Wenn es Mittag wird in Friedrichshafen, schwärmen sie aus: Schüler gehen auf die Suche nach Mittagessen. Bäcker, Dönerbuden und Asia-Imbisse machen gute Geschäfte. "Das ist einfach besser hier", sagt Heiko, der die K 1 im Graf-Zeppelin-Gymnasium (GZG) besucht und sich im Imbiss "Regenbogen" einen Döner bestellt hat. "Man kann sich aussuchen, was man essen will", ergänzt Marius. Kim hat eine eindeutige Meinung zum Mensaessen: "Die Penne sind nicht durch und das Fleisch war tiefgefroren", sagt sie. In der Mensa kostet eine große Portion 3,60 Euro – teurer sind Pizza, Dürüm oder Falafel auch nicht.
Kommunale Küche
Abhilfe könnte eine kommunale Küche schaffen, die für Kindertagesstätten und Schulen im Stadtgebiet kinder- und jugendgerechtes Essen zubereitet. So schlägt es die SPD in einem Antrag vor, der heute im Sozialausschuss beraten wird. Der Antrag verweist auf Probleme, die mit Caterern auftraten. "Die Einrichtung einer zentralen Küche könnte Transportwege verkürzen, regionale Produkte gewährleisten, unnötiges Müllaufkommen reduzieren und gesundheitliche Risiken minimieren", heißt es dort.
Nachfrage nach Schulessen steigt
Die Stadtverwaltung sieht keinen Handlungsbedarf. "Die Nachfrage nach Schulmittagessen ist seit Jahren nicht nur ungebrochen hoch, sondern stetig weiter steigend", heißt es in der Beschlussvorlage. Das liege auch daran, "dass es für das in Friedrichshafen etablierte System der Schulverpflegung eine hohe Akzeptanz und Zufriedenheit gibt". Die meisten Schulen bekommen ihr Essen vom ZF-Gastronomie-Service. Damit sei die Regionalität berücksichtigt. Eine Umfrage am GZG habe im Großen und Ganzen die Zufriedenheit der Schüler festgestellt.
Schüler kritisieren Mensaessen
Schüler können sich an eine solche Umfrage nicht erinnern. "Es gab mal Zettel in der Mensa, zu Portionsgröße und ob das Essen abwechslungsreich sei. Richtig Kritik üben konnten wir nicht", sagt eine Schülerin. Schülersprecherin Sophie Navratil plädiert auch für eine kommunale Küche. "Mehr Frisches wäre gut", sagt sie. Sie war lange nicht mehr in der Mensa. "Das Essen hat nicht geschmeckt, und es ist voll und laut."
Auch die Schulverpflegung anderer Schulen bekommt schlechte Noten: "Die Nudeln sind entweder kalt oder matschig", sagt eine Achtklässlerin am Karl-Maybach-Gymnasium. "Für Vegetarier gibt es oft die Wahl zwischen Fleisch und Fisch", sagt ihre Freundin aus der 9. Klasse. Eine Achtklässlerin der Gemeinschaftsschule Schreienesch sagt: "Der Reis ist hart, das Fleisch ist zäh und die Soße schmeckt überhaupt nicht." Ein Schüler der 9. Klasse sagt, er esse nur auswärts. "Das kann doch nicht gewollt sein, dass wir Kinder so was essen", urteilt er.
Gesamtelternbeirat teilt Schülermeinung
Der Gesamtelternbeirat steht hinter der Idee einer kommunalen Küche, denn die Verpflegung an der Schule sei von minderer Qualität. In ihrer Stellungnahme heißt es: "Wir sind entsetzt, wie mit einem derart wichtigen Grundbedürfnis unserer Kinder umgegangen wird." Die Speisen seien weder frisch noch nahrhaft oder kindgerecht. Die steigende Zahl der Essensportionen liege am Zuzug und am Ausbau des Ganztagsbereichs. "Dass ein nicht unerheblicher Teil der Portionen nach zwei Bissen entsorgt wird, ist bei diesen Zahlen unberücksichtigt." Auch das Jugendparlament Friedrichshafen unterstützt die Einführung einer Gemeinschaftsküche. Die Jugendlichen plädieren für frische Zubereitung, weniger Müll und Regionalität.
Für Gemeinderätin Christine Heimpel, die den Vorschlag erarbeitet hat, steht fest: "Wir lassen uns so nicht abspeisen." Sie will eine umfangreiche Befragung an Schulen durchsetzen.
An diesen Schulen kommt das Mensa-Angebot besser an
Dass es anders geht, zeigt die Bodensee-Schule. Hier bereiten zwei Köche und eine Hauswirtschafterin täglich rund 950 Essensportionen zum Preis für 3,90 Euro pro Portion zu. Der Koch trifft sich regelmäßig mit Schülervertretern, um Änderungen im Speiseplan zu besprechen. "Essensqualität ist ein entscheidender Faktor an Ganztagsschulen, da darf man nicht sparen", sagt Schulleiter Gerhard Schöll. Auf dem Speiseplan stehen zum Beispiel Allgäuer Bergkäsknöpfle, Salat und ein Schokokuss. Klasse 7 C isst zusammen an einem Tisch. "Lecker", sagt Tabea, Joshua findet es "gut" und Salome " sehr gut". Die Stephan-Brodmann-Grundschule in Immenstaad bekommt ihr Essen vom Restaurant Heinzler. Dort wird für die Kinder jeden Morgen ein Gericht aus frischen Zutaten zubereitet – Kosten: 4,20 Euro.