Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger forderte in einem Hirtenbrief die Priester seiner Diözese dazu auf, Gottesdienste zu den gewohnten Zeiten zu halten – auch wenn wegen Corona die Kirchentüren geschlossen bleiben müssen. So könne die Gemeinde im Geiste verbunden bleiben.

An jedem Sonntagmorgen, 10.30 Uhr, läuten in Überlingen die Glocken des Nikolausmünsters zum Gebet. Auch an diesem Sonntag waren sie zu hören, doch es wäre den Christen verboten gewesen, sich zum Gottesdienst im Münster zu versammeln. Denn Menschenansammlungen von mehr als drei Personen sind seit Samstag im Land Baden-Württemberg verboten. Kirchenrechtlich zog Bischof Burger gleich und entband seine Schäfchen von der eigentlich festgehaltenen „Pflicht zur Feier der Heiligen Messe am Sonntag“.
Predigt vor leeren Rängen
Im Münster begleitete lediglich Mesner Markus Korn die Messe. Sein einsam mit tiefer Stimme vorgetragenes „Amen“ ersetzte den Ruf der Gemeinde.
Das sei schon ein sehr seltsames Gefühl, sagte Stadtpfarrer Bernd Walter. Es komme ihm vor wie im Priesterseminar, wo die angehenden Pfarrer vor leeren Rängen ihren pastoralen Ton einüben. Bernd Walter, der vor 19 Jahren seine Priesterweihe ablegte, ist routiniert genug, um dem Gottesdienst vor leeren Kirchenbänken trotzdem die nötige Ernsthaftigkeit zu verleihen.

Diesmal eine Kurzpredigt
Was sonst über eine Stunde dauert, feierte Pfarrer Walter diesmal innerhalb von gut einer halben Stunde. Er ließ die Lieder weg und schonte damit die Stimme seines Mesners, sparte Zeit, weil es beim Friedensgruß keine Hände zu schütteln gab, und predigte nur knapp 5 statt sonst üblicher 20 Minuten.

In seiner Predigt griff Walter das Motto des vierten Fastensonntags auf: Laetare – freue Dich. Die Freude im Kirchenkalender bezieht sich üblicherweise darauf, dass am vierten Fastensonntag die Hälfte der Fastenzeit überstanden ist und Vorfreude auf Ostern herrsche. Diesmal sei die Zeit vor Ostern durch „soziales Fasten“ geprägt. Und so wie Gott an Ostern den Tod besiegt habe und der Menschheit damit Hoffnung vermittle, dürfe man auch heute darauf hoffen, die Corona-Krise zu bewältigen.

Nun, in Zeiten der Corona, stehe er am Altar „wie auf einer Insel mitten im Ozean“, so Pfarrer Walter. Diese Insel, die erreichbar sei auch über eine räumliche Distanz hinweg, gebe festen Halt. „Nähe und Verbundenheit“ könne auch im Gebet geschaffen werden. Walter: „Wir dürfen uns getragen wissen durch den Glauben.“