Axel Pries

Der Effekt verblüfft beim Selbstversuch: Linker Hand wollen hektisch leuchtende Knöpfe gedrückt werden, während das Steuerpult vorne zu brennen beginnt. Man ist versucht aufzustehen, um es zu löschen. Und dann plötzlich die endlose Weite des Alls oben, links und rechts – unten mit der schwebenden ISS und einer friedlich leuchtenden Erde. Schade: alles nur Schein, alles nur scheinbar zum Greifen nah. Mit dieser virtuellen Realität, englisch "virtual reality", lockt ab sofort das Dornier-Museum in Friedrichshafen zu einer neuen Attraktion in der Ausstellung "Science & Fiction – 50 Jahre Raumschiff Enterprise".

Seit das Dornier-Museum die Ausstellung Ende Oktober eröffnete, haben 10 354 Besucher die Räume mit den echten Star-Trek-Exponaten besucht, sagte Museumsdirektor Berthold Porath bei einem Pressegespräch zu der Neuerung. Damit sei die noch bis Juni 2018 geöffnete Ausstellung bereits erfolgreich und habe sich auch bei der Gesamtzahl der Museumsbesucher bemerkbar gemacht: Im November stieg die Zahl auf das Doppelte des üblichen Werts. "Das ist unser Beitrag zum Winter-Tourismus." Aus einem weiten Umkreis um die Bodensee-Region seien Besucher gekommen, um die ungewöhnliche Ausstellung zu sehen, mit der das Dornier-Museum auch ein Stück seinem eigenen Anspruch nachkomme, in die Zukunft zu weisen.

"Wir wollen auch die Zukunft zeigen"

In diesem Fall ist es eine fiktionale Zukunft, aber Visionen dieser Art, so erklärte der Direktor schon bei der Eröffnung, seien Antrieb für neue Erfindungen. Das Handy und der 3-D-Drucker hätten schließlich auch Pendants schon in den frühen Star-Trek-Filmen gehabt. "Wir wollen nicht nur Vergangenheit bewahren", formuliert das Ingo Weidig, Kurator der Ausstellung: "Wir wollen auch die Zukunft zeigen." Die Zukunft der Weltraum-Technik biete sich einfach an, schließlich sei das frühere Unternehmen Dornier in diesem Bereich immer wieder erfolgreich dabei gewesen. Es gehe darum, "das Thema Raumfahrt für Besucher begreifbarer zu machen", sagt der Direktor.

Zur Zukunft zählt auch die Technik der virtuellen Realität, wie sie dem Besucher-Gehirn über 3D-Brillen vermittelt wird. Die dargestellte Welt erscheint plastisch anfassbar – eine Technik, die vor allem junge Leute begeistert. Darin liegt auch das Ansinnen: Das Museum wolle mit dem Stück "virtual reality" in der Star-Trek-Ausstellung junges Publikum ansprechen. Dafür wandte man sich an die Firma MXO Media AG aus Stuttgart, ein junges Unternehmen, das darauf spezialisiert ist, virtuelle Welten zu erschaffen. In diesem Fall, so erläuterte der Entwickler Michael Wünsch, habe man die Kommandobrücke eines Raumschiffs ähnlich der Enterprise dreidimensional gestaltet und dazu eine Weltraumschlacht ersonnen. In einem zweiten Teil folgt eine Weltraum-"Landschaft", in der der Betrachter über der Internationalen Raumstation schwebt. "Die ISS haben wir eben immer dabei", erläutert Direktor Porath und stellt fest: "Wir entwickeln die Ausstellung weiter."

Da sitzt man dann auf dem "Captains Chair" der Enterprise-Kommandobrücke, die Captain Kirk einmal freigegeben hat, stülpt sich die VR-Brille über, drückt einen Knopf und ist schon für zwei Minuten in einem Weltraum-Abenteuer dabei, bei dem man buchstäblich nach den Sternen greifen möchte. Oder wie Berthold Porath meint: "Der Besucher ist jetzt Captain Kirk."


Die Sonderausstellung

Seit dem 28. Oktober und noch bis zum 18. Juni 2017 lädt das Dornier-Museum zur Sonderausstellung "Science & Fiction – 50 Jahre Raumschiff Enterprise", in der echte Exponate der kultigen Weltraum-Serien ausgestelt sind – nun erweitert um das Erlebnis "virtual realitiy". Über Weihnachten lockt das Museum mit speziellen Angeboten, etwa dem Wertgutschein über 2 Euro beim Verzehr im Do-X-Restaurant. Am Donnerstag, 29. Dezember, findet die zweite Star-Trek-Nacht mit einer Oldie-Dance-Night im Hangar statt. Die Sonderausstellung ist dann bis 23 Uhr geöffnet. Das Museum ist in den Ferien geöffnet, hat aber am 24. und 25. Dezember geschlossen.

Weitere Informationen unter: 
www.dorniermuseum.de