Das Haus Baden als einer der größten Privatwinzer Deutschlands und der größte Sekthersteller des Landes, Rotkäppchen-Mumm, starten am 1. September im Bereich Wein ein Joint Venture. Strategisches Ziel dieser Unternehmenskooperation sei der "nationale und internationale Ausbau der Weinmarke Markgraf von Baden und die gemeinsame Entwicklung neuer Konzepte für badischen Wein" heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Beide auch in Zukunft wirtschaftlich unabhängigen Partner gründen zusammen das "Markgräflich Badische Weinhaus" mit Sitz in Salem. Die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH in Freyburg an der Unstrut und das Haus Baden über seine Markgräflich Badische Verwaltung GmbH & Co. KG seien als weiterhin wirtschaftlich völlig unabhängige Partner an dieser Markgräflich Badischen Weinhaus GmbH mit je 50 Prozent beteiligt.
Das Weingut Markgraf von Baden gehört bei 135 Hektar zwar zu den wichtigsten privaten Weingütern in der Bundesrepublik und ist Mitglied im renommierten Club des rund 200 Mitglieder zählenden Verbandes Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP), ist aber überregional weniger bekannt. Die Erzeugnisse vom Bodensee und aus der Ortenau werden bisher größtenteils in Baden-Württemberg verkauft. Die Kooperation mit Rotkäppchen-Mumm soll das ändern.
"Wir wollen die Marke Markgraf von Baden, die sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt hat, national und international weiter bekannt machen und neue Weinmarkenprojekte zusammen entwickeln", erläutert Bernhard Erbprinz von Baden gegenüber dem SÜDKURIER. Er ist Inhaber des Weingutes, sein jüngerer Bruder Michael Prinz von Baden ist Chef des Weinguts, er wird zusammen mit Manfred Hilpert von Rotkäppchen-Mumm das Gemeinschaftsunternehmen in Salem führen.
Joint-Venture als Antwort auf sich verändernden Markt
Das Haus Baden pflege seit Jahrhunderten seine berühmten Lagen am Bodensee und in der Ortenau und steuere über sein Weingut große Weinbaukompetenz und exklusive Weine bei, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Von Rotkäppchen-Mumm mit seiner über 180-jährigen Sekt- und Weintradition kämen die Markenkompetenz und das Vertriebs-Knowhow in die Partnerschaft. Bernhard Prinz von Baden sieht in dieser Partnerschaft eine ideale Kombination: „Meine Familie und Rotkäppchen-Mumm stehen gemeinsam für große Traditionen und Werte wie Leidenschaft, Qualitätsdenken und zukunftsorientiertes Handeln. Dafür werden wir von unseren Partnern und Kunden geschätzt. Im neuen Markgräflich Badischen Weinhaus wollen wir gemeinsam in breiterem Rahmen Markenkonzepte entwickeln.“
Das Joint Venture ist für Prinz Bernhard eine direkte Reaktion beider Unternehmen auf das sich verändernde Marktverhalten. Der Lebensmitteleinzelhandel werde immer bedeutender, der Fachhandel verändere sich und der Onlinehandel gewinne an Bedeutung. Im schnelllebigen Handel entstünden andauernd neue Kunstmarken und verschwänden wieder, beschreibt er. "Das ist es ganz wichtig, dass eine Marke authentisch ist und glaubwürdig – und dass sie real existiert." Die Familientradition und das Weingut Markgraf von Baden stünden für jahrhundertelange echte Tradition. "Das ist nicht kopierbar", sagt Prinz Bernhard, "und das ist für Rotkäppchen-Mumm so spannend".
Für die Erzeugnisse selbst ändere sich rein gar nichts, verdeutlicht Bernhard Prinz von Baden. "Wir bleiben vollständig unabhängig und behalten unsere Identität. Unsere Kellermeister werden unter unserer Regie weiterhin ihrer Arbeit nachgehen wie bisher, im Keller wie im Weinberg." Die Qualitäten in den Flaschen und die Etiketten auf den Flaschen blieben wie sie sind.

Wie die Kooperation zustande kam? "Im Grunde eine lustige Geschichte", beschreibt Prinz Bernhard. "Ich habe mit einem Herren philosophiert über die Weiterentwicklung der Weingüter in den sich verändernden Marktstrukturen und dass wir mehr Vertriebskraft brauchen. Derselbe Herr sitzt ein paar Wochen später neben dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Rotkäppchen, Christof Queisser, der ihm von seinen Überlegungen erzählt, dass man eine Partnerschaft braucht mit einem authentischen, großen Partner." Und davon gebe es in Deutschland ja nicht viele. "Dann sagte dieser gemeinsame Freund: Da hätte ich eine Lösung." Prinz Bernhard bringt es auf einen kurzen Nenner: "Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden."
Die Partner
- Weingut Markgraf von Baden: Die Familie, seit 1112 als Markgrafen von Baden, prägte den Weinbau in Baden entscheidend. 1495 erließen die Markgrafen erste Weingesetze, führten im 18. Jahrhundert den sortenreinen Rieslinganbau und im Markgräflerland den Gutedel ein. Auf den Gütern der Familie wurde 1923 erstmals am Bodensee Müller-Thurgau angebaut. Heute bewirtschaftet das Weingut – seit 2011 im Verband Deutscher Prädikatswinzer (VDP) – 135 ha Rebfläche, davon 110 ha am Bodensee und 25 ha in der Ortenau. Der Jahresabsatz liegt bei einer Million Flaschen.
- Rotkäppchen-Mumm: Das Familienunternehmen Rotkäppchen-Mumm mit Sitz in Freyburg an der Unstrut (Sachsen-Anhalt) ist weltweit einer der führenden Hersteller von Sekt, Spirituosen und Wein. Unter anderem gehören Matheus Müller (MM) und Blanchet in Eltville am Rhein sowie die Premiummarken Geldermann in Breisach sowie Ruggeri DOCG Prosecco dazu. Die mehr als 630 Mitarbeiter erwirtschafteten 2016 an sechs Standorten bei einem Absatz von rund 271 Millionen Flaschen einen Umsatz von 986 Millionen Euro. (mba)