Der „Adler“ ist so gut wie verkauft, die Wiederbelebung der Traditionsgaststätte kann beginnen: Einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstagabend die Verwaltung beauftragt, den fertigen Kaufvertrag mit dem Investor Klaus & Keck GbR (Leutkirch) zu unterzeichnen. Damit steht fest: Im „Adler“ wird nach Jahren wieder eine Gastronomie eröffnet werden. Zwischenzeitlich war das markante Gebäude am Marktplatz als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden.
Gebäude wird aufgestockt
Der Umbau wird gravierend in das Gebäude eingreifen, denn es soll um ein Stockwerk aufgestockt werden: In Holzständerbauweise soll auf dem ersten Obergeschoss ein weiteres, zweites Obergeschoss errichtet werden, direkt unter den beiden bestehenden Dachgeschossen. Das Haus wird dadurch höher, soll aber seine Optik behalten. Im rückwärtigen Bereich ist ein Anbau vorgesehen, in dem die neuen Sanitärräume der Gastronomie untergebracht werden. An beiden Seiten und an der Gebäudefront wird das Dach Gaupen bekommen. Damit wird mehr Platz für die Wohnungen und vor allem für die Appartements geschaffen. Das neue zusätzliche Geschoss bekommt an der Frontseite des Hauses einen Balkon. Das Kellergewölbe soll saniert, die alte Kegelbahn herausgerissen und an deren Stelle eine großzügige Kellerbar eingerichtet werden.

Investor erwirbt auch das Dosch-Haus
Zugleich erwirbt der Investor auch das Dosch-Haus in der unteren Marktstraße. Nachdem im Ober- und Dachgeschoss des „Adler“ bis zu elf 26 bis 37 Quadratmeter große Boarding-House-Appartements entstehen sollen, sollen im Dosch-Haus Wohnungen für die künftigen Mitarbeiter des „Adler“ eingerichtet werden. Im Erdgeschoss soll ein Ladengeschäft oder alternativ ein Büro Platz finden. Auch diese Pläne befürwortete der Gemeinderat.

Manuel Klaus, Mitinhaber des Leutkircher Büros, stellte die Pläne vor. Das Vorhaben sei eine Kernsanierung und deshalb sehr aufwändig. Für das gesamte Gebäude wolle man wenn möglich nur einen Betreiber gewinnen, so dass Appartements, Gaststätte und Bar in einer Hand verbleiben. Das Erdgeschoss mit der Gaststätte soll komplett barrierefrei werden, das Gebäude neben der Treppe noch einen barrierefreien Zugang erhalten. „Mit zwei potenziellen Betreibern sind wir bereits in guten Gesprächen“, sagte Klaus. Es handele sich um erfahrene und gute Gastronomen. Vorderstes Ziel der Revitalisierung des „Adler“ sei es, mehr Frequenz auf den Marktplatz und in die Innenstadt zu bekommen und das Haus mit der geplanten Kellerbar auch für jüngere Zielgruppen attraktiv zu machen. Gemeinsam mit den Banken sei sein Büro aktuell an der „finalen Finanzierung“, sagte Klaus.

Fraktionen bewerten das Konzept positiv
Quer durch die Fraktionen gab es positive Reaktionen. Die Umweltgruppe freue sich über ein gelungenes Konzept und die Tandemlösung für „Adler“ und Dosch-Haus, sagte Christiane Oßwald: „Der Erhalt beider Gebäude war uns sehr wichtig.“ Es sei ein gutes Signal, Altes zu sanieren statt abzureißen. Auch bei den Freien Wählern sei man froh über den Startschuss und dass „etwas Tolles entsteht“, sagte Jens Neumann, der auch einen Dank an Kämmerer Michael Lissner aussprach, für die intensiven und letztlich erfolgreichen Verhandlungsrunden.

Rolf Haas (FDP) sagte, er sei nun doch froh, dass der „Adler“ erhalten bleibe: „Das ist ein Glücksfall für die Stadt und die Bürger.“ Zu Beginn des Prozesses vor zwei Jahren hatte er sich auch einen Abbruch vorstellen können. Auch die CDU stehe „voll dahinter“, sagte Kerstin Mock. Der „Adler“ werde zwar deutlich größer, aber auch deutlich schöner. Mit dem sanierten Rathaus ergebe sich dann ein „gutes Zusammenspiel“ am Marktplatz. SPD-Chef Uwe Achilles betonte die historischen Bezüge zwischen Ober- und Untertor: „Die zentrale Frage ist ja, wie setzen wir einen Akzent in der Stadt?“ FW-Chef Dietmar Bitzenhofer erinnerte daran, dass für den „Adler“ zeitweilig auch Büros für eine Außenstelle des Rathauses angedacht gewesen seien. „Es graut einen heute noch, was da hätte entstehen können“, sagte er. Er regte an, zu prüfen, ob sich im Keller des Dosch-Hauses eine Nahwärmeversorgung für die Innenstadt einrichten ließe.