Salem – Der Silberne Meisterbrief, den Bäckermeister Andreas Weber vor einigen Tagen von der Handwerkskammer Ulm verliehen bekommen hat, hat im Schaufenster seiner Bäckerei in Salem-Neufrach einen exponierten Platz bekommen. Der 51-Jährige hält große Stücke auf das traditionelle Bäckerhandwerk. Das gilt auch für seinen Sohn Timon. Er ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat im vergangenen Jahr die Gesellenprüfung als Innungsbester abgelegt.
Bei der Überreichung des Silbernen Meisterbriefs an Andreas Weber erinnerte Erwin Adamczak von der Handwerkskammer daran, dass die traditionellen Kleinbäckereien durch die Expansion von industriellen Großbäckereien keinen leichten Stand hätten. Daher sei seit einigen Jahren ein regelrechtes Bäckereisterben zu beobachten.
Andreas Weber sieht diese Entwicklung allerdings gelassen: "Klar, die Backindustrie und die Discounter sind zweifellos eine Konkurrenz für das althergebrachte Bäckerhandwerk." Aber "ich sehe eben zu, dass wir uns mit unseren Produkten von dieser Konkurrenz abheben". Wie das gelingt, das erklärt Timon Weber. "Wir machen nichts mit Conveniece-Produkten", fertigen Backmischungen, zu denen man nur noch Wasser und Hefe hinzugeben muss. "Backmischungen mit Gelinggarantie", nennt sie Timon Weber.
"Wir machen unsere eigenen Rezepturen", erklärt Andreas Weber. Und das heißt: Alle Brot- und Brötchensorten werden auf der Basis von Natursauerteig hergestellt. Das Getreide kommt von Mühlen in der Region, das Obst für die süßen Stückchen stammt aus heimischem Anbau. "Zwetschgen und Kirschen pflücken wir teilweise sogar selber und gefrieren sie ein, damit wir auch im Winter etwas davon haben", lässt Andreas Weber hinter die Kulissen blicken. Nussfüllungen, die viele Bäcker meist vorgefertigt über den Großhandel beziehen, werden in der Bäckerei Weber frisch hergestellt.
Erwin Adamczak von der Handwerkskammer sagt: "Die Bäckerei Weber ist ein nachahmenswertes Beispiel dafür, wie sich auch in Zukunft Kleinbäckereien gegen die Bäckereiketten behaupten können." Andreas Weber habe schon früh erkannt, dass eine moderne Ausstattung in Kombination mit handwerklicher Tradition, Bodenständigkeit und Regionalität ein erfolgreiches Zukunftsrezept sei. Andreas Weber hat noch einen Service draufgesetzt. An zwei Tagen in der Woche touren seine beiden Verkaufsmobils in die Dörfer in der Umgebung und bringen neben den Backwaren auch andere Lebensmittel mit. Bei Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, halten sie sogar vor der Haustür. Zudem gibt es in der Bäckerei Weber auch am Sonntagvormittag frische Brötchen.
"Wir haben eine Sechs-Tage-Woche", sagt Andreas Weber. Das heißt, sechs Mal in der Woche nachts um 2 Uhr aufstehen und ab in die Backstube. "Klar, die Arbeitszeiten im Bäckerhandwerk sind ungewöhnlich", sagt Andreas Weber. "Aber man gewöhnt sich an diesen Arbeitsrhythmus", meint Timon Weber. Dafür habe man nachmittags frei, wenn andere arbeiten müssten. Ein bisschen jonglieren müsse man halt, wenn man im Vereinsleben engagiert sei. Aber auch das lasse sich arrangieren, versichert der 19-Jährige, der in der Feuerwehr aktiv ist.
Für Timon Weber gab es nie anderweitige Überlegungen, als das Bäckerhandwerk zu erlernen. "Denn ich bin quasi in und mit der Backstube aufgewachsen." Ihm macht der Bäckerberuf Spaß, weil er sehr vielseitig ist. "Wenn man sich dem traditionellen Bäckerhandwerk verschreibt", fügt er hinzu. Andreas Weber und seine Frau Irmgard, die gelernte Bäckereifachverkäuferin ist, betrachten es als Glücksfall, dass sie in ihrem Sohn einen leidenschaftlichen Betriebsnachfolger haben. Vater und Sohn arbeiten gut zusammen. Mitunter stoßen sich zwar unterschiedliche Meinungen. "Aber das ist normal, wenn sich zwei Generationen gegenüberstehen", sagt der Vater, und der Sohn stimmt zu.
In der Backstube wächst mit dem Auszubildenden Michael Kritz schon die nächste Generation heran. Auch ihn bezeichnet Andreas Weber als Glücksfall. Andreas Weber nimmt nicht jeden Kandidaten, der sich bei ihm um einen Ausbildungsplatz bewirbt. "Wenn einer mit seinen Eltern kommt und mir dann erklärt wird, dass beispielsweise kein Ausbildungsplatz als Kfz-Mechaniker zu bekommen war und dass es beim Bäckerhandwerk halt schön sei, dass man nachmittags frei hat, dann ist für mich die Sache schon gegessen", erklärt Andreas Weber. Michael Kritz habe bei ihm ein Schulpraktikum absolviert und sei dann allein gekommen und habe erklärt, er würde aufgrund seiner Erfahrungen im Praktikum gern eine Bäckerlehre machen. "Und er hat auch Spaß daran", sagt Andreas Weber. Und schon fast die Garantie, dass er nach der Gesellenprüfung übernommen wird.
Zur Person
Andreas Weberhat seine Bäckerlehre in der Bäckerei Straub in Mimmenhausen absolviert. Daran schloss er eine Konditorenlehre im Café Stock in Kluftern an. Während seiner zehnjährigen Gesellenzeit im Café Weber in Friedrichshafen legte er die Meisterprüfung ab. 1994 übernahm Andreas Weber mit seiner Frau Irmgard die ehemalige Bäckerei in Neufrach. Ein Jahr später eröffnete er eine Filiale in Weildorf und im Jahr 2006 eine weitere in Mimmenhausen. Seit Dezember vergangenen Jahres beliefert er auch den neuen ZG-Raiffeisenmarkt in Neufrach mit seinen Backwaren.