Deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen die Sipplinger, um ihr Trinkwasser zu zahlen: Der Gemeinderat beschloss während der Beratungen zum verabschiedeten Wirtschaftsplan der Gemeindewerke, den Preis von derzeit 1,41 Euro je Kubikmeter auf 2,11 Euro zu erhöhen – und das rückwirkend zum 1. Januar. Die Erhöhung hatte die Gemeindeverwaltung im Vorjahr bereits mehrfach angekündigt. Doch das ist noch nicht alles: Aufgrund des Baus des rund 2,7 Millionen Euro teuren Hochbehälters Himberg ist im kommenden Jahr mit einer weiteren Erhöhung um mindestens 75 Cent zu rechnen.

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Wie Bürgermeister Oliver Gortat erläuterte, war der Wasserpreis zuletzt vor drei Jahren von 1,27 Euro auf 1,41 Euro je Kubikmeter erhöht worden. „Dies konnte die erhöhten Aufwendungen leider nicht auffangen.“ Die Jahresergebnisse 2018 und 2019 hätten mit einem Verlust von fast 120 000 Euro abgeschlossen. Im Sipplinger Wassernetz fielen aufgrund des schlechten Zustandes hohe Unterhaltungs- und Reparaturaufwendungen an, so Gortat weiter. Bei der Wasserversorgung sei mindestens eine volle Kostendeckung anzustreben, weshalb eine Gebührenanpassung erforderlich sei.

Eine Erhöhung um 24 Cent sei allein zur Deckung der laufenden Aufwendungen nötig, begründete Finanzchefin Sabrina Girrbach. Diese lägen rund 42 000 Euro höher als noch 2018. Mit der weiteren Gebührenerhöhung auf 2,11 Euro werde der Verlust der Vorjahre ausgeglichen. „Der Verlustausgleich aus Vorjahren ist steuerrechtlich möglich“, sagte Girrbach. Das Defizit aus dem Jahr 2018 sei insbesondere durch den Wasserverlust von 98 923 Kubikmetern verursacht worden (85 000 Euro). Im Jahre 2019 habe der Wasserschwund von rund 65 800 Kubikmetern zu Mehraufwendungen von zirka 6400 Euro geführt. Girrbach: „Der Grund für den Verlust 2019 war nicht der Wasserverlust, sondern die gestiegenen Unterhaltskosten von 81 000 Euro gegenüber dem Vorjahr.“ Allein 16 Rohrbrüche seien zu beklagen gewesen.

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Ihren weiteren Ausführungen zufolge steht die Finanzplanung der Gemeindewerke ganz im Zeichen des neuen Hochbehälters Himberg. „Zusammen mit den begleitenden Maßnahmen wie dem Druckminderschacht und Leitungsbau in der Morgengasse und der Übernahme einer Wasserleitung der Bodensee-Wasserversorgung wird mit Kosten von 2,7 Millionen Euro gerechnet“, so die Fachbereichsleiterin Finanzen. Ziel sei es, den Hochbehälter in diesem Jahr fertigzustellen. Der Neubau werde zu zweifach höheren Abschreibungen führen. Auch diese Steigerung müsse langfristig über die Gebühren gedeckt werden. Girrbach: „Deshalb ist im Finanzplanungsjahr 2022 eine weitere Gebührenerhöhung vorgesehen.“ Aufgrund der Abschreibungserhöhung müsse hier mit einer weiteren Wasserpreissteigerung um 75 Cent gerechnet werden; es gelte, das Ergebnis 2020 und die Entwicklung der Wasserverluste abzuwarten.

Räte sehen Erhöhung als notwendig an

Begeistert zeigten sich die Bürgervertreter nicht, sahen aber die Notwendigkeit der Preissteigerung ein. Christine Keßler (CDU) plädierte für eine schrittweise Erhöhung, da viele Bürger coronabedingt finanzielle Verluste erlitten hätten. Clemens Beirer (CDU) wies darauf hin, dass man in den zurückliegenden Jahren mit dem Wasserpreis sehr günstig gelegen habe. „Das muss man einfach sagen.“ Jetzt gelte es, sofort zu reagieren, sobald die neueste Wasserrechnung vorliege, um einen gerechten Wasserpreis zu erzielen. Und Günther Völk (CDU) sagte: „Wir haben keine andere Wahl mit Blick auf unsere Finanzen.“

Gortat ergänzte gegenüber dem SÜDKURIER zum Thema Wasserverluste, dass man gerade dabei sei, die mechanischen Wasserzähler, die sich am Hauptwasseranschluss der Häuser befinden, bis 2025 auf Ultraschall-Wasserzähler umzustellen. Dieser Zähler helfe unter anderem, Leckagen oder Manipulation festzustellen. Der Zähler messe auch die Temperatur des Wassers und trage somit dazu bei, eine hohe Wasserqualität und Hygienestandards zu garantieren. „Als nächster Schritt ist auch die Anbringung einiger Sensoren auf unserem Leitungsnetz denkbar, um die Leckagen noch besser aufspüren zu können“, kündigte Gortat an.