ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER

Seit einem viertel Jahrhundert will der Verband die Lebensbedingungen für Frauen und Familien im ländlichen Raum verbessern.

Die lange Liste der Ehrengäste zeigte die enge Verbundenheit mit Ämtern und Institutionen. Die Geladenen kamen aus dem Landwirtschafts- und Hauswirtschaftsamt, vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband und der Kommune Salem. Auch Firmenvertreter und Politiker gehörten zu den Gratulanten und Rednern.

Ursula Hefler versicherte als zweite Bürgermeister-Stellvertreterin, dass die Kommune auch weiterhin für die Sorgen und Nöte der Frauen da sein wolle und Landrat Lothar Wölfle nannte die Landfrauen Mittlerinnen zwischen Erzeugern und Verbrauchern und verwies auf den jüngsten juristischen Erfolg: „Es ist auch ein Beispiel für unser gutes Miteinander, dass die Hagelschutznetze jetzt rechtlich abgesichert sind.“

Rosa Karcher, die Präsidentin der Landfrauen Südbadens, sang ein Loblied auf die Landwirtschaft und verknüpfte sie mit den Begriffen Wertschätzung, Nachhaltigkeit und Erhaltung der Kulturlandschaft. Als politischen Erfolg wertete sie, dass die Auszahlung der Rente der Bäuerinnen nicht mehr an die Hofabgabe der Ehemänner gebunden sei.

Dies unterstrich auch die Hauptrednerin und Bezirksvorsitzende Kerstin Mock in ihrem informativen und kämpferischen Rück- und Ausblick. Sie nahm das Frühstücksbuffet als Anlass, das Landfrauenleben aufzufächern. „Ich bin Landfrau, das ist nicht nur eine Vereinsmitgliedschaft, das ist eine Lebenseinstellung, ja vielleicht ein Überbegriff für eine Lebensphilosophie. Für sich selbst sorgen, aber auch über den Tellerrand hinausschauen. Werte, die im ländlichen Raum geschaffen werden, schätzen und weitergeben.“

Engagiert sprach Kerstin Mock von der Liebe zum Beruf, von Respekt und Leistung und klagte über mangelnde Wertschätzung und dass junge Landwirte nicht an den Rand der Gesellschaft gestellt werden wollen. Ihr Wunsch an die Politiker: „Lassen Sie sich nicht von den verzerrten Darstellungen in den Medien leiten, sondern hinterfragen Sie sachliche Zusammenhänge. Lassen Sie nicht aus jedem scheinbaren Problem ein Gesetz entstehen.“

Martin Müller, Europawanderer und Frickinger Landwirtssohn hat neben Klagen über widriges Wetter auf seiner Tour von Gibraltar ans Nordkap auch Bilder und Episoden dabei und die Erkenntnis, wie wenig er zu seinem Glück brauche. Und dann war da als besonderer Ehrengast Gerlinde Kretschmann. Sie ist sozial, politisch und ehrenamtlich engagiert. „Ich bin selbst ein Bauramädle“ sagte sie lachend und erzählte von den sieben Geschwistern, von Mutters Auszeit bei den Landfrauen und sprach so warmherzig, unverstellt und leutselig vom Gsälz-Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt und anderen Erlebnissen. Ihr goldiger Humor und ihr knitzes Beobachten sind umwerfend. Dass sie die Gattin des Ministerpräsidenten ist, erwähnte sie mit keinem Wort. Sie war einfach nur Gerlinde, mit schwäbischer Betonung auf der zweiten Silbe und ganz sich selbst und dies wurde ihr mit stürmischem Applaus gedankt.

 

Gerlinde Kretschmann im Interview

Die Gattin des Ministerpräsidenten hielt bei einen Vortrag beim Landfrauenverband. Drei Fragen an Gerlinde Kretschmann.

Sie sind gerne Landfrau. Können Sie erklären, warum?

Bei den Landfrauen ist einfach immer alles super. Der Verband hat sich verjüngt, aber trotzdem fühlen sich auch ältere Frauen angenommen und verbunden. Die Bandbreite der Generationen und Frauen verschiedener Lebenswelten machen den Charme des Verbandes aus.

Sie betonen immer wieder, wie gern Sie bei den Menschen sind. Erzählen Sie ihrem Mann von ihren Erlebnissen?

Jetzt, so kurz vor der Wahl, sehe ich ihn eher selten. Aber normalerweise erzähle ich ihm viel. Ich sehe mich ihm gegenüber als Botschafterin, damit er auch von anderen Ebenen weiß. Dass er weiß, wo der Schuh drückt. Ich will mit ihm über alle Bereiche und Bedürfnisse sprechen und sie ernst nehmen.

Zum Leben in der Politik gehören auch Menschen, die piesacken. Wie gehen Sie damit um?

Das verletzt natürlich und macht traurig und das Schlimmste ist, wenn jemand bewusst lügt und über den so genannten Gegner Falsches erzählt. Wenn jemand andere Schwerpunkte und Entscheidungen nicht akzeptieren kann. Ich empfinde das als Stress, man ist hilflos und kann einfach nichts dagegen tun. Man kann nur versuchen, nicht in dieses Fahrwasser zu geraten, nicht was oben drauf setzen. Man soll sich selber treu bleiben.