Reihum Applaus, als am Dienstag kurz vor 14 Uhr auf dem Areal des künftigen Frei- und Seebades beim traditionellen Richtspruch zwei Gläser vor dem Rohbau zerschellen. Der letzte Vers von Bauleiter Michael Gerich (Härle Hoch- und Tiefbau) lautet: "Du. Glas – zerspringe im Grund! Geweiht sei dieses Strandbad in Fischbach zu dieser Stund!" Gerich berichtet zuvor, er habe am 1. März nicht schlecht geschaut, als er erfährt, dass er die Bauleitung für dieses Vorhaben übernehmen solle. Es habe anfänglich Probleme mit dem weichen Untergrund und wegen viel zu viel Regens im Frühjahr gegeben. Er lobt die gute Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten und den daraus folgenden Fortschritten: "Nun schaue ich zum zweiten Mal nicht schlecht, denn zehn Monate später stehe ich wieder hier und halte den Richtspruch."


Oberbürgermeister Andreas Brand heißt die Richtfestgesellschaft willkommen, darunter Mitglieder des Gemeinderates, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Planer, Handwerker und einige Fischbacher. Brand spricht von einem "guten Tag für Fischbach und die Fischbacher". Im März dieses Jahres sei Baubeginn gewesen. "Nun ist der Neubau so weit fortgeschritten, das wir mit Ihnen Richtfest und damit die Fertigstellung des Rohbaus feiern können". Brand ergänzt, es entstehe etwas sehr Ordentliches. "Wir liegen im Zeit- und Kostenplan." Mitte nächsten Jahres – wohl im Juli – solle das Frei- und Seebad betriebsbereit sein. "Heute ist ein freudiger Tag, die Vorgeschichte lassen wir außen vor und behalten das für die Einweihung auf", sagt Brand. Und deutet dann doch an, dass ein einst geplantes Thermalbad Dreh- und Angelpunkt mit Diskussionen und Auseinandersetzungen zuletzt mit dem Schweizer Investor Kurt Eicher gewesen ist.
Detlef Sacker, Architekt und Stadtplaner aus Freiburg, erläutert ein paar Details zu Konzept und Struktur des Bades. Beispielsweise den in der Mitte gelegenen Eingangsbereich, der die beheizten sowie nichtbeheizten Bereiche voneinander trennt und den Blick nach Süden in Seerichtung freigibt. Kiosk und Thermalbecken im westlichen Trakt zur benachbarten Wohnbebauung hin, Kinderbecken und Spielplatz am östlichen Ende des Gebäudes. Außerdem den auf der Südseite angelegten Arkadengang, ebenfalls mit Blickrichtung zum See. "Ich denke schon, dass es Ihnen gefallen wird", prognostiziert Sacker an die Festgesellschaft und die Fischbacher gerichtet.

Daten und Zahlen
Die Kosten für das Frei- und Seebad werden von der Stadtverwaltung auf rund 13,62 Millionen Euro beziffert; knapp 969 000 Euro hat der Erwerb der Bohrstelle Thermal- und Mineralwasser durch die Zeppelin-Stiftung gekostet. 680 000 Euro werden in die Umgestaltung der öffentlichen Flächen bei Frei- und Seebad investiert. Das Bad soll im Sommer 2017 in Betrieb genommen werden. (gan)
Chronik eines nie gebauten Thermalbades
- Ende November 1996 gibt OB Bernd Wiedmann Pläne für ein Thermalbad bekannt. Die Kosten werden auf 35 bis 40 Millionen D-Mark geschätzt. Bereits im Sommer 1995 hat der OB das geologische Landesamt kontaktiert – mit der Frage, wie groß die Chancen stehen, bei Bohrungen auf Thermalwasser zu stoßen. Antwort im März 1996: 90 Prozent. Als Investor wird das Unternehmen Karl Fränkel genannt.
- Dezember 1996: Die Fraktionsführer des Gemeinderates einigen sich mit OB Wiedmann darauf, die für 10. Dezember vorgesehene Sondersitzung im Januar/Februar 1997 zu halten. Es werden Vorbereitungen zur Ausschreibung einer Probebohrung getroffen.
- 1998: Der Gemeinderat Friedrichshafen entscheidet sich für die Privatisierung des See- und Freibads in Fischbach und dafür, einen Investorenwettbewerb auszuschreiben.
- 1999 im März stimmt der Gemeinderat dem Bäderkonzept des Eicher-Projektes zu. Im November werden Rahmen-, Erbbaurechts- und Pachtvertrag geschlossen.
- 2000: Die Stadt lässt nach Thermalwasser bohren.
- 2002: Der Gemeinderat entscheidet sich mit einigen Auflagen erneut fürs Thermalbad. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, einen Bürgerentscheid durchzuführen.
- 2003: Der Bürgerentscheid erreicht nicht das notwendige Quorum von 30 Prozent. Es erfolgt die öffentliche Auslegung des Bebauungsplanes.
- 2004: Der Bebauungsplan wird vom Regierungspräsidium Tübingen genehmigt und ist seit 1. Oktober rechtskräftig. Das Bad-Areal wird aus dem Landschaftsschutzgebiet Uferzone Fischbach herausgenommen.
- 2005 bis 2007: Zahlreiche Klagen gegen das Projekt, darunter eine Normenkontrollklage vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim, scheitern.
- 2009: Am 21. Dezember übergibt der Erste Bürgermeister die Baugenehmigung für das Thermalbad an Eicher.
- 2010: Am 17. Mai erteilt das Landratsamt die wasserrechtliche Genehmigung.
- 2011: Der Baubeginn wird auf Januar 2012 verschoben.
- 22. März 2012: Thermeninvestor Kurt Eicher muss bis Ende des Monats Finanzierung für das 46-Millionen-Euro-Projekt vorlegen.
- Mitte April 2012: Investor Kurt Eicher hat Frist über Finanzierungsverweis. Stattdessen sucht er juristischen Beistand und will sich gegen das gesetzte Ultimatum wehren.
- 17. April 2012: Eicher macht öffentlich, dass er die fehlende Bankbürgschaft über 46 Millionen Euro nicht fristgerecht einreichen werde. Er will eine Fristverlängerung juristisch erzwingen.
- 18. April 2012: Das Projekt Thermalbad ist geplatzt, die Stadt Friedrichshafen kündigt Vertrag mit Investor Kurt Eicher.
- Juli 2012: Kurt Eicher muss sein Therme-Planungsbüro räumen. Die Stadt Friedrichshafen hat das Mietverhältnis für das Haus Wagner in der Zeppelinstraße 273 in Fischbach mit sofortiger Wirkung gekündigt.
- Ende August 2012: Eichers Anwalt kündigt Ansprüche auf Schadensersatz an.
- 19.
- Februar 2014: Das Vorhaben Thermalbad geht endgültig zu den Akten. Es hat einen gerichtlichen Vergleich mit Investor Eicher gegeben, die Stadt zahlt 160 000 Euro. Eicher wollte 4,7 Millionen Euro Schadensersatz.
- Juni 2015: Gemeinderäte stimmen den Planungen zum Freibad Fischbach zu. Die Arbeiten werden jetzt ausgeschrieben.
- 12./13. September: Letztes Bade-Wochenende vor dem anstehenden Abriss des Frei- und Seebades in Fischbach.
- 23. März 2016: Spatenstich fürs neue Frei- und Seebad.
- August 2016: Die Bauarbeiten fürs neue Frei- und Seebad laufen wie geplant, teilt die Stadtverwaltung mit.
- 13. Dezember 2016: Richtfest fürs neue Frei- und Seebad. (gan/kck)