Markdorf – Warum eigentlich nicht nach den Sternen greifen? Das muss sich Musiklehrer Diego Sanz-Lopez gefragt haben, als er sich für den Jupiter entschied. Für den größten Planeten in unserem Sonnensystem, dem der britische Komponist Gustav Holst in seiner siebensätzigen Orchestersuite „Die Planeten“ eine besonders triumphale Partie gewidmet hat. Denn Jupiter ist im altrömischen Götterhimmel der Götter-Chef, der Allmächtig mit Donner und Blitz. In Holsts Komposition spielt Jupiter indes den „Bringer der Fröhlichkeit“. Kurzum: Dieser Satz der Orchestersuite ist schon eine rechte Herausforderung. Eine Herausforderung, der sich das von Diego Sanz-Lopez geleitete Posaunenensemble der Musikschule Markdorf gewachsen zeigte – beim Sommerkonzert in der Stadthalle.
Nicht nach den Sternen greift klein Hänschen, sondern nach Stock und Hut, wie wohl jeder weiß. Was dagegen nur die Eltern der in der Blechbläserklasse der Jakob-Gretser-Grundschule wussten: Ihre Kinder spielen erst seit einem knappen Jahr im Ensemble. Nun hat es Musikschulleiter Gerhard Eberl auch den übrigen Besuchern des Sommerkonzerts verraten. Um so erstaunter dürften die gewesen sein, wie takt- und notensicher „Hänschen kleins“ Weg in die weite Welt hinein verläuft – oder „Hänsel und Gretel“ oder der „Power Rock“ der ebenfalls von Diego Sanz-Lopez geleiteten Bläserklasse.
Auch ein Stück von Metallica dabei
Haben die Grundschulkinder den Saal nur in Ansätzen gerockt, gelang das der musikschuleigenen Rockband „The Black Line“ zum Abschluss des Konzerts vollends. Das Quintett spielte „Nothing Else Matters“ von der US-amerikanischen Metal-Band Metallica. Genau genommen könnte der Songtitel auch als Motto über dem gesamten Konzertabend stehen. Was einzig zählt, was wirklich ins Gewicht fällt, das ist das Ergebnis – nach langen Mühen, nach den wohl kaum vermeidbaren Misserfolgen, die begegnen.
Schönstes Beispiel für den Lohn der Beharrlichkeit war das glückliche Lächeln der jungen Pianistin, die ihren Chopin von Neuem beginnen musste, weil sie mitten im Satz ins Straucheln geraten war. Sie brach ihren Auftritt jedoch nicht ab. Sie spielte tapfer – zudem sich noch steigernd – weiter und wurde vom Publikum dafür anschließend mit kräftigstem Applaus belohnt. Auch das gehört zu den prägenden Erfahrungen junger Musiker. Wenn sie sich auf der Bühne präsentieren. Wenn sie außer ihrem Können auch ihr Durchhaltevermögen beweisen können.
Mal waren die Ensembles größer, wie zum Beispiel das von Johannes Eckmann dirigierte „Orchester Avant“ oder wie das Blechbläserensemble oder wie das Bläserorchester – beide wiederum von Diego Sanz-Lopez geleitet. Mal waren die Ensembles kleiner, wie das von Tina Herrmann geleitete Horn-Ensemble. Mal spielte ein Blechbläserensemble. Mal saß ein Trio auf der Bühne – mit drei Euphonien – mal waren es Duos – mit Klarinetten oder mit Saxofonen.
Für den zweiten Teil des Konzerts aber blieben die Solisten aufgespart. Und Musikschulleiter Eberl hatte keineswegs zu viel versprochen, als er nach der Pause besonderen Hörgenuss ankündigte. Ob Michelle Jötten (Violine) mit einem aufblühenden Vivaldi-Frühling, ob Felicia Löffler (Violine) mit einem überraschend reifen Wieniawski-Konzert, ob Anna Requena mit einer munter perlenden Chopin-Etude oder Felix Wiedermann mit einem überaus vertrackten Gitarrenstück: Sie alle begeisterten die Zuhörer.