Flughafen-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr sieht trotz eines Jahresverlusts von 1,7 Millionen Euro für 2017 wieder optimistisch in die Zukunft. Das wurde am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz deutlich.

Mit rund 517 000 Passagieren im vergangenen Jahr flogen 6000 oder 1,3 Prozent weniger vom oder zum Bodensee-Airport als 2016. Eigentlich hätte der Rückgang der Fluggastzahlen deutlicher ausfallen müssen. Denn durch die überraschende Einstellung der Köln-Strecke durch People's Viennaline, durch den Rückzug der später pleite gegangenen Air Berlin im Mallorca-Verkehr sowie deutlich weniger Tourismus-Flüge in die Türkei sank die Zahl der Fluggäste erheblich.

Starkes Wachstum auf Strecken nach Osteuropa

Doch seit Juli vergangenen Jahres ziehen die Passagierzahlen von Monat zu Monat wieder an, womit der Negativtrend gestoppt wurde. Vor allem im Winter gab es zweistellige Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat, im Dezember sogar plus 26 Prozent. Dazu trugen eine vierte Frequenz im täglichen Flugverkehr nach Frankfurt dank höherer Nachfrage ebenso bei wie das starke Wachstum auf den Wizz-Air-Strecken nach Osteuropa und mehr Passagiere, die bei Germania buchten. Neu dazu kamen die Airlines Eurowings und Norwegian, die nach der Monarch-Pleite auf der London-Strecke einstiegen.

Ab 4. Juni wieder Flüge nach Düsseldorf

Dieser positive Trend hat sich im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt. Neun Prozent mehr Passagiere als in den ersten drei Monaten 2016 verzeichnet die Flughafen-Gesellschaft (FFG). Auch in den nächsten Monaten rechnet Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr mit steigenden Zahlen. Am 4. Juni nimmt die dänische Sun-Air den Flugbetrieb unter der British-Airways-Flagge nach Düsseldorf auf und reaktiviert damit die erste der drei früher bedienten innerdeutschen Linien. Der Ticketvorverkauf laufe gut, erklärt Wehr. Die Dänen wollen auch auf der Hamburg-Strecke einsteigen, wenn Düsseldorf erfolgreich läuft. Für Berlin halte die FFG weiterhin intensiv Ausschau nach einem neuen Anbieter.

Drei neue Ziele in Portugal und in der Türkei

Neben Düsseldorf kommen mit dem portugiesischen Faro (Germania), Bodrum (Tailwind) und Kayseri (Germania) in der Türkei drei neue Flugziele in den Flugplan des Bodensee-Airports. Nach Einschätzung von Claus-Dieter Wehr biete sich auch ein Ausbau des Flugangebots nach Palma de Mallorca an; hier sei die Nachfrage höher als das Angebot. Das komme aber erst für 2019 in Betracht. Insgesamt rechnet der FFG-Geschäftsführer am Jahresende 2018 mit fünf Prozent mehr Passagieren, was rund 542 000 Fluggästen entspräche.

Im operativen Geschäft 1 Million Euro im Plus

Wirtschaftlich habe der Flughafen im vergangenen Jahr „besser gewirtschaftet als 2016“, sagte Wehr bei der Medienkonferenz. Im operativen Geschäft ist die FFG nach wie vor gewinnbringend und bleibt mit rund 1 Million Euro im Plus. Doch nach Abzug von Abschreibungen, Zinsen und Steuern bleibt unter dem Strich auch 2017 ein Minus von 1,7 Millionen Euro stehen. Eingerechnet ist nach Angaben von Wehr eine Sonderabschreibung von 200 000 Euro an Planungskosten für einen neuen Tower, die vor 2013 erstellt wurden und keine Basis mehr für eine Lösung sind.

Das um solche Sondereffekte bereinigte Ergebnis von minus 1,3 Millionen Euro sei rund 200 000 Euro besser als 2016. Außerdem habe es der Flughafen erneut geschafft, alle Investitionen – das waren 672 000 Euro im vergangenen Jahr – selbst zu finanzieren. Allerdings sei pro Jahr ein Aufwand von rund 1,5 Millionen Euro nötig, um den Flughafen in Schuss zu halten und auf Vordermann zu bringen. Um die Liquidität des Betriebs zu sichern, musste Wehr Anfang 2017 jedoch zeitweilig einen Investitionsstopp verhängen.

Bis 2022 Investitionen von 13,2 Millionen Euro nötig

Den Investitionsbedarf vor allem in die Infrastruktur des Flughafen bezifferte Wehr auf 13,2 Millionen Euro bis zum Jahr 2022. „Wir haben einen gewissen Nachholbedarf“, sagte Wehr. Vieles werde aber auch durch Auflagen der Europäischen Flugsicherheitsbehörde (EASA) nötig. Die Gelder sind durch neue Darlehen von 17,4 Millionen Euro gesichert, die die Hauptgesellschafter – Stadt Friedrichshafen und Bodenseekreis – Ende 2017 gewährten. Allerdings fließen allein 12 Millionen Euro davon bis 2019 ab, um Altdarlehen zu tilgen. Der Bodensee-Airport habe nicht nur eine strukturelle Bedeutung für die Region, sondern an ihm hängen auch rund 700 Arbeitsplätze, unterstrich der FFG-Geschäftsführer die Bedeutung des Regionalflughafen.

Flugsicherheit kostet viel

Noch immer ist nicht klar, welche Lösung es für den Tower am Bodensee-Airport gibt.

Allein für die Flugsicherheit gibt der Flughafen Friedrichshafen nach Angaben von Claus-Dieter Wehr jährlich rund 2 Millionen Euro aus, wobei nur rund 500 000 Euro durch Einnahmen über Landegebühren etwa wieder refinanziert werden können. Bei großen Flughäfen ist hier die Deutsche Flugsicherung (DFS) zuständig.

Seit Jahren wird über einen Ersatzbau für den Tower am Flugfeld diskutiert, in dem die Fluglotsen ihren Dienst versehen. Der aus den 1950er Jahren stammende Kontrollturm ist sanierungsbedürftig und bietet nicht mehr ausreichend Platz. Eine Lösung gibt es nach Aussage von Wehr nach wie vor nicht. Zeitlich sei das Problem aber nicht drängend. Derzeit gebe es zwei Optionen: einen Neubau oder einen virtuellen Tower, also Fluglotsendienste, die auch weitab vom Flughafen per Videokamera und Datenübertragung möglich sind.

Im Sommer übernimmt nach der Neuausschreibung ein Tochterunternehmen der DFS, die DFS Aviation Services, die Fluglotsendienste im Tower und löst damit zum 1. Juli den österreichischen Flugsicherungsanbieter Austro Control ab. Der Vertrag mit dem Bodensee-Airport läuft acht Jahre. Das Unternehmen übernimmt alle acht Lotsen am Standort Friedrichshafen. Nach dem Wechsel will die Flughafen-Gesellschaft das Thema erneut aufnehmen und mit dem neuen Betreiber nach einer Lösung für das Tower-Problem suchen.

„Wir haben besser gewirtschaftet als 2016. Der laufende Betrieb ist nach wie vor gewinnbringend."

Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen GmbH