Das Mehrgenerationenhaus (MGH) hat ein neues Angebot unter seinem Dach. Jeden Dienstag zwischen 9 und 12 Uhr ist der Pflegestützpunkt Bodenseekreis zu Gast. Genauer: Die Markdorfer Außenstelle lädt dann zu ihrem Beratungsangebot für Pflegebedürftige beziehungsweise deren Angehörige ein.
Nach Überlingen und Tettnang hat seit dem 15. September Markdorf als dritte Stadt im Landkreis eine eigene Außenstelle. „Das war uns besonders wichtig, dass die Außenstelle hier her kommt“, erklärte Ignaz Wetzel, Sozialdezernent im Friedrichshafener Landratsamt, beim Eröffnungsempfang im MGH. Liege Markdorf doch im Zentrum des Kreises.

Seit zehn Jahren gibt es das Beratungsangebot im Pflegestützpunkt des Landratsamts in der Friedrichshafener Glärnischstraße. „Wir arbeiten neutral, unabhängig, kostenlos“, erklärt Gabi Knöpfle, neben Melanie Haugg und Petra Mecking eine der derzeit noch drei Pflegeberaterinnen des Kreises. Eine vierte wird demnächst eingestellt, so hat es der Kreistag jüngst beschlossen.

Beratung gebe es für alle Bedürftigen beziehungsweise Interessierten im Bodenseekreis. Unter dessen etwa 216 000 Einwohnern seien rund 7000 pflegebedürftig. Und keineswegs seien das nur Senioren, sondern auch Unfallopfer oder chronisch Kranke. Drei Viertel von ihnen würden zu Hause versorgt, überwiegend von Angehörigen.
Renate Hold, die zusammen mit Christine Jungblut das Mehrgenerationenhaus leitet, freut sich: „Eine wunderbare Ergänzung unseres Portfolios“, befindet sie. Zwei Jahre lang habe sie dem Angebot entgegengefiebert. Warum die Außenstelle erst jetzt nach Markdorf kommt, kann sich Bürgermeister Georg Riedmann nicht erklären. „Vielleicht weil hier vieles etwas länger braucht“, vermutet er.
Thema Pflege bekommt immer mehr Bedeutung
Laut Sozialdezernent Wetzel bekommt das Thema Pflege immer mehr Bedeutung. Schon allein, weil die nun in Rente gehende Generation weniger Kinder habe als die vorangegangenen Generationen. „So entsteht ein Riesenbedarf an Pflegeplätzen“, aber auch an Beratung fürs unübersichtliche Angebot in diesem Sektor.
Bürgermeister Riedmann nahm den Empfang zum Anlass, seinen Unmut laut zu machen. „Mich ärgert, dass viele das Mehrgenerationenhaus als einen Gemischtwarenladen betrachten.“ MGH-Co-Leiterin Renate Hold widersprach: „Mich freut diese Bezeichnung“, spiegele sie doch die breite Palette des Angebots für alle Alters- und sozialen Gruppen wider.

Ebenso wie im Pflegestützpunkt im Landratsamt und in den beiden bereits vorhandenen Außenstellen in Tettnang und Überlingen gibt es nun auch in der neuen im Markdorfer Mehrgenerationenhaus Antworten rund ums Thema Pflege. Gleich ob es sich um die Leistungen der Sozialversicherungen, Krankenversicherung, Pflegeversicherung handelt.
Auskunft gibt es auch, wenn es um die Finanzen geht, ums Bezahlen der Pflege. Und guten Rat findet ebenfalls, wer sich nach Hilfsmitteln erkundigt. „Unser oberstes Prinzip ist ja“, so erklärt Pflegeberaterin Melanie Haugg, „dass wir Hilfe zur Selbsthilfe geben wollen“.
Mitarbeiterinnen machen auch Hausbesuche
Ein weiteres wichtiges Thema sei das Wohnen. „Vermitteln können wir da leider nicht“, bedauert Gabi Knöpfle, „aber wir können Hinweise darauf geben, welche Angebote es gibt – gleich ob jemand eine Alters-WG sucht oder doch lieber in seiner eigenen Wohnung bleiben mag. „Wir machen auch Hausbesuche“, erklärt Pflegeberaterin Gabi Knöpfle. Nun verstärkt auch im Raum Markdorf – nach dem Ende der Sprechstunden im MGH.
Beraten wird übrigens unabhängig vom Wohnort des Pflegebedürftigen. Auch wenn der in Kressbronn wohnt, dürfen sich die Angehörigen aus dem Deggenhausertal an die Beraterinnen im Markdorfer Mehrgenerationenhaus wenden.
Durchschnittlich 2600 Beratungen pro Jahr
In den zehn Jahren, seitdem der Pflegestützpunkt des Kreises eingerichtet wurde, gab es rund 18 000 Beratungen. Im Durchschnitt sind das 2600 Beratungen im Jahr – Tendenz steigend. Denn der Beratungsbedarf wachse an, erklärt Knöpfle. Ursache sei der demografische Wandel. Die Nachfrage nehme auch deshalb zu, weil die Bedürfnisse immer individueller würden. Die Generation der Babyboomer, jene also, die in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurden, scheue den Schritt ins Pflegeheim.