Mit einer Arbeit über die Geschichte des Zeppelindorfs in Friedrichshafen, „Mehr als ein Dach über dem Kopf“, hat Liv Lowak gepunktet: Die Schülerin der Klassenstufe 11 am Graf-Zeppelin-Gymnasium wird dafür am 4. Juli im Neuen Schloss in Stuttgart ausgezeichnet – mit einem von 26 Landessiegen beim 28. Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung. 5600 Schüler haben deutschlandweit einen Beitrag zum Motto „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“ eingereicht, allein in Baden-Württemberg waren es 164 Beiträge von 505 Teilnehmern.

Infos aus Stadtbibliothek und Stadtarchiv

Die 101 Häuser des Friedrichshafener Zeppelindorfs wurden zwischen 1914 und 1919 von der Zeppelin Wohlfahrt gebaut, um Wohnraum für die ...
Die 101 Häuser des Friedrichshafener Zeppelindorfs wurden zwischen 1914 und 1919 von der Zeppelin Wohlfahrt gebaut, um Wohnraum für die Arbeitskräfte zu schaffen. | Bild: Claudia Wörner

Ende September hat Liv Lowak auf Vorschlag ihrer Lehrerin im Fach Geschichte, Rebecca Schnell, als Alternative zu einer großen Präsentation mit der Arbeit für den Wettbewerb begonnen. „Ich habe mich im Internet schlau gemacht und war in der Stadtbibliothek und im Stadtarchiv“, berichtet sie. Die Mitarbeiterinnen hätten sie sehr mit Materialien rund ums Zeppelindorf unterstützt und Bücher für sie herausgesucht.

Bau ab 1914 für Arbeiter des Zeppelin-Konzerns

So erfuhr die Schülerin, dass das Zeppelindorf mit seinen 101 Häusern während des ersten Zeppelin-Booms ab 1914 für die Arbeiter des Zeppelin-Konzerns gebaut wurden. „Aufgrund des starken Zuzugs von Arbeitern herrschte damals in Friedrichshafen große Wohnungsknappheit“, sagt Liv Lowak. Die Häuser können bis heute nicht gekauft, sondern nur vom Eigentümer Zeppelin Wohlfahrt gemietet werden. Zu jedem Haus gehört ein großer Garten für die Selbstversorgung.

Im Schauhaus des Zeppelindorfs: Die Wohnküche war in den Häusern der zentrale Raum für die Arbeiterfamilien des Zeppelinkonzerns.
Im Schauhaus des Zeppelindorfs: Die Wohnküche war in den Häusern der zentrale Raum für die Arbeiterfamilien des Zeppelinkonzerns. | Bild: Liv Lowak

Neben der Schule und der Vorbereitung auf Klausuren las Liv Lowak zu Hause Bücher und Dokumente. „Ich fragte mich, warum hier gebaut wurde und wie die Menschen damals gelebt haben.“ Sehr hilfreich sei eine Führung im Schauhaus im Zeppelindorf gewesen. „Da habe ich wirklich ein Gefühl für das Leben in diesen Häusern mit ihrem für die damalige Zeit ziemlich hohen Wohnstandard bekommen“, berichtet die Elftklässlerin. So habe bereits damals jedes Haus eine Badewanne gehabt.

Wohnkomfort anno 1914: Für die damalige Zeit ungewöhnlich, gab es in jedem Haus des Zeppelindorfs eine Badewanne.
Wohnkomfort anno 1914: Für die damalige Zeit ungewöhnlich, gab es in jedem Haus des Zeppelindorfs eine Badewanne. | Bild: Liv Lowak

Schließlich war ihre Präsentation mit zahlreichen Bildern und verknüpft mit einer Sprachdatei fertig. Fazit von Liv Lowaks Arbeit ist, dass das Zeppelindorf zwar kein Einzelfall ist, aber dass hier die Idee, etwas für die Mitarbeiter zu tun, besonders gut verwirklicht wurde. „Die Menschen kannten sich von der Arbeit im Werk, es gab eine Dorfgemeinschaft mit Konsumladen und Dorfkrug und die vielen Kinder spielten und wuchsen zusammen auf.“

Viel Zeit in den Wettbewerb gesteckt

Bei der Besichtigung des Schauhauses bekam Liv Lowak einen noch größeren Bezug zum Zeppelindorf.
Bei der Besichtigung des Schauhauses bekam Liv Lowak einen noch größeren Bezug zum Zeppelindorf. | Bild: Claudia Wörner

Mit 29 Minuten und 55 Sekunden blieb Liv Lowak ganz knapp unter der maximalen Länge von 30 Minuten, die im Wettbewerb vorgegeben war. Sie habe vor allem in den Weihnachts- und Fastnachtsferien, aber auch in den Wochen dazwischen viel Zeit in ihren Beitrag gesteckt. Es habe nur kurze Phasen gegeben, in denen sie an der Sache gezweifelt habe. Schließlich habe sie nach dem Einlesen ins Thema selbst mehr wissen wollen. „Der Aufwand hat sich gelohnt und hat mir auch für den Schulalltag viel gebracht“, sagt sie. So habe sie gelernt, strukturiert an eine Aufgabenstellung heranzugehen. Grundvoraussetzung für die Teilnahme an einem Wettbewerb sei jedoch ein Thema, für das man sich interessiere.

Schüler profitieren von Teilnahme an Wettbewerben

Für Lehrerin Rebecca Schnell sind Wettbewerbe eine tolle Möglichkeit, um begabte Schüler zu fördern. In jedem Fall würden sie von der Erfahrung profitieren. „Sie können ansatzweise wissenschaftlich arbeiten und eine Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven beleuchten“, erläutert sie. So sei der Prozess eine gute Möglichkeit, sich aufs Studium vorzubereiten und auch bei Schwierigkeiten an einem Thema dran zu bleiben. „Dass es für Liv so toll mit einem Landespreis ausgegangen ist, freut mich natürlich sehr“, sagt Rebecca Schnell.

Die gute Stube des Schauhauses im Zeppelindorf: Der schöne Erker ist bis heute bei den Mietern sehr beliebt.
Die gute Stube des Schauhauses im Zeppelindorf: Der schöne Erker ist bis heute bei den Mietern sehr beliebt. | Bild: Liv Lowak

Zusammen mit bundesweit 250 Landessiegern hat Liv Lowak die Chance auf einen von 50 Bundespreisen. Am 14. November wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die fünf Erstpreisträger auf Bundesebene in Schloss Bellevue in Berlin ehren. „Soweit denke ich im Moment gar nicht“, sagt die Schülerin. Sowieso sei der Augenblick, in dem sie ihren Beitrag hochgeladen habe, für sie der schönste Moment gewesen: „Das war fast noch besser, als die Meldung vom Landessieg.“ Beim Hochladen habe sie gewusst, dass sie sich durchgebissen und es hinbekommen habe.