Sie ist ein einmaliges Flugzeug, die Ju 52, von vielen liebevoll "Tante Ju" genannt. Sie war schon oft am Flughafen Friedrichshafen für Rundflüge zu Gast.
Lufthansa stellt Zuschüsse ein
Auch die Schweizer Ju 52 der Ju-Air aus Dübendorf bei Zürich gehören zu den Stammgästen am Bodensee-Airport, vor allem bei den Flugtagen "Do-Days" des Dornier-Museums.
Deshalb war der Schock für Freunde der fliegenden Oldtimer umso größer, als Anfang dieser Woche bekannt wurde, dass die Deutsche Lufthansa AG ihren bisher üblichen finanziellen Zuschuss zum Flugbetrieb der D-AQUI an die Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS) als Halter der Ju 52 einstellt.
Gebaut ab den 30er Jahren in der typischen Junkers-Wellblechtechnik ist die Robustheit des Fliegers legendär. Die Ju 52 “D-AQUI”, die von der DLBS betrieben wird und seit Jahrzehnten Rundfluggäste über Deutschland fliegt, erkennen selbst Luftfahrt-Laien am typischen Geräusch ihrer Sternmotoren.

Was viele nicht wussten: Der Ju 52-Flugbetrieb war trotz mehrerer tausend Fluggäste jährlich und nicht geringer Rundflugpreise offenbar nicht kostendeckend.
Plausibles Konzept
Wolfgang Servay, Sprecher der DLBS, erklärte, dass jeder Ju 52-Fluggast von der Lufthansa bezuschusst wurde. Damit höre die deutsche Kranich-Airline jetzt aber nach einem Vorstandsbeschluss auf. Ausschlaggebend seien rein finanzielle Gründe.
Man werde bei der DLBS jetzt erst einmal in Klausur gehen und in Ruhe beraten, wie es weitergehen könnte.
Deshalb gelte es jetzt, ein sauberes, plausibles Konzept für einen möglichen zukünftigen Flugbetrieb zu erstellen. Das dauere natürlich einige Zeit.
Alle Passagier-Rundflüge für 2019 abgesagt
Bereits abgesagt sind alle Rundflüge mit Passagieren für 2019. Auf der Homepage der DLBS ist zu erfahren, dass bereits gekaufte Gutscheine zurückerstattet werden. Vielleicht wird die D-AQUI also wieder fliegen, etwa auf Airshows, dann aber nicht mehr wie bisher mit Passagieren an Bord.

Auf der Homepage des Dornier-Museums werden 30-minütige Rundflüge mit der "Tante Ju" bei den Do-Days noch für 239 Euro angeboten. Bei der Flugschau, die immer im August Tausende Zuschauer lockt, war der Flieger in den vergangenen Jahren immer dabei.
Unvorhersehbare finanzielle Löcher
Auf Nachfrage des SÜDKURIER bedauert Pressesprecher Philipp Lindner die Einstellung des Flugbetriebs. "Es ist natürlich sehr schade, dass die Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung die Flüge mit der Ju 52 einstellt." Das Flugprogramm für die Do-Days 2019 werde derzeit ausgearbeitet.
Schon seit Monaten steht die D-AQUI mit einem Defekt an der Motoraufhängung am Münchner Flughafen, statt in der Hamburger Werft auf die kommende Saison vorbereitet zu werden, wie ursprünglich geplant.
Die Ju 52 hatte durch außerplanmäßige und kostspielige Reparaturen in der Vergangenheit einige unvorhersehbare finanzielle Löcher ins Budget der DLBS gerissen.
Absturz in den Schweizer Alpen
Überhaupt ist es keine gute Zeit für die Ju 52: Vergangenen August war in den Schweizer Alpen ein Exemplar der eidgenössischen Ju-Air möglicherweise durch einen Pilotenfehler abgestürzt, die Untersuchungen dazu laufen noch.
Zudem hat im November 2018 das schweizerische Bundesamt für Zivilluftfahrt als Reaktion auf einen Zwischenbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST), etwa vergleichbar mit dem deutschen Luftfahrt-Bundesamt, ein vorläufiges Flugverbot für die beiden noch flugtüchtigen Ju 52-Exemplare der Ju-Air in Dübendorf bei Zürich verhängt.
Reparaturen notwendig?
Ein vorläufiges Grounding ist ein geläufiges Vorgehen, wenn bei einer Unfalluntersuchung schwerwiegende Vorkommnisse, Fehler oder Defekte bekannt werden, von denen Flugzeuge gleichen Typs oder Baureihe ebenfalls betroffen sein könnten.
So wurde laut dem veröffentlichten Zwischenbericht bei der Untersuchung des Ju52-Wracks Korrosion an verschiedenen Stellen der verunglückten Maschine gefunden. Diese hätte aber nicht zum Absturz geführt.

Da die beiden anderen Ju 52 der Ju-Air ähnliche Baujahre aufweisen, müsse nun erst einmal festgestellt werden, ob diese Flugzeuge ebenfalls von möglicher Korrosion betroffen sind und dann gegebenenfalls repariert werden, bevor sie wieder eingesetzt werden dürfen.
Deshalb sind zumindest in naher Zukunft weder in Deutschland noch in der Schweiz Mitflüge in einer der drei derzeit noch zugelassenen Ju 52 möglich.