Geht alles nach Plan, werden sie die AfD-Chefin nicht zu Gesicht bekommen. Vielmehr zelebrieren Freundinnen und Freunde der Demokratie am Freitag, 26. Mai, auf dem Adenauerplatz eine Art Geburtstag: Wenige Tage zuvor, am 23. Mai, wurde das Grundgesetz 73 Jahre alt. Mit dabei sein will Barbara Wagner: „Wir rufen in Erinnerung, dass es keine Selbstverständlichkeit ist.“
In der Nähe sprechen Populisten
Gleichwohl wird die Veranstaltung, die um 18 Uhr beginnen soll, mehr als eine Feier sein. Gut einen Kilometer entfernt wird Alice Weidel, Chefin der AfD, im Graf-Zeppelin-Haus sprechen. Der Verfassungsschutz hat die Partei als Verdachtsfall eingestuft. Der Grund: verfassungsfeindliche Bestrebungen. Das Signal, das die Feiernden vom Adenauerplatz senden wollen, ist demnach klar. Ulrich Bernard, der sich ebenfalls beteiligt, drückt es so aus: „In Friedrichshafen gibt es Leute, die für Demokratie stehen.“
Vergangene Woche hatte es noch ausgesehen, als ob die Rechtspopulisten ohne Gegenaktion ihre Reden halten würden. Frank Labitzke, Vertreter des Bündnisses für Vielfalt, hatte mangelnde Rückmeldung auf seine Idee kritisiert: Er hatte vorgeschlagen, dem AfD-Besuch ein Fest entgegenzusetzen. Auch die eigentlich sehr aktiven Omas gegen Rechts hatten keine Teilnahme in Aussicht gestellt – ihnen sagte die geplante Form des Protest nicht zu. Sie suchen lieber die direkte Konfrontation dem politischen Gegner.
Einladung an alle
Seitdem Labitzkes Kritik im SÜDKURIER erschien ist, haben sich Akteure für die Feier des Grundgesetzes abgestimmt. Barbara Wagner ist Mitglied bei den Grünen, Ulrich Bernard gehört zur SPD. Beide, so sagen sie, fühlen sich dem Bündnis für Vielfalt verbunden. Sie rechnen mit der Teilnahme ihrer Parteimitglieder. Zudem laden sie jeden ein, beim Fest mitzumachen.
Geplant seien Redebeiträge sowie Musik, berichtet Barbara Wagner. Ulrich Bernard ergänzt: „Aber es soll auch Platz für Diskussionen geben.“ Zu besprechen gibt es einiges. Wagner: „Eine gerade veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass gut 79 Prozent der Deutschen die Demokratie stärker angegriffen sehen, als noch vor fünf Jahren.“ Tatsächlich ergab das eine repräsentative Befragung des Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Und auch direkt am See gibt es mutmaßliche Verfassungsfeinde. Anfang der Woche wurde Johanna Findeisen, Mitglied der Partei Die Basis, in Frickingen festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, sich seit Mai 2022 in der Vereinigung der Reichsbürger engagiert zu haben.