur Explosion gebracht und noch weit über den Aschermittwoch hinaus habe alles furchtbar nach Most gestunken. Heute arbeitet er als Maschinenbauer, auch angeregt durch den Technikunterricht bei Herrn Mittelmeier. Er lebt in Überlingen.