Ein „Grobkonzept“ für die künftige Ausrichtung der finanziell angeschlagenen Meersburg Therme sieht die Umwandlung in ein „ThermenSpa“ vor, die mindestens 6 Millionen Euro kosten würde. Der Gemeinderat nahm den Ansatz, den Therme-Geschäftsführer Fabian Dalmer vorstellte, zur Kenntnis, fällte aber noch keine Entscheidung, wie es mit dem städtischen Bäderbetrieb weitergehen soll.

Konzept soll bis zur Sommerpause des Gemeinderats weiterentwickelt werden

Bis zur Sommerpause will die Therme-Geschäftsführung das Konzept, aus dem das Freibad ausgeklammert ist, weiterentwickeln. Dafür sollen zunächst „die konkreten Handlungsoptionen bezüglich gesellschaftsrechtlicher Ausgestaltung und Finanzierung erarbeitet werden.“ Sprich: „Wie kriegt Meersburg die 6 Millionen gestemmt?“, wie Dalmer auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte. Denn die derzeitige GmbH & Co. KG, die seit 2018 existiert, könnte dafür eventuell nicht die geeignetste Form sein.

Bürgermeister Robert Scherer (links) unterhielt sich mit dem heutigen Geschäftsführer Fabian Dalmer bereits vor Corona, wie hier im ...
Bürgermeister Robert Scherer (links) unterhielt sich mit dem heutigen Geschäftsführer Fabian Dalmer bereits vor Corona, wie hier im April 2019, intensiv über erforderliche Schritte, um die Meersburg Therme in die Zukunft zu führen. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Eine Bemerkung, die Boris Mattes (SPD) während der intensiven Debatte im Rat machte, ließ in diesem Zusammenhang aufhorchen. Mattes kritisierte an dem Konzept unter anderem, dass es von einer Firma stamme, die auch als Betreiber und Investor in Frage käme. Zum SÜDKURIER sagte Dalmer, dass die Kannewischer Management AG aus dem schweizerischen Zug, die – neben der Therme-Geschäftsführung und der Unternehmensberatung Wochner und Partner – an dem Konzept mitgewirkt hatte, ein Schwesterunternehmen habe, das selbst Bäder betreibe. Ihm sei es wichtig gewesen, jemanden hinzuzuziehen, der die Branche auch aus der Praxis kenne, betonte Dalmer. Auf die Frage, ob die Firma Kannewischer denn tatsächlich als Betreiber für die Meersburg Therme in Betracht käme, sagte Dalmer: „Das möchte ich nicht öffentlich kommentieren.“

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Grobkonzept für die Meersburg Therme:

Diskussion im Rat pendelt zwischen „keine Lösung“ und „gleich abstimmen“

Das Grobkonzept wurde im Rat kontrovers diskutiert. SPD-Rat Mattes war die Präsentation im Gremium zu pauschal. Er kritisierte, dass, anders als im Aufsichtsrat, in der öffentlichen Ratssitzung nicht das gesamte Konzept vorgestellt worden sei, sondern nur eine Quintessenz. Doch während Mattes zum Schluss kam, dass das Grobkonzept die Probleme der Therme nicht löse, war Markus Waibel (FW) dafür, dem Konzept gleich zuzustimmen. Zwischen diesen beiden Polen bewegte sich die Debatte.

Die Meersburg Therme, die seit dem 2. November wegen Corona erneut geschlossen ist, dämmert derzeit im Winterschlaf. Wie die Zukunft des ...
Die Meersburg Therme, die seit dem 2. November wegen Corona erneut geschlossen ist, dämmert derzeit im Winterschlaf. Wie die Zukunft des 17 Jahre alten Bäderbetriebs aussieht, ist noch ungewiss. Ein vorläufiges Konzept sieht die Umwandlung in ein „ThermenSpa“ vor. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Als die Therme-Geschäftsführung dem Gemeinderat im Oktober ein Zukunftskonzept bis zur Sommerpause 2021 angekündigt hatte, hatte Waibel erfolgreich beantragt, sie solle bereits bis zum Jahresende ein Grobkonzept vorlegen. Dies ging den Räten dann am 30. Dezember zu. Waibel sagte, die Fraktionen hätten jetzt sechs Wochen Zeit dafür gehabt: „Das muss ausreichen, um sich zu entscheiden.“

Auch die Frage nach der Zukunft des Strandbads treibt die Räte um

Peter Schmidt (CDU) hingegen meinte, der Name „grob“ sei bezeichnend. Ihm fehlten noch mehrere Bausteine, etwa zur Finanzierung, möglichen Fördergeldern, zum Personalaufwand und zur künftigen Gesellschaftsform. Aber die wichtigste Frage, bevor man eine Entscheidung treffen könne, sei: „Wie geht es mit unserem Strandbad weiter?“ Georg Dreher (CDU) kritisierte, dass man das Thema Freibad ausgeklammert habe. „Wir brauchen beides in Meersburg, das Freibad für die Bürger, die Therme für den Tourismus.“ 6 Millionen Euro für die Therme ließen sich eh nicht so schnell finanzieren, aber man brauche jetzt eine klare Konzeption, wie es 2021 für das Freibad laufe.

Verantwortliche sollen sich vorläufig auf Therme konzentrieren

Dalmer und Kämmerin Heike Sonntag, die Mit-Geschäftsführerin ist, betonten, sie hätten vom Rat den expliziten Auftrag bekommen, sich erst mal auf die Therme zu konzentrieren. „Wir können nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen“, meinte Sonntag. Dalmer sagte in Richtung Mattes, es sei doch eine wichtige Quintessenz, dass man eine Investition von 6 Millionen Euro brauche, um wirtschaftlich tragfähig zu sein. Fakt sei: „So wie‘s ist, können wir nicht weitermachen.“ Mattes bezweifelte, dass diese Summe ausreiche, und forderte: „Es muss eine Grundsatzentscheidung her.“

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Christine Ludwig (Grüne) unterstrich: „Das Freibad ist auch für den Tourismus wichtig, wir haben immer noch die meisten Gäste im Sommer.“ Darüber hinaus schloss sie sich weitgehend Mattes‚ Kritik an. So monierten beide, dass das Konzept immer noch zwei getrennte Küchen vorsehe und die Wasserflächen immer noch zu groß seien. Dalmer erklärte dazu, man wolle die Wasserflächen künftig anders nutzen, etwa für ein Heiß- und Kaltbecken, brauche aber auch dafür die jetzige Größe. Ausdrücklichen Zuspruch für das Grobkonzept gab es hingegen von Peter Krause (Umbo). „Es ist da, damit wir sehen, wohin die Reise gehen könnte.“ Dass es sich auf die Therme und die Sauna fokussiere, „war unser Auftrag“, betonte er.

Bürgermeister will an der Therme festhalten

Bürgermeister Robert Scherer sagte zum Schluss: „Die Wichtigkeit der Therme ist uns allen bewusst.“ Sie sei ein Aushängeschild für die Stadt. Er unterstrich: „Die Wertschöpfung und der Mehrwert sind da.“ Scherer weiter: „Wenn wir die Therme fortführen, können wir nicht alles in ein oder zwei Jahren machen.“ Er hob hervor: „Ich würde mich freuen, wenn wir die Therme fortführen.“ Das Freibad sei ein anderes, heißes Thema, das man ebenfalls ganz dringend angehen müsse. „Für mich gehört Bürgerbeteiligung dazu.“ Doch es sei schwierig, bis zur Sommersaison da noch etwas hinzubekommen.