Wie sollen Radfahrer und Fußgänger künftig in Markdorf die Eisenbahn queren? Das ist die Ausgangsfrage zum Entwurf einer Machbarkeitsstudie, die Michel Schlegel, Leiter des städtischen Bauamts, nun dem Gemeinderat vorgelegt hat. Dies bei deren jüngsten Sitzung, in der sie entscheiden sollten, ob das Projekt Fuß- und Radwegquerung, wie es in den Beratungsunterlagen heißt, weiter verfolgt werden soll. Was nun bedeutet, dass ein Ingenieurbüro mit weiteren kostenpflichtigen Planungsarbeiten betraut wird.
Ein altes Thema in Markdorf: 1997 ging es um eine Unterführung
Es war dann Erich Wild (CDU), der daran erinnerte, dass schon einmal geplant worden sei. 1997 beschäftigte sich der Markdorfer Gemeinderat mit der Verkehrssituation beim Bahnhof. Auch damals ging es um die Entschärfung des stau- und gefahrenträchtigen Übergangs an der Gutenbergstraße. „400 000 Euro Planungskosten sind angefallen“, rief Wild in Erinnerung.
Die Gesamtkosten für das Projekt, etwa 19 Millionen, nannte er aber nicht. Eine Summe, deren Höhe den Rat 2015 dazu bewogen hatte, Abstand zu nehmen von dem Vorhaben. Herausgekommen aber wäre eine „große Lösung“, so Wild. Eine Lösung, von der auch die Autofahrer profitiert hätten. Demgegenüber sieht das nun präsentierte neue Konzept nur eine Lösung für Fahrradfahrer und Fußgänger vor.
Erich Wild (CDU): Lieber eine große Lösung, auch für Autos
Ein weiterer Unterschied ist, dass die von Stadtbaumeister Schlegel präsentierten drei Bahnquerungen allesamt weiter nach Osten gerückt sind als in den Plänen von 1997. Relativ dicht neben dem historischen Bahnhofsgebäude würden sie in beinah rechtem Winkel unter den Gleisanlagen hindurchführen, um mehr oder weniger direkt beziehungsweise leicht verschoben gegenüber der Einmündung der Straße Am Sportplatz in die Ensishemer Straße herauszukommen. Wild kündigte seine Zustimmung an. Ihm war durchaus recht, das Vorhaben weiter zu verfolgen, wenngleich er sich eigentlich lieber eine „große Lösung“, auch für Autos, gewünscht hätte.
Bürgermeister Riedmann: Ein Zukunftsprojekt mit langem Vorlauf
Wie Schlegel im Gemeinderat erklärte, gehe es mit seiner Beratungsunterlage zunächst nur um ein Signal. Der Rat solle beschließen, ob das Projekt weiterverfolgt werden soll. Denn gleich wo die Unterführung am Ende verlaufe und unabhängig von ihrer baulichen Gestalt – wie die Treppen, die Auf- und Abfahrten für die Fahrräder verlaufen –, handele es sich gewissermaßen um ein Zukunftsprojekt, so betonte auch Bürgermeister Georg Riedmann. Die Erfahrungen mit den diversen Ansprechpartnern bei der Bahn hätten jedoch gezeigt, dass mit Zeitrahmen von etwa zehn Jahren zu rechnen sei, wenn es um Verkehrsprojekte gehe.

Bahn kündigt Ampel-Reparatur noch in diesem Jahr an
Ganz nebenbei, abseits der Tagesordnung, erwähnte Riedmann dann noch, dass die Bahn in den Raum gestellt habe, „dass die Ampelanlage beim Bahnübergang noch in diesem Jahr wiederhergestellt werden könnte“. Gleichzeitig brachte der Bürgermeister seine Zweifel darüber zum Ausdruck. Hoffnung hegt er aber an anderer Stelle: Sollte es zum Ausbau der Bodenseegürtelbahn kommen, so rechne er mit einer finanziellen Beteiligung der Bahn, sagte er im Gemeinderat.

Forderung der Umweltgruppe: Bitte keine Schmuddelecken
Aus den Ratsfraktionen gab es eine positive Resonanz auf den Planungsvorschlag. SPD-Fraktionschef Uwe Achilles merkte an, dass aktuell in Markdorf „noch die Zeit stehen geblieben zu sein scheint“. Noch immer würden den Fahrgästen Gleisquerungen zugemutet, wenn sie zu einem anderen Bahnsteig streben würden.
Susanne Deiters Wälischmiller (Umweltgruppe) riet dazu, schon jetzt darauf zu achten, „dass mit der Bahnunterführung keine den Geruchssinn belästigenden Schmuddelecken“ entstehen. Man möge auf Licht und Luftigkeit achten, mahnte sie an.
Kritisch äußerte sich Rolf Haas (FDP). Ihm war in den Planskizzen das dort eingezeichnete Parkhaus aufgefallen. Ein solches Gebäude gehöre für ihn „mitten in die Stadt, nicht an den Bahnhof“.