Was für ein Wochenende für die Häfler: Das FN:POP-Festival hat zahlreiche Menschen auf das Festivalgelände am Häfler Ufer beim Graf-Zeppelin-Haus gezogen. Nachdem am Freitagnachmittag bereits die Band Deine Freunde Kinder und Eltern mit familienfreundlichen Rap-Songs beglückte, legt Clueso am Abend nach: Die Fans zeigen sich textsicher, als Clueso Hits wie „Chicago“, „Flugmodus“ oder „Tanzen“ anstimmt.
Nicht restlos ausverkauft
Gemäß Veranstalter ist das Konzert zwar nicht restlos ausverkauft, aber die rund 3700 Fans vor Ort enttäuschen nicht, im Gegenteil: „Wahnsinn, wie ihr hier mitsingt – der Hammer!“, ruft Clueso der Menge zu. Er zeigt sich restlos begeistert von dem Publikum und der Konzertlocation – kein Wunder, denn bei schönstem Sommerwetter mit Blick auf den Bodensee funkeln im Hintergrund die im Sonnenuntergang die Schweizer Berge.
Eine bewegte Biografie
Clueso selbst ist gebürtiger Erfurter und ist längst ein Urgestein der deutschen Popwelt. Bereits als Kind und Jugendlicher war Clueso, der eigentlich Thomas Hübner heißt, ein begeisterter Musikliebhaber und gab schon früh kleinere private Konzerte. Mit 18 Jahren brach er seine Ausbildung zum Friseur ab, um sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Und der Plan ist aufgegangen: Seit 2001 ist der 43-Jährige regelmäßig in den Charts vertreten. Seinen Künstlernamen “Clueso“ verdankt er übrigens dem Inspektor Clouseau aus dem Film “Der rosarote Panther“. Seit 2001 ist der 43-Jährige regelmäßig in den Charts vertreten.
Publikum an Land und an See
Der Stil? Eingängige Melodien und verspielte Texte. Und der Mut, abwechslungsreiche Elementen zu mischen, denn er bedient sich aus Pop, Rock, Hip-Hop und Reggae. Aber auch Blasmusik kommt zum Einsatz: Die Jazz-inspirierten Trompeten- und Paukensoli seiner Band verblüffen und harmonisieren mit Clueso‘s lockerer und vielseitiger Bühnenpräsenz. Er interagiert mit seinen Fans, gibts sich nahbar. „Los – ich will alle Hände oben sehen!“ ruft er der Menge bei seinem Song „Chicago“. Man merkt: Clueso ist begeistert von seinem Publikum, der Kulisse und der Region. Er selbst hat am Freitagnachmittag die traumhaften Sommertemperaturen ausgenutzt und ist voller Elan von einem Boot aus in den Bodensee gesprungen und an das Ufer geschwommen, wie ein Instagram-Video des Künstlers zeigt. Und einige Fans, die sich wohl das rund 60-Euro-teure Ticket ersparen wollten, haben es dem Musiker gleich getan und versammeln sich auf Stand-Up-Paddle-Boards oder auf Schlauch- und Motorbooten am Ufergewässer neben dem Festivalgelände. Auch die Menschen auf den Booten und Boards animiert Clueso, mitzumachen. „Ich will auch von Euch ein wenig Lärm hören!“ ruft er auf den See hinaus. Knapp zwei Stunden lang gibt Clueso auf der Bühne Vollgas. Der Applaus mag nicht enden, als er von der Bühne tritt.
Spanische Popmusik am Samstag
Weiter geht es am Samstag mit Alvaro Soler. Der spanisch-deutsche Popstar lockte beim letzten Konzert der Festivalreihe FN:POP knapp 4000 Fans vor die Bühne. Gemeinsam mit seiner Band erreichte Soler 2013 das Finale der spanischen Castingshow „Tú sí que vales“. Dort entdeckten ihn Castingscouts von Universal Music und nahmen den Musiker solo unter Vertrag. Danach zog Soler nach Berlin und nahm sein erstes Album „Eterno agosto“ auf. Die Single „El mismo sol“ kam besonders in Italien, aber auch in Deutschland gut an und stieg auf Platz eins der Charts ein. Alvaro Solers Lieder sind immer selber geschrieben.
Oft kollaboriert er außerdem mit anderen Stars, wie zum Beispiel Jennifer Lopez oder Nico Santos. Er begeistert das Häfler Publikum mit Gute-Laune-Ohrwürmern wie „Sofia“ oder „La Cintura“. Viele kennen den Künstler auch seinen Auftritten als Juror der Castingshow „The Voice Kids“.

Es ist viel geboten
Doch auch neben der Bühne ist für die Besucher einiges geboten: Zahlreiche Foodtrucks versorgen das Publikum mit Burritos, Burgern oder Crêpes – das Herz der Feinschmecker schlägt höher. Und auch Kunstliebhaber kommen auf ihre Kosten. Kai Peschke ist als freischaffender Künstler tätig und hat auf dem Gelände einen kleinen Stand mit seinen Werken aufgebaut. Er litt an Depressionen und war monatelang in einer psychiatrischen Klinik. Dort hat er seine Liebe zum Malen entdeckt, besonders die abstrakte Kunst hat es ihm angetan.
Er hofft, dass die Konzertbesucher seiner Ausstellung einen Blick zuwerfen, obwohl er sich einem schwierigen und wenig gesellschaftsfähigen Thema verschrieben hat. „Eigentlich geht es mir in erster Linie nicht darum, meine Bilder zu verkaufen, sondern darum, auf das Thema Depression aufmerksam zu machen. Denn noch immer scheuen sich viele Menschen davor, sich in Behandlung zu begeben“, wie der 27-jährige Laupheimer erzählt. Er sei schon mit zahlreichen Besuchern ins Gespräch gekommen und erzählt von seiner Leidens- und Lebensgeschichte. „Das waren sehr fruchtbare und gute Gespräche“, so Peschke. Und der positive Nebeneffekt? „Obwohl ich hier am Arbeiten bin, bekomme ich auch etwas von den Konzerten mit, das macht dann direkt gute Laune“, sagt er lachend.