
Direkt am Bodenseeufer stehen Harald und Jürgen Richter und trinken einen heißen Glühwein. Die beiden kommen aus Friedrichshafen und haben sich hierher gestellt, um die Sonne zu genießen. Zwischen den Ständen der Bodensee-Weihnacht sei es dafür schon zu schattig, urteilen sie am Samstagnachmittag.

Zwischen den Ständen herrscht dichtes Treiben. Hier bummeln Paare, Familien und Freundesgruppen. Jannik, Aruni und Florine machen derzeit Urlaub in Illmensee. Dass sie den Weihnachtsmarkt hier besuchen sei nicht geplant gewesen, sagt Jannik: „Es ist eher ein Zufall, dass wir jetzt hier sind und er stattfindet. Ein schöner Zufall.“ Tochter Aruni hat jedenfalls mit einem kleinen Rentiergeweih das passende Accessoire zur Weihnachtszeit gefunden.

Ein paar Schritte weiter freut sich Standbetreiberin Anne Winston über die gut gelaunten Besucher und die seenahe Lage ihres Stands. „Meine Oma lebt ganz in der Nähe in Bayern“, erklärt sie auf Englisch, nutzt dabei aber das deutsche Wort „Oma“. Mit dem Bodensee verbinde sie daher viele schöne Erinnerungen. Beruflich als Weihnachts-Anna mit Gebäck sei sie zum ersten Mal hier.

Vanessa Macher verkauft normalerweise Trachten in Tettnang und besucht die Bodensee-Weihnacht mit einem kleinen Stand für zwei bis drei Tage. Dieses Jahr ist sie zum ersten Mal den kompletten Zeitraum über dabei. „Ich habe den Weihnachtsmarkt vermisst – privat und beruflich. Es ist eine schöne Stimmung. Man merkt, die Leute freuen sich riesig“, schildert sie.

Noch ein Stück weiter posieren die dreizehnjährige Leyi, die neunjährige Linyi und die fünfjährige Zoe Li gut gelaunt für ein Erinnerungsfoto am großen geschmückten Weihnachtsbaum.

„Wir haben das schon vermisst, natürlich“, sagt Chatuna Eliauri aus Tettnang. Es sei ihr erster Weihnachtsmarktbesuch nach der Corona-Pause.

Daniela Fäßler-Looser, Thomas und Fabian Looser haben den Markt sehr vermisst. „Umso mehr genießt man das jetzt“, meint Thomas Looser.

Stefanie John ist am Stand von Schokofrüchte Sauter am Rotieren. Sie begießt sorgfältig frische Früchte mit Schokolade, die dann nach dem Aushärten verkauft werden können und bedient außerdem Kunden. Sie sagt: „Es ist schön wieder hier zu sein und auch erleichternd. Nach der Durstrecke geht es jetzt wieder weiter.“ Besonders freuten sie aber auch die Wiedersehen mit den anderen Händlern: „Wir haben uns jetzt lange nicht gesehen.“

Beim Karussell blickt man derweil sowohl bei den Eltern als auch den Kindern in strahlende Gesichter. „Als Häflerin, die hier direkt die Straße rauf wohnt, so ganz ohne Seehasenfest, Weihnachtsmarkt und so weiter: Das war schon extrem“, schildert Tamara Catan. Sie sei hier aufgewachsen, habe die Feste immer miterlebt und verbinde viele Erinnerungen mit ihnen. „Jetzt ist ein Stück Normalität zurück“, sagt sie und winkt fröhlich ihrer Tochter Melina auf dem Karussell zu.


Sarah Döschl darf die erste Runde mit ihrem Sohn Jakob mitfahren. Für den ist das nämlich der erste Weihnachtsmarkt. Bei der zweiten Runde steigt dann seine Schwester Luise zu ihm ins bunte Auto und zeigt ihm, wie man richtig mitlenkt.


Vom Karussell ein paar Schritte Richtung Hafen gelegen hat Liudmyla Shevchuk ihren Stand aufgebaut. Die junge Frau hatte gemeinsam mit einer Freundin ein Geschäft in Kyiv in der Ukraine. Dort verkauften sie vor allem ausgefallene Seifen. Der Laden sei beliebt gewesen. „Wir hatten große Pläne“, sagt sie, „doch dann kam der Krieg.“ Jetzt versuchten sie, mit ihren handgemachten Produkten in Deutschland Fuß zu fassen. der Stand auf der Bodensee-Weihnacht sei ein erster Schritt.