Advent, Advent, ein Lichtlein brennt: Das gilt freilich erst am Sonntag in einer Woche. Und fast wäre es eng geworden mit dem Kerzenschein. Das berichtet Megan Trainer. Die Verkäuferin bei Megamix in der Markdorfer Hauptstraße klingt inzwischen erleichtert: „Es gibt einen Paraffin-Engpass“, erklärt die junge Frau. Doch zum Glück habe ihre Chefin noch zwei Paletten mit Kerzen ordern können. Die sogar gekommen sind und nicht storniert wurden, wie so viele Waren, die die Lieferanten einfach nicht liefern können. Weil Container fehlen, weil Container-Schiffe nicht entladen werden können oder weil es an Lkw-Fahrern mangelt.

Schuld ist vor allem Corona
Und das sind nur die Logistik-Probleme, an denen nicht zuletzt die Corona-Pandemie mit Schuld ist. „Noch ist alles da“, zeigt Megan Trainer auf die vollen Regale im Megamix-Geschäft: Kerzen für den Weihnachtsbaum, Kerzen für den Kerzenständer, Kerzen für den Adventskranz. Noch herrscht große Auswahl. In zwei, drei Wochen aber könnte das schon anders aussehen. Dann heißt es womöglich, Vorlieb nehmen, mit dem was kurz vor dem Weihnachtsfest noch da ist.

Warten aufs Spitzenmodell
Vorlieb nehmen, mit dem was da ist, muss unter Umständen schon jetzt, wer sich ein neues Smartphone anschaffen möchte. Ali Orhan aus dem Smartphone Service Center würde liebend gerne die Spitzenmodelle von Apple oder Samsung anbieten. „Keine Chance“, bedauert er: „Da muss man sich im Moment auf Wartezeiten von bis zu zwei Monaten einstellen.“ Und die Gründe, die Ali Orhan aufzählt, sind zum Teil dieselben wie bei den Adventskerzen: Rohstoffmangel, Produktionshemmnisse wegen Corona, Logistik-Probleme.

Schwierigkeiten, die nun jedoch dazu führen, dass selbst manches Einsteiger-Modell nicht zu bekommen ist, wie Magnus Ziegler von „MS-Beratung“ in der Hauptstraße erklärt. In der Branche spreche man von einer Chip-Knappheit, die wohl auch noch im nächsten Jahr anhalten werde. Sodass Spielekonsolen rar und Grafikkarten noch teurer werden. Eng wird es unter Umständen nicht nur bei den Spitzenmodellen: Schwierig kann es mitunter schon bei bestimmten Farb-Wünschen werden.

Andreas Wiech setzt hingegen auf Gelassenheit – und auf Beratung. „Ja, das ist gar nicht so selten“, erklärt der Geschäftsführer der BCP Computersysteme GmbH am Marktplatz, „dass ältere Damen in unser Geschäft kommen, weil sie ihrem Enkel zu Weihnachten einen Computer kaufen wollen.“ Sein Eindruck sei, dass die Enkel durchaus Verständnis haben, wenn sie ihren Wunsch-Rechner erst im Januar bekommen. Solange tue es aber ein Gutschein. Wovon Wiech jedoch dringend abrät, seien „Panikkäufe“. Damit sei keinem gedient.

Die Kurzarbeit wirkt nach
Ebenfalls mit Lieferengpässen muss Lisa Bitzenhofer vom Bekleidungshaus Kappeler in der Marktstraße kämpfen. „Das sind immer noch die Nachwirkungen der Kurzarbeit“, erklärt sie. Besonders hart trifft sie der Stillstand der Webstühle im Bereich von Jeans. Es zeichne sich ab, dass Nachbestellungen kaum mehr möglich sind. Auch hier gilt: Nicht allzu lange warten. Ansonsten könnte die benötigte Größe schon weg sein.

Mit erheblichen Lieferengpässen hat auch Kathrin Raither, Geschäftsführerin des Sporthauses Raither, zu kämpfen. Die coronabedingten Produktionsstopps wirken immer noch nach. „Ganz schlimm ist es mit Fußballschuhen“, erklärt sie. Und wenn jemand eine bestimmte Turnschuhmarke wünscht, könne es ebenfalls sein, dass es die derzeit partout nicht gibt. „Im Bereich Wintersport sind wir aber bestens versorgt“, versichert Kathrin Raither. Neben frühzeitigen Bestellungen liege das auch an der ausgefallenen Wintersaison 2020/21.

Recht zufrieden wiederum klingt Monika Mayer vom Bekleidungsgeschäft „Desigual M3“ in der Hauptstraße. „Wir haben alles da“, erklärt sie. Nun hofft sie, dass sich die Kunden in den Wochen vor Weihnachten nicht von den rasant steigenden Inzidenzwerten abschrecken lassen. Das hofft auch Alexander Kauderer, Geschäftsführer des Markdorfer Vaude Stores. Gleichzeitig fürchtet er sich vor den derzeit unvermeidlichen „Nein-Verkäufen“. Das sei, „wenn wir kaufwillige Kunden fortschicken müssen, weil wir nicht haben, was sie wollen“. Bei diesem oder jenem Artikel könne das durchaus der Fall sein. Weil ein Container irgendwo nicht entladen werden kann.

Die Verlage knausern mit Papier
Erst gar nicht angeliefert werden bestimmte Waren in anderen Geschäften. Diese Erfahrung musste Marion Schweizer von „des & sell“ in den vergangenen Monaten machen. Weihnachts-Deko, Geschenkartikel oder Mützen sind zwar in großer Auswahl vorhanden. „Manches haben unsere Lieferanten aber einfach storniert, weil sie es nicht bekommen haben.“ Im vollen Laden fällt das allerdings nicht auf.

Ebenso wenig wie das Fehlen bestimmter Titel in der Buchhandlung Ravensbuch. „Es herrscht Papierknappheit“, erklärt Yvonne Voigt. Die Folge: „Die Verlage drucken, was sich gut verkaufen lässt.“ Die Nischentitel kommen deshalb gar nicht erst in die Regale – oder mit erheblicher Verzögerung.

Auf lange Wartezeiten muss sich auch einstellen, wer Töpfe, Pfannen oder andere Eisenwaren im Haushaltswarengeschäft Guldin kaufen möchte. „Das gilt aber auch für bestimmte Elektrogeräte“, erklärt Sylvia Ströer, die Inhaberin.