Die Preise steigen derzeit in fast allen Lebensbereichen. Ein Angebot in Friedrichshafen bildete nun einen Gegenpol zur Inflation. Unter dem Motto „mehr wir“ haben Kirchen und weitere soziale Akteure fünf Tage lang einen solidarischen Mittagstisch geschaffen. Die Gäste hatten die Wahl: kostenlos essen oder einen beliebigen Betrag für das Gericht spenden.

Pfarrer Michael Benner (links) und Diakon Martin Rebmann freuten sich über die positive Resonanz.
Pfarrer Michael Benner (links) und Diakon Martin Rebmann freuten sich über die positive Resonanz. | Bild: Benjamin Schmidt

Täglich kamen mehr Menschen

Von Tag zu Tag kamen mehr Gäste, wie Diakon Martin Rebmann berichtet: „Am Montag waren es gut 120 Personen, am Dienstag schon 178.“ Zum Ende der Woche waren es 250. Kein Wunder: Der Veranstaltungsort neben der Kirche Sankt Nikolaus im Stadtzentrum liegt schön unter Bäumen: Biergarten-Atmosphäre.

Brigitte Mund (links) hat selbst schon bei der Essensausgabe geholfen. Sitznachbarin Ursula Schlögl (rechts im Bild) freute sich über ...
Brigitte Mund (links) hat selbst schon bei der Essensausgabe geholfen. Sitznachbarin Ursula Schlögl (rechts im Bild) freute sich über die bunte Mischung von Menschen auf dem Platz neben der Kirche. | Bild: Benjamin Schmidt

„Hier ist es so herrlich durchgemischt“, freut sich Brigitte Mund aus Ailingen, die am vergangenen Dienstag selbst bei der Essensausgabe geholfen hat. „Es macht Spaß, hier zu sein, man lernt neue Leute kennen“, so Mund weiter. Sitznachbarin Ursula Schlögl pflichtet bei. „Das hier ist konfessions- und gesellschaftsübergreifend.“

Josef Wendelin aus Friedrichshafen genoss die Sonne und das gute Essen.
Josef Wendelin aus Friedrichshafen genoss die Sonne und das gute Essen. | Bild: Benjamin Schmidt

So sieht es auch Josef Wendelin aus Friedrichshafen. „Es ist toll hier. Man trifft Leute aus der Stadt, Menschen, die man schon länger nicht mehr gesehen hat.“ Gemeinsam mit Freunden sitzt er in Sonnenbrille an einem Tisch und genießt Schwäbische Linsen mit Würsten und Spätzle. Für Vegetarier gab es am Donnerstag alternativ Nudeltaschen mit Ricotta-Spinat-Füllung in Salbeibutter.

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Elsa Cortijo Orbegoso de Waibel und ihr Mann Robert arbeiten bei der Stadt Friedrichshafen.
Elsa Cortijo Orbegoso de Waibel und ihr Mann Robert arbeiten bei der Stadt Friedrichshafen. | Bild: Benjamin Schmidt

Essen und neue Leute kennenlernen

Auch Robert Waibel, der beim Stadtplanungsamt arbeitet, freut sich über das Essen. „Mich als Schwabe haben heute die Spätzle hierher gebracht“, sagt er und lacht. Mit dabei: Seine Frau Elsa Cortijo Orbegoso de Waibel, sie ist bei der Verwaltung für das Interkulturelle Stadtfest verantwortlich. Sie lernt sogar einen Besucher kennen, mit dem sie sich auf Spanisch unterhalten kann – sie selbst stammt ursprünglich aus Lima, der Hauptstadt Perus.

Florian Nägele (links) und Werner Nuber würden sich freuen, wenn es auch künftig vergleichbare solidarische Angebote in der Stadt gäbe.
Florian Nägele (links) und Werner Nuber würden sich freuen, wenn es auch künftig vergleichbare solidarische Angebote in der Stadt gäbe. | Bild: Benjamin Schmidt

Wiederholung ausdrücklich erwünscht

„Was für mich bleibt, ist die Frage der Etablierung“, sagt Florian Nägele. Der Sozialarbeiter ist tätig als Streetworker beim Verein Arkade. SPD-Stadtrat Werner Nuber, der ebenfalls für Arkade arbeitet, ist derselben Meinung. Ganz unwahrscheinlich ist das tatsächlich nicht: „Wir denken derzeit darüber nach, das hier zu wiederholen“, sagt Michael Benner, Pfarrer in Friedrichshafen.

Solidarischer Mittagstisch Friedrichshafen: Jeder gibt, was er hat.
Solidarischer Mittagstisch Friedrichshafen: Jeder gibt, was er hat. | Bild: Benjamin Schmidt

„Ich bin überwältigt von der guten Resonanz“, so Pfarrer Benner weiter. Allerdings bräuchte es hierfür wohl finanzielle Unterstützung, etwa von der Zeppelin-Stiftung. „Vor allem sind aber auch der Auf- und Abbau arbeitsaufwändig“, führt Benner aus. Das gelte besonders, wenn das Essen draußen neben der Kirche stattfindet. Alternativ böte sich das Gemeindehaus an.

Gesichert ist: Interessierte können am Samstag erneut solidarisch essen. Diesmal nicht mittags, sondern ab 15 Uhr. Bis etwa 19.30 Uhr läuft dann neben der Kirche das Fest „Wir Feiern“. Neben Essen und Trinken auf Spendenbasis ist ein Programm samt Zauberer für Kinder geplant.

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