Seit fast zwei Jahren steht es leer und verlassen da: das große Haus Am Wattgraben 1 in Immenstaad. Dabei hat das alte Bauernhaus, das im 17. Jahrhundert gebaut wurde, eine historische Bedeutung. Ursprünglich war es ein Weinbauernhaus mit Torkel und Weinverkauf. Etwas später wurde das Erdgeschoss dann umfunktioniert: Dort waren viele Jahre Viehstallungen untergebracht. Mittlerweile gehört das Gebäude zum mittelalterlichen Baubestand von Immenstaad und steht unter Denkmalschutz.

Das hat das Architekturbüro in Ebersbach von Paul Schäll jedoch nicht daran gehindert, das Haus in den kommenden Jahren sanieren zu wollen – unter denkmalschutzgerechten Aspekten versteht sich. „Um ein solches Gebäude als Wohnhaus herzurichten, braucht es viel Arbeit und ständigen Kontakt mit dem Denkmalschutzamt“, erklärt Architekt Schäll.
Allein die Planung für die Sanierung habe etwa 1,5 Jahre in Anspruch genommen. Momentan sind Spezialisten dabei, jeden Balken im Haus digital zu erfassen und anschließend zu untersuchen. „Alles muss kategorisiert werden, das ist vorgeschrieben.“

Danach wird das Alter der Hölzer festgestellt. „Experten prüfen, ob das Holz über die Jahre beschädigt wurde und man es ersetzen muss. Der Großteil kann aber, denke ich, erhalten bleiben“, sagt Schäll. Der 69-Jährige, der in der Nähe von Aulendorf lebt, hat während seiner etwa 45 Jahre im Beruf einiges an Erfahrung gesammelt. Auch mit Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen. „Ich mache solche Projekte schon mein Leben lang, die Erfahrung und der gute Kontakt zu den Ämtern zahlen sich aus“, sagt er und schmunzelt.
Neues Leben hinter alten Mauern
Das alte Weinbauernhaus als Kulturdenkmal soll nach der Restaurierung als Wohnhaus genutzt werden. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Idee? „Attraktiver Wohnraum wird immer gesucht. Die Lage ist optimal, etwa 100 Meter vom Bodensee entfernt, und wenn man sich mit den Anforderungen im Denkmalschutz auskennt, ist es zwar ein zeitintensives, aber schönes Projekt“, erklärt Paul Schäll.

Fünf Wohnungen zwischen 80 und 300 Quadratmetern sind in dem Gebäude geplant. Der ehemalige Torkel im Erdgeschoss, in dem zuletzt Viehstallungen untergebracht waren, wird zu einem Wohnloft mit Galerie ausgebaut. In den ersten zwei Stockwerken entstehen drei Wohnungen.

Im zweigeschossigen Dachwerk, das früher einmal als Lager genutzt wurde, soll nach der Sanierung ein Dach-Wohnloft sein. Eine Besonderheit: „Schon früher war hier ein Lastenaufzug eingebaut. Den Schacht nutzen wir, um einen neuen Aufzug für die zukünftigen Bewohner zu installieren.“

Nebenan, auf demselben Grundstück, entsteht ein dreigeschossiger Neubau mit drei Wohnungen, alle werden schon in den kommenden Wochen und Monaten verkauft. „Interessenten gibt es bereits“, sagt Schäll.

Damit das alte Flair des historischen Weinbauhauses erhalten bleibt, werden die Backstein- und Fachwerkinnenwände möglichst schonend saniert. „Später sollen die Balken des Fachwerkbaus in Kombination mit dem Modernen zu sehen sein“, erklärt der Architekt seine Idee.

Die Sanierungsarbeiten sollen in etwa zwei Jahren fertiggestellt sein. Das sieht zumindest der momentane Zeitplan vor. „Man weiß aber nie, was dazwischen kommt. Gerade bei Häusern, die unter Denkmalschutz stehen“, betont Schäll. Denn jedes einzelne noch so kleine Problem, dass bei der Restaurierung auftaucht, müsse mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt werden. „Dafür arbeitet man an einem Haus mit Geschichte. Und das macht großen Spaß.“